Reli to go 10: Jesu Auferstehung – mehr als frommes Wunschdenken?

„Glauben Sie echt daran, dass Jesus auferstanden ist?“ Immer mal wieder bin ich das von Schüler*innen meiner Religionsklassen gefragt worden. Und manchmal konnte ich ihnen richtig ansehen, wie sie sich heimlich dachten: Und dabei sieht sie sonst ganz normal aus…

 

Glaube ich echt daran, dass Jesus auferstanden ist? Ja, das glaube ich. Und das übrigens nicht, weil ich es glauben „muss“, etwa, weil meine Religion oder meine Kirche es mir vorschreibt, sondern weil dieser Satz „Jesus ist wahrhaftig auferstanden“ für mich das zentrale Bekenntnis meines Glaubens enthält.

 

Die Texte des Neuen Testaments legen davon ein beredtes Zeugnis ab. Alle ihre Autoren, ob sie nun Briefe, Evangelien, die Apostelgeschichte oder die Offenbarung des Johannes geschrieben haben, kommen von der Auferstehung Jesu her. Das heißt: Selbst die Evangelien, die doch von der Zeit erzählen, als Jesus noch auf der Erde lebte und wirkte, sind erst geschrieben worden, als Jesus bereits auferstanden war. Und diese Auferstehung, die ließ alles, was vorher war, in einem anderen Licht erscheinen. Nun konnte man sich ganz sicher sein: in diesem Menschen was Gott selbst am Werk. Jesus von Nazareth war der verheißene Messias und der Gesalbte, auf Griechisch: der Christus.

 

Diese Glaubensgewissheit prägte die ersten Christ*innen und ihre Zeugnisse und sie prägte ganze Generationen über Jahrhunderte bis heute. Und sie prägt mich.

 

Nein, ich kann nicht beweisen, dass Jesus auferstanden ist. Niemand kann das. Die Evangelien erzählen, dass das Grab Jesu leer gefunden worden sei – doch ist das ein Beweis? Schon das Matthäusevangelium muss sich offensichtlich mit dem hartnäckigen Gerücht rumschlagen, das Grab sei deshalb leer gewesen, weil Jesu Jünger den Leichnam gestohlen hätten (vgl. Mt 28,11–15). Paulus kann ganz viele Zeugen anführen, denen der auferstandene Jesus erschienen sein soll, einschließlich seiner eigenen Person. Aber kann man wirklich sicher sein, dass die sich das nicht nur eingebildet haben und Opfer einer (Massen-)Hysterie geworden sind? (1Kor 15,5–9) Ein Beweis ist auch das nicht.

 

Deshalb sagt schon das Neue Testament: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ (Joh 20,29) Dabei wollte der ungläubige Thomas doch genau das Gegenteil erleben – nämlich erst (den Auferstandenen anfassen und) sehen und dann (an seine Auferstehung) glauben. Doch tut er das dann doch nicht. Und ich kann es nicht mehr. Ich kann mich nur auf eine vermittelte Spurensuche begeben und die Spuren dieser Auferstehungsgewissheit in den Zeugnissen der Menschen entdecken, die dem Auferstandenen begegnet sind und die das weitergetragen haben, was sie glauben.

 

Ja, ich glaube, dass Jesus auferstanden ist. Und ich glaube, dass auch ich selbst einst auferstehen werde, so wie er als der „Erstling der Entschlafenen“ viele Jahrhunderte vor mir. Und dafür muss mein Grab nicht leer sein, dafür muss es nicht einmal mehr ein Grab von mir geben. Denn Auferstehung meint doch nicht Wiederbelebung eines Leichnams, sondern Auferstehung meint Verwandlung in eine neue und ganz andere Lebensrealität. Und dafür hätte Jesu Grab sogar voll sein können. Meinem Glauben würde das keinen Abbruch tun. Denn Jesus ist auferstanden.

 

Michaela Veit-Engelmann

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