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Bild: Rainer Sturm  / pixelio.de

Rezension

Harmjan Dam, Katharina Kunter

Kirchengeschichte des 20. Jahrhunderts im Religionsunterricht, Basiswissen und Bausteine für die Klasse 8-13
Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2019, ISBN 978-3-525-77027-6
128, Seiten, 25,00 €

Im Arbeitsheft „Kirchengeschichte des 20. Jahrhunderts im Religionsunterricht“ von Harmjan Dam und Katharina Kunter findet sich viel abwechslungsreiches, schüler*innenorientiertes Material und Ideen, um die Themen anzugehen. Insgesamt umfasst es 128 Seiten und bietet somit einen recht großen Umfang für diese Art von Publikation. Es ist für Schüler*innen der Jahrgänge 8 bis 13 konzipiert und bietet den Lehrkräften sowohl Basiswissen als auch Unterrichtsbausteine an.
Der Inhalt ist in zwei Kapitel unterteilt. Der erste, umfassendere Teil ist für die Sekundarstufe I gedacht, der zweite Teil für die Sekundarstufe II. Die Materialverteilung zugunsten der Sek II-Bereiches ist keineswegs eine Überraschung, da Kirchengeschichte verstärkt in den höheren Klassen bearbeitet wird.
Des Weiteren finden sich im Schlussteil des Heftes zwei Zeittabellen (1900-1950; 1950-2000). Kirchengeschichte ist nur im zeitgeschichtlichen Kontext verstehbar, daher ist es besonders erfreulich, dass der jeweilige Zeitstrahl aus zwei Spalten besteht. In der ersten Spalte können die Leser*innen den zeitgeschichtlichen Kontext betrachten und in der zweiten Spalte die kirchlichen Entwicklungen einsehen, die sich parallel oder vielmehr währenddessen abgespielt haben.

Auf der letzten Seite des Arbeitsheftes befindet sich ein Personenregister – eine klare Hilfestellung.
 Die Einleitung des Heftes bietet einen guten Einblick in das Vorgehen des Autor*innenteams. Zwar weisen die erstellten Unterrichtsbausteine lokale, nationale und transnationale Aspekte auf und tragen so der Globalisierung Rechnung, doch stehen überwiegend Geschehnisse und Entwicklungen aus dem deutschen bzw. europäischen Bereich im Fokus. Dadurch können die Schüler*innen ihr bereits erlangtes geschichtliches Wissen sehr gut mit kirchengeschichtlichen Ereignissen verknüpfen. Die Unterrichtsbausteine bieten unterschiedliche didaktische Herangehensweisen wie zum Beispiel biografische, ereignisgeschichtliche, strukturelle oder institutionelle an. In der Einleitung wird darauf verwiesen, dass keine Anforderungssituationen konzipiert wurden, sondern von Fragestellungen ausgegangen wird, um mögliche Anachronismen zu vermeiden.

Das gesamte Heft orientiert sich an den EKD-Kompetenzen und den EPAs.
Der Einsatz der Unterrichtsbausteine ist vielfältig. Die Autor*innen sagen selbst von ihrem Werk, dass es „erstmals einen Gesamtüberblick über zentrale kirchengeschichtliche Themen des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts für den RU“ bietet (4). „Dabei werden zwei Aspekte sowohl religionspädagogisch wie didaktisch miteinander verbunden: das Kennenlernen von und Sensibilisieren für aktuelle politische, soziale und religiöse Herausforderungen sowie die Einsicht, dass viele dieser Entwicklungen ihre Wurzeln im 20. Jahrhundert haben. Es geht somit um die historische, die ethische und die ekklesiologische Perspektive.“ (4)

Jedes Kapitel wird durch eine weitere Einleitung eröffnet, die eine knappe zielführende Handreichung für die Lehrkräfte darstellt. Hier wird die für das Kapitel leitende Fragestellung thematisiert und konkretisiert. Danach erfolgt ein komprimierter fachlicher Überblick, der für eine effiziente Unterrichtsvorbereitung sehr hilfreich ist. Hier werden alle geschichtlichen Geschehnisse, die wichtig für die Annährung bzw. Beantwortung der Frage sind, kurz skizziert. Außerdem erhält die Lehrkraft Ideen für die didaktische Umsetzung und es wird auf die einzelnen Quellen schlüssig eingegangen. Jede Einleitung bietet dann noch unterschiedliche fachdienliche, thematisch abgestimmte Hinweise. Zum Beispiel werden Vorschläge zu fächerübergreifendem Lernen eröffnet, was eine Hilfestellung darstellen kann. Des Weiteren wird auf Kompetenzen verwiesen, die durch die Behandlung des Materials erlangt werden sollen. Wer sich noch stärker mit dem Thema beschäftigen möchte, kann sich durch die Literaturangaben am Ende des jeweiligen Einleitungstextes weiter einlesen. Schließlich endet dieser Teil mit Hinweisen zu themenbezogenen Webseiten.

Im Arbeitsheft werden unterschiedliche Quellen zur Erarbeitung bzw. Vertiefung angeboten, wie zum Beispiel Karikaturen, Propaganda-Poster und Postkarten. Besonders erfreulich ist, dass es Material zu Themen wie „Evangelikal-fundamentalistischer und modern-liberaler Protestantismus“ oder „Der lange Weg der Kirchen zu Menschenrechten und Demokratie“ gibt. Das Arbeitsheft bietet viel Material zu Themen, die nicht in jedem Schulbuch abgebildet sind. Die Auswahl der Themen ist im Bezug auf heutige Relevanz dem Autor*innenenteam sehr gut gelungen.

Die Aufgaben zu den Arbeitsmaterialien sind logisch aufeinander aufgebaut. Die ersten vier Kapitel des Heftes sind für die Sekundarstufe I konzipiert und richten sich an die Jahrgangsstufe 9 und 10. Die Texte der angebotenen Materialien sind teilweise recht lang und die Aufgabenstellungen – auch die sich im Sek I Bereich befindenden – anspruchsvoll. Diese bieten unterschiedliche Sozialformen und Methoden an, wodurch der Unterricht schüler*innenorientiert und abwechslungsreich verlaufen kann. Insgesamt gewährt dieses Arbeitsheft viele Ideen und Materialien, um sich mit Kirchengeschichte des 20. Jahrhunderts im Religionsunterricht zu beschäftigen.

Linda Frey