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Bild: Rainer Sturm  / pixelio.de

Rezension

Bernd Schröder, Jan Woppowa (Hg.), Theologie für den konfessionell-kooperativen Religionsunterricht. Ein Handbuch, Mohr Siebeck Tübingen 2021, ISBN: 978-3-8252-5750-7, 476 Seiten, 39,00 €

Das von Bernd Schröder aus Göttingen und Jan Woppowa aus Paderborn herausgegebene „Handbuch“ mit dem Titel „Theologie für den konfessionell-kooperativen Religionsunterricht“ hat es sich zum Ziel gesetzt, „theologische Differenzen, Eigenarten und Gemeinsamkeiten aus[zu]leuchte[n], die im konfessionell-kooperativen Religionsunterricht eine Rolle spielen (sollen).“ (V) Es richtet sich an Lehrkräfte im Sekundarbereich I und II, die durch die Lektüre auf theologische Gemeinsamkeiten und noch verbliebene interkonfessionelle Differenzen aufmerksam werden sollen.

Dies ermöglicht das Handbuch, indem es für ausgewählte Themenbereiche (die „klassischen Inhaltsfelder des Religionsunterrichts“, 1) nicht nur die evangelische und katholische Perspektive in Geschichte und Gegenwart entfaltet, sondern darüber hinaus auch andere christliche Konfessionen und Strömungen ebenso wie Judentum und Islam in den Blick nimmt. Am Ende jedes Kapitels nehmen die beiden Herausgeber selbst eine unterrichtspraktische Einordnung in Form eines „Religionsdidaktischen Kommentars“ vor, der Wege in die unterrichtliche Erschließung eröffnen will. Dazu fragen die beiden Autoren nach Lernchancen, stellen jeweils „Exemplarische Strukturen oder Lerngegenstände“ beziehungsweise „Lebensweltliche Zugänge oder Erfahrungen“ vor und entfalten beispielhaft insgesamt 18 verschiedene Lernformen.

Eröffnet wird dieses Handbuch von einer umfangreichen Einleitung, die ein Plädoyer für den konfessionell-kooperativen Religionsunterricht bietet sowie eine rechtliche Einordnung und Beschreibung der gegenwärtigen Situation in den verschiedenen Bundesländern und eine grundlegende religionspädagogische Einordnung und Formulierung didaktischer Leitlinien und religionspädagogischer Professionalität enthält (1-61).
Schon allein dieses Einleitungskapitel wäre den Erwerb des Buches wert.

Doch es folgen noch neun weitere allesamt ausgesprochen fundierte Kapitel. Sie widmen sich den Zugängen zur Bibel (63-96), den verschiedenen Konfessionen, hier mit der Metapher „Dialekte“ bezeichnet (107-137), sie nehmen ethische und anthropologische (151-180) oder dezidiert theo-logische beziehungsweise christologische Aspekte (191-227.241-278) in Blick. Vier weitere Kapitel fragen nach Ekklesiologie (293-329), nach der Geschichte des Christentums und damit auch nach dem Traditionsverständnis (343-371) oder tragfähigen Deutungen der Welt (425-458) und dem Verhältnis des Christentums zu anderen Religionen (S. 385–414). Für alle diese Kapitel konnte jeweils ein konfessionell gemischtes Autor*innen-Duo gewonnen werden, die das Thema entweder von zwei Seiten beleuchten oder aber ihre Betrachtungen bewusst in eine gemeinsame Perspektive zusammenführen. Ganz im Sinne des kooperativ angelegten Religionsunterrichts selbst spiegelt dieses Buch also ebenfalls einen doppelten Dialog wider: den zwischen Autor*innen verschiedener Konfessionen sowie zwischen Fachwissenschaftler*innen und Fachdidaktiker*innen (2).

Schröder und Woppowa bieten mit ihrem Handbuch einen umfassenden historischen und dogmatischen Überblick über alle zentralen Themen des konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts. Damit ihnen dies auf 460 Seiten gelingen kann, ist eine gewisse theologische Vorbildung seitens der Lesenden unabdingbar. Hier ist sich die Rezensentin nicht sicher, ob eine solche bei allen Religionslehrkräften der hier in den Blick genommenen Schulformen – der Sekundarbereich I umfasst ja auch Haupt-, Real- und Oberschulen, der Sekundarbereich II auch die Berufsbildenden Schulen – aufgrund der für diese Schulform geltenden Studienordnungen tatsächlich vorausgesetzt werden kann. Vielleicht macht dieses Buch aber neugierig darauf, dort selbst tiefer einzusteigen, wo die Lektüre eigene Lücken hat deutlich werden lassen.

Inmitten der Fülle theologischer und religionspädagogischer Literatur ist dieses Buch ein Schatz für alle, die im konfessionell-kooperativen Religionsunterricht tätig sind. Hier passt das oft bemühte Bild des theologischen Brühwürfels tatsächlich. Mit seiner Hilfe vermögen die Lehrkräfte im Religionsunterricht eine schmackhafte theologische Suppe zu kochen

Michaela Veit-Engelmann