Die Fotoserie „Onkel Martin“ – Luther und ich ist im Dezember 2018 und Januar 2019 entstanden und nun im RPI Loccum zum ersten Mal zu sehen. Außerdem werden Werke aus Antonia Jacobsens Fotoserie Klieschengrund gezeigt.
Die Künstlerin über ihr Projekt „Onkel Martin“
„Ich bin mit Luther verwandt. Ich stamme in direkter Linie von seinem Bruder ab. Der übergroße Familienstolz hatte mich gelähmt und abgehalten, mich mit Luther näher zu befassen. Doch dann bin ich neugierig geworden: Wieviel Luther steckt noch in mir? Trage ich eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft mit meinem Erbe, also mit dieser Verwandtschaft? Welchen Einfluss hat ein Erbe generell auf ein Leben - und wird das nicht völlig überbewertet? Kann man in Bezug auf Luther überhaupt von Erbe sprechen? Was bedeutet Kirche eigentlich für mich? Und Glauben?
Mich mit Martin Luther zu beschäftigen, ihn und sein Werk zu untersuchen – künstlerisch herangehend, humorvoll, ernsthaft, wissenschaftlich oder auch spirituell – fand ich plötzlich sehr spannend. Ich bin nach Wittenberg gereist und habe Orte aufgespürt, die mir wichtig erscheinen und nahezu alles, was mit Luther zu tun hatte fotografiert, um dann doch nur eine Essenz davon zu verwerten. Ich habe mich zum Teil intuitiv leiten lassen, zum Teil bewusst Menschen angesprochen, die viel oder gar nichts mit dem Thema zu tun haben. Die intensiven, berührenden und auch sehr lustigen Gespräche mit Fremden und Freunden haben mich sehr bereichert. Deshalb könnte ich mir gut vorstellen, diese Fotoserie weiterzuführen.
Diese Lutheraufarbeitung ist eine sehr persönliche Arbeit. Immer wieder musste ich mir bewusst werden, was ich nach außen tragen möchte und was bei mir bleibt. Auf viele Fragen, die ich mir anfangs stellte, habe ich Antworten gefunden, einige blieben unbeantwortet; wieder andere verloren im Laufe der Arbeit an Bedeutung, ganz neue taten sich auf.
Durch die künstlerische Auseinandersetzung mit dem „Erbe“ hat sich die schwere Lutherkutte gelüftet und Leichtigkeit und Wissbegierde nimmt nun den Raum ein.
Die Kirche kann für mich ein Kraftort und Ruhepol sein. Wenn die Predigten mich fesseln: umso besser. Gospelsingen macht mich glücklich. Donnernde Kirchenglocken machen mich high.“