Abendmahl feiern wir weiterhin in Kopräsenz, aber auch im Video-Chat, vorsichtig vielleicht auch als Hausandacht. Hier wie da wachsen neue Formen; aber auch tradierte Abläufe gewinnen neu an Kraft. „Es geht beim evangelischen Abendmahl nicht um Empfang verwandelter Materie, sondern um den Zuspruch und die Gabe im gemeinsamen Essen und Trinken.“ Es geht um „Gabe und Gemeinschaft“.
Mit Konfis kann hier etwas erkundet werden. Der didaktische Vorteil: Wir bringen nicht den Konfis die Bedeutung des Abendmahls bei, um es dann mit ihnen zu feiern. Sondern im Erkunden der Formen erschließen sich die Konfis die Bedeutung des Abendmahls. Konfis probieren also verschiedene Formen aus, tauschen sich dann darüber aus und überlegen, wie sie zukünftig Abendmahl feiern wollen. Unsere Aufgabe ist es dann, Wissen über das Abendmahl einzuspielen, wenn es der Gestaltung der Form dienlich ist. Ein Beispiel: Gegen ein Abendmahl, das per Youtube jederzeit individuell abrufbar ist, spricht, dass dabei „Gleichzeitigkeit“ verloren geht, die aber für das Erleben von Gabe und Gemeinschaft wichtig ist.
Folgende Formen seien zum Erproben empfohlen:
Hausandacht: Der Bischofsrat der Landeskirche Hannover „erlaubt“ zur Zeit, Abendmahl in der Familie ohne Ordinierte zu feiern. Dabei geht aber, wie zu Recht kritisch angemerkt wurde, der Blick auf „den gesamtkirchlichen Bezug jeder Abendmahlsfeier“ verloren, der darin besteht, dass jedes Abendmahl „auf den gesamten Leib Christi bezogen“ ist.
Andererseits hat das vergangene Jahr gezeigt, dass Familien allgemein sehr dankbar sind, wenn ihnen Abläufe für Hausandachten zur Verfügung gestellt werden. Hier sei daher noch einmal auf das Dokument „Dezentrales Agapemahl“ hingewiesen, das sich unter dem Link „Gottesdienste“ findet. Es kann so offen angelegt werden, dass die Entscheidung, ob die Feier Abendmahl oder Agapemahl sei, bei den Teilnehmenden liegt und damit „auf die Ebene der Rezeption“ verlagert wird.
Wandelabendmahl: Laden Sie Konfis und deren Familien an einem Nachmittag zu einem Wandelabendmahl ein. Im Abstand von zehn Minuten kommen die Gruppen in die Kirche. Auf dem Altar stehen Brot und Kelch. Die Pastorin spricht die Einsetzungsworte. Ein oder zwei Teamer:innen assistieren. Die Austeilung erfolgt natürlich unter Einhaltung aller Hygieneregeln, versucht aber, sich so weit wie möglich von einer „Medikamentenausgabe“ zu unterscheiden. Hier wird verstärkt die Gabe des Abendmahls deutlich. Der Gemeinschaftsaspekt bleibt aber erhalten, weil eine gewisse Gleichzeitigkeit dadurch entsteht, dass die teilnehmenden Gruppen in einem begrenzten Zeitfenster am selber Ort Abendmahl feiern.
Video-Abendmahl: In einem Video-Chat kann Abendmahl mit vielen gleichzeitig gefeiert werden. Die Gemeinschaft und der gemeinsame Dank für Gottes Gabe werden spürbar. Das Abendmahl als Gabe wird zwar abgeschwächt, weil sich die Teilnehmenden Brot und Wein bzw. Saft selber bereitstellen. Andererseits bleibt Christus als Geber und Gabe bestehen: „Wir feiern Abendmahl schlicht, weil Jesus es gebietet.“ Der Gemeinschaftsaspekt wird im Video-Chat hervorgehoben. Es mag für manche sogar ein Gewinn sein, die Gemeinschaft mit den anderen zu erleben, ohne ihnen dabei zu nahe zu kommen, weil man ja in einer vertrauten Umgebung bleibt, in der man sich wohl fühlt.
Alle Formen werden mit den Konfis vorbereitet, gefeiert und nachbereitet. Da, wo Lust entsteht, werden Varianten geschaffen, wiederum gefeiert und nachbereitet.
-- Alle Zitate aus: Alexander Deeg: „Solches tut...“ Sieben Thesen zur Feier des Abendmahls in der Corona-Pandemie, in: Pastoraltheologie 2021/4, S. 123 ff. Die Bezeichnung des Abendmahls unter Hygienebestimmungen als „Medikamentenausgabe“ bezieht sich auf einen bei Deeg zitierten Aufsatz von Predrac Bukovec. Siehe dazu Deeg, S. 132, Fußnote 29.