Drei spielerische Zugänge zur Bibel – Ideen für die Gemeindepädagogik

Von Andreas Behr

 

1. „Werden wie die Kinder” (Mt 18,1-3)

In vielen Gruppen ist es ratsam, nicht gleich zu Beginn einer Einheit die Bibel ins Spiel zu bringen. Nicht nur Jugendliche schreckt es ab, wenn sie die Aufforderung hören: „Schlagt einmal die Bibel auf!“ Deshalb sammeln die Teilnehmenden zunächst – ohne dass sie wissen, dass sie sich gleich mit einem Bibeltext beschäftigen werden – Einfälle zu folgendem Impuls: „Benennt Eigenschaften, die typisch für Kinder sind.”

Folgende Liste könnte dabei entstehen:

Kinder fragen, weinen, zeigen offen Emotionen, streiten, sind tyrannisch, sind noch nicht sexuell aktiv, sind müde und wollen nicht zu Bett, lachen, wissen noch nicht so viel, sind klein, lernen durch Nachmachen, sprechen manchmal grammatisch falsch, spielen, können Sie und Du nicht unterscheiden, kennen sich mit Verwandtschaftsverhältnissen nicht gut aus, müssen gehorchen, können noch nicht für sich sorgen, brauchen Eltern, lernen, wollen lernen, sind Trost und Hoffnung usw.

Erst jetzt lesen die Teilnehmenden den Bibeltext Mt 18,1-3:

Um diese Zeit kamen die Jünger* zu Jesus und fragten ihn: „Wer ist in der neuen Welt der Größte?“

Da rief Jesus ein Kind herbei, stellte es in ihre Mitte und sagte: „Ich versichere euch: Wenn ihr euch nicht ändert und den Kindern gleich werdet, dann könnt ihr in Gottes neue Welt überhaupt nicht hineinkommen. Wer es auf sich nimmt, vor den Menschen so klein und unbedeutend dazustehen wie dieses Kind, der ist in der neuen Welt Gottes der Größte. Und wer einen solchen Menschen in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf.“

Anschließend gehen sie in Kleingruppen auseinander. Sie spielen die einzelnen Eigenschaften aus der Liste im Hinblick auf den Text durch. Kommt man dem Reich Gottes näher, wenn man fragt? Macht Weinen fromm? Kommt man Gott näher, wenn man Emotionen zeigt? Sind tyrannische Streithammel fürs Himmelreich gemacht? Hat Jesus hier auch sexuelle Enthaltsamkeit im Blick? So kommen die Teilnehmenden über den Bibeltext ins Gespräch und legen ihn spielerisch aus.

Einzelne Beschreibungen können auch genutzt werden, um ein Stegreifspiel zu erfinden, das zeigt, ob und inwiefern eine kindliche Eigenschaft zum Reich Gottes führt.


2. Monolog wird zu Dialog

Texte der Briefe oder auch Psalmen, also nicht-erzählende Texte, sind oft schwer zugänglich. In der Konfi-Arbeit habe ich gute Erfahrungen mit dieser Methode gemacht.

Ein Text wird so ausgedruckt, dass Lücken entstehen. Ein Ausschnitt aus dem Zweiten Petrusbrief beispielsweise sieht dann so aus wie nebenstehend dargestellt.

Die Konfis haben nun die Aufgabe, den Zwischenraum der Textabschnitte so zu füllen, dass ein Dialog entsteht. Eine oder mehrere Personen können hier mit Petrus reden, sie können Fragen stellen oder Anmerkungen machen, einen Gedanken fortführen etc. Einzige Bedingung ist, dass die Originalaussagen des Petrus sinnvoll in den Gesprächsgang integriert werden. Diese Methode macht Spaß und leitet die Konfis dazu an, den Text genau zu lesen und zu verstehen.


3. Metaphern erfinden

Diese Methode eignet sich gut für Konfi-Elternabende und alle Gruppen, die sehr heterogen zusammengesetzt sind. Bei einem Elternabend begegnen sich Menschen aus ganz unterschiedlichen Zusammenhängen, die sonst nur selten oder nie aufeinandertreffen.

Der gemeinsame Blick in einen Bibeltext kann diese Menschen ins Gespräch bringen.

Der Beginn von Psalm 23 benennt einen Beruf: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

In Kleingruppen überlegen die Teilnehmenden, wie sich diese Metapher auf ihre Berufe (oder auch Tätigkeiten, Hobbies) beziehen lässt. Eine Tischlerin könnte z.B. sagen: Der Herr ist mein Dübel, ich werde nicht wackeln. Könnte man Gott auch als Lehrer, Maler oder Busfahrerin beschreiben?

Im Ersten Korintherbrief beschreibt Paulus, was passiert, wenn Dinge ohne Liebe getan werden: Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle (1. Korinther 13,1). Mit anderen Worten: Wenn ich ein guter Redner wäre und dabei lieblos bin, dann bin ich nur ein Kling-Klang-Klong.

Auch hier können die Teilnehmenden überlegen, wie das für Tätigkeiten übersetzt wäre, die sie beruflich oder privat tun. So erfahren die Teilnehmenden etwas voneinander und haben gleichzeitig auf heitere Weise einen – in der Lutherübersetzung durchaus sperrigen – Satz verstanden.