Die Porträts von Bernd Nöhre sind bis zum 22. Juni in den Räumen des Religionspädagogischen Instituts zu sehen.
Auf großformatigen Acrylbildern porträtiert Bernd Nöhre Menschen in unterschiedlichen Situationen. Ein Dirigent mit leicht geöffnetem Mund, der entrückt nach oben blickt; ein älterer Herr, der zugleich von vorne und von der Seite gezeigt wird; ein Mann mit Kind im Arm, der den Betrachter direkt anschaut und der durch die Umgebung als Flüchtling zu erkennen ist; eine Frau, die ihr Gesicht in die Hand stützt und mit geschlossenen Augen in die Ferne zu schauen scheint.
Was ist der Mensch? Die Werke des in Wilhelmshaven lebenden und arbeitenden Künstlers Bernd Nöhre geben unterschiedliche Antworten auf diese Frage. Der Mensch: Er ist ein suchendes, ein entzücktes, ein ver-rücktes, ein hoffendes und sich sehnendes Wesen. Der Mensch ist vielgestaltig und vielstimmig. Er ist Mann und Frau, zart und grob, fühlt die Leichtigkeit des Lebens und kann dem Wahnsinn nahe sein - und ist wohl vieles davon zugleich. Die in expressiver Farbigkeit gemalten Porträts geben Einblicke in die Seelen der Menschen. Sie lassen erkennbar werden, was man kaum ahnen kann, wenn man den Menschen auf der Straße begegnete.
Der Künstler kennt die Frauen und Männer gut, die er malt. Seine Bilder heißen wie die Personen, die darauf abgebildet sind: Matthias, Gesa, Andreas. Die psychologische Darstellungskraft des Künstlers lässt die Porträtierten viel von sich preisgeben. Manchmal schon fast zu viel. „Was ist der Mensch?“, fragt der Beter in Psalm 8 – und er gibt die Antwort: Gott hat den Menschen mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt. Etwas von dieser individuellen Ehre und der Herrlichkeit strahlt in den Gesichtern auf, die Bernd Nöhre darstellt. Ehre und Herrlichkeit, die allerdings gebrochen daher kommt. Aber genau das ist es, was die Porträts des Wilhemshaveners so ehrlich und so besonders macht.