Vom 05. April bis 05. Juli 2008
Hans-Ulrich Hellmann (Jahrgang 1951) studierte in Kassel von 1975 bis 1980 Freie Malerei. Eine Vielzahl an Ausstellungen und Projekten markieren seitdem den künstlerischen Werdegang des freischaffenden Malers.
Als Reaktion auf den 11. September gründete Hellmann 2001 in Göttingen die „globe art praxis – Praxis für Kunstwissenschaft, visuelle Kommunikation und Wahrnehmung“, in der er sich gesellschafts- und kulturkritisch mit der Globalisierung auseinandersetzt. Zwei Jahre später initiierte er – gewissermaßen als Gegenentwurf zum kommerziellen Kunstmarkt – die „Europäische Produzenten Galerie in der globe art praxis“, die er nicht nur als europäische Kontaktbörse für bildende Künstler versteht, sondern zugleich als einen Ort, an dem sich mannigfaltige kulturelle Identitäten aufeinander beziehen können. Schließlich hat sich die Galerie zu einem Ort bemerkenswerter Ausstellungen und Projekte internationaler Künstlergruppen entwickelt.
In seinen Projekten nimmt Hellmann vielfältig Bezug auf die Künstler des Expressionismus und Surrealismus, die ihm in ihrer gesellschaftskritischen Lebensweise und Schaffenskraft nahe stehen. So formulierte er den Titel der Ausstellung im RPI, „Ningún segundo sin linea“ (Keine Sekunde ohne Linie), in Anlehnung an Paul Klees „Nulla dies sin linea“ (Kein Tag ohne Linie)
Kanadisches Tagebuch 2006 von Hans-Ulrich Hellmann* »Vor mir Wildnis, nichts als Wildnis! Ich begebe mich auf eine sehr abenteuerliche Wanderung, Landkarte und Kompass im Gepäck, Paul Klee im Kopf. Meine Wanderung dient der eigenen Orientierung, der eigenen Sinneswahrnehmung und der eigenen Betrachtung der Welt. Schnell stellt sich mir die alte Frage: „Wer bin ich?“ Ich versuche mich neu zu erwandern, zu finden!
Vor mir Busch, Wald, Berg, Tal, Fluss und Graslandschaften… Das kann nur Schöpfung sein, das kann der Mensch nicht geschaffen haben! Alles in Bewegung, alles schwingt, riecht, gibt Geräusche. Bewegungen der Linien in unvorstellbaren, noch nicht gesehenen oder gedachten Richtungen. Äste, Bäume, alles wächst rhythmisch, geradlinig, schwingend, kreuz und quer in den Raum, will ins Licht. Langsam, wie konzentriert, entwickeln sich die Linien, die sich mal zart, mal heftig, mal weich, mal hart, mal unerwartet geschickt richtungsändernd durch den gewaltigen raumlosen Raum dieser Wildnis bewegen …
Mir wird bewusst, dass alles mit einem Punkt beginnt. Begegnen sich zwei Punkte im Raum und fangen an zu schmusen, fangen an sich zu lieben, zeugen sie immer wieder einen anderen, dritten Punkt, der sich wiederum zu einem selbstständigen Punkt (einer Linie) entwickelt. Bin ich hier vielleicht in der Schöpfungsgeschichte gelandet?
* Überarbeiteter Auszug