Hans-Martin Lübking: Konfirmieren, Praktische Theologie konkret 3, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2021, ISBN 978-3-525-62454-8, 18,00 €
Konfirmieren
Zeit seines beruflichen Lebens hat Hans-Martin Lübking als Gemeindepfarrer, als Direktor des Pädagogischen Instituts der Evangelischen Kirche von Westfalen und nicht zuletzt als Autor des „Kursbuch Konfirmation“ über die Konfi-Arbeit nachgedacht. Und so fließt in „Konfirmieren“ alles zusammen, was er fundiert über dieses Arbeitsfeld weiß. Ein Rundumschlag auf gerade mal 150 Seiten. Hier ist alles drin.
In der ersten Hälfte des Buches geht es um Grundlagen: Die Konfirmation wird aus verschiedenen Perspektiven in den Blick genommen, z.B. aus Sicht der Gemeinde oder der Eltern (1. Konfirmieren). Anschließend wird beschrieben, wie sich Konfi-Arbeit aktuell darstellt (2. Situation) und welche neuen Ansätze es im Hinblick auf Modelle und Konzepte gibt (3. Update – neue Ansätze). Schließlich geht Lübking auf Essentials ein, worunter er z.B. Fragen nach dem Konfirmationsalter aber auch den Zusammenhang von Konfirmation und Taufe versteht (4. Essentials).
In der zweiten Buchhälfte geht es dann in die Praxis (5. Anregungen für die Praxis, 6. „Goldene Regeln“, 7. Besondere Fälle). Auch wenn das Buch in der Reihe „Praktische Theologie konkret“ erschienen ist, bleibt dieser Teil meist theoretisch; konkrete methodische Anregungen fehlen. Das ist aber durchaus ein Vorteil, denn so hebt sich „Konfirmieren“ deutlich vom „Kursbuch Konfirmation“ des Autors ab. Mit dem Kursbuch arbeiten nicht alle, „Konfirmieren“ ist auch für die lesenswert, die andere Arbeitsmaterialien bevorzugen.
Für diejenigen, die in der Konfi-Arbeit Verantwortung tragen, bietet das Buch eine gute Übersicht, woran zu denken ist, wenn der Weg zur Konfirmation bestmöglich gestaltet werden soll. Kein Thema bleibt unberührt, die Lesenden halten ein umfassendes Kompendium in der Hand. Gelegentlich führt die Reduktion der Texte auf das Wesentliche allerdings dazu, dass Themen zu kurz kommen. Das Thema „Jungen und Mädchen“ (Kap 2.7) wird z.B. auf weniger als einer Seite abgehandelt. Hier folgen dann sogar noch Hinweise zur Gefahr des sexuellen Missbrauchs sowie konkrete Tipps zu vorbeugenden Maßnahmen. Dabei bleiben Überlegungen zu Genderfragen jedoch völlig außen vor. Ebenso greift es viel zu kurz, wenn behauptet wird, in „einer inklusiven Konfirmandenarbeit kommen theologische Gespräche vermutlich schnell an ihre Grenzen.“ (S. 56) Dies wird weder dem Inklusionsgedanken noch dem Theologisieren mit Konfis gerecht.
Das 2018 von Thomas Böhme, Thomas Ebinger u.a. herausgegebene „Handbuch Konfi-Arbeit“ geht hier bei allen Themen mehr in die Tiefe. Gleichwohl ist Lübkings Buch eine hervorragende Übersicht über die Konfi-Arbeit, die schnell und kurzweilig Orientierung zu allen gängigen Fragen gibt. Viele Teile sind auch für Kirchenvorstände gut geeignet, um sich in dieses Themenfeld einzufinden, das sie durch ihre Entscheidungen stark beeinflussen können, z.B. im Hinblick darauf, wie Räume ausgestattet werden oder wie viel Zeit sie den Hauptamtlichen für die Konfi-Arbeit zugestehen.
Erfreulich ist, dass der Alte Hase der Konfi-Arbeit resümierend den Mut hat, hier und da provozierende Thesen in die Diskussion einzubringen. So heißt es z.B.: „Wenn sich Pfarrer mehrheitlich nicht besonders gut für die Konfirmandenarbeit ausgebildet fühlen, hindert sie aber niemand daran, sich selbst in gemeindepädagogischen Fragen weiterzubilden“ (S. 135), um dann in den Goldenen Regeln abschließend festzustellen: „Wer die Konfirmandenarbeit eher als lästige Pflichtveranstaltung empfindet, sollte sich daraus verabschieden.“ (S. 137)
Die Gefahr, dass diesem Ratschlag viele folgen, ist gering. Denn das Buch macht Lust auf Konfi-Arbeit.
Andreas Behr