Schaumainkai, Frankfurt. Beinahe jeder ist mit Smartphone unterwegs. Inmitten all der Mobilen verweilt ein Relikt vergehender Gesprächskultur: ein Fernsprecher.
Ich betrete die Telefonzelle, fühle mich an einen Beichtstuhl erinnert. Des alltäglichen Treibens entrückt, bekommt es besondere Bedeutung, wen ich in meinem Hier und Jetzt gegenwärtig haben will. Und anrufe.
Der Fernsprecher ist ein Versprechen. Mit seiner Hilfe vergewissere ich mich einer Beziehung. Ist nicht auch Religion eine Art Fernsprechen? Absehen von der unmittelbaren Situation. Einzelne Lebensmomente in größerem Kontext begreifen. So ist Religion Unterbrechung des Alltags, ohne Rückzug von der Welt zu sein. Es geht ihr um Gestaltung von Distanz. Indem sie Grenzen würdigt und Möglichkeiten auch. Mit Bezug zu Gott - in der Ansprache des Mitmenschen. Ein Augenblick noch, dann trete ich wieder aus der Zelle heraus.