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Bild: Rainer Sturm  / pixelio.de

Rezension

Koran und Bibel. Ein synoptisches Textbuch für die Praxis
Wolfgang Reinbold, Koran und Bibel. Ein synoptisches Textbuch für die Praxis,Vandenhoeck & Ruprecht ,Göttingen 2023,
ISBN 978-3-525-63413-4, 940 Seiten, 55,00 €


Etwas überspitzt gesagt: Die Gemeinsamkeiten zwischen den Heiligen Schriften des Christentums und des Islam wiegen schwer, nämlich genau 1,73 kg. Soviel wiegt laut Verlagsangaben jedenfalls das Buch „Koran und Bibel: Ein synoptisches Textbuch für die Praxis“ von Wolfgang Reinbold. 

In seinem Vorwort schildert der Professor für Neues Testament und Beauftragte für Kirche und Islam der Landeskirche Hannovers sehr anschaulich die Entstehung seines 940 Seiten umfassenden Werks:

„Wer die Bibel kennt und zum ersten Mal den Koran in die Hand nimmt, macht eine eigentümliche Leseerfahrung: Jeder zweite oder dritte Satz wirkt schon beim ersten Lesen vertraut. Sehr viele koranische Überlieferungen nehmen Bezug auf biblische Geschichten. … 

Und so begann ich schließlich, das zu tun, was ich insbesondere von meinem griechischen Neuen Testament her gewohnt bin: Ich schrieb die relevanten Bibelstellen mit Bleistift an den Rand der Seite. … 

Nicht nur lassen sich die koranischen Verse mit Blick auf die Vergleichstexte besser verstehen. Auch viele scheinbar altvertraute biblische Geschichten erscheinen durch die koranischen Erzählungen noch einmal in einem neuen Licht. Und so kam irgendwann am Rande eines Seminars die Frage auf: Wäre es nicht der Mühe wert, diese Bleistiftnotizen einmal zusammenzutragen, zu vervollständigen und das Ergebnis allen interessierten Lesern und Leserinnen zur Verfügung zu stellen? So entstand die Idee zu diesem Buch. … 

Nach einigem Herumprobieren fand ich schließlich das Layout, das diesem Buch zugrunde liegt: Der Korantext groß in der Mitte, darunter in etwas kleinerer Type der transkribierte arabische Text, links, rechts und weiter unten wörtliche Zitate aus biblischen und außerbiblischen Schriften, ganz unten Querverweise auf weitere Verse des Korans. … Wer ein Exemplar des Buches erwirbt, kann darüber hinaus, wie ich es tun werde, die Buntstifte hervorholen und die Seiten damit weiter bearbeiten. In den Marginalspalten ist Raum für persönliche Notizen und weitere Vergleichstexte.“ (VII). 

Sowohl die Korantexte als auch die berücksichtigten Überlieferungen aus dem Leben Mohammeds folgen der Ausgabe von Adel Theodor Khoury.

Aus den hilfreichen Hinweisen zum Gebrauch dieses Buches (937f.) möchte ich drei besonders hervorheben: 

Erstens: „Als Leser und Leserinnen hatte ich bei der Zusammenstellung der Texte in erster Linie diejenigen im Blick, die in der religiösen, interreligiösen und pädagogischen Praxis mit Bibel und Koran zu tun haben: Theolog*innen, Pädagog:innen, Engagierte im interreligiösen und christlich-(jüdisch)-muslimischen Dialog, Kirchen- und Moscheevorsteher*innen sowie diejenigen, die sich allgemein für das Thema interessieren.“

Zweitens: „Das Handbuch verzichtet auf jeden sachlichen Kommentar, auch dort, wo ein Bibel- oder Koran-Text heute anstößig ist bzw. sein mag.“

Drittens: „Das Handbuch ist, wenn ich recht sehe, das erste seiner Art.“

Fazit: Die Fleißarbeit des Autors war der Mühe wert. Er hat ein beeindruckendes Werk für die Praxis vorgelegt, das auch für Religionslehrkräfte hilfreich ist.

Matthias Hülsmann