Lena Sonnenburg im Gespräch mit Janina K., Hundeführerin bei der Polizei Niedersachsen
Lena Sonnenburg: Liebe Janina, du bist Hundeführerin bei der Polizei in Niedersachsen. Das klingt spannend. Danke, dass du dir die Zeit nimmst, davon zu berichten. Natürlich interessiert mich zuerst, wie du eigentlich Hundeführerin geworden bist.
Janina K.: Nach meinem Studium bei der Polizei habe ich zunächst Berufserfahrung im Streifendienst gesammelt. Dann habe ich eines Tages die Ausschreibung für eine Stelle als Diensthundführerin entdeckt und mich dort beworben. Und da ich die Bedingungen – Berufserfahrung, körperliche und physische Belastbarkeit und einen Platz, um den Hund zu halten –, erfüllt habe, habe ich dann bei den Diensthundführern angefangen.
Lena: Und dann hast du deinen Hund mit zur Arbeit genommen und es ging los?
Janina: Nein, meinen Dienst kann ich nicht mit einem „normalen Hund“ machen. Dafür wurde von der Zentralen Polizeidirektion, dem Diensthundwesen in Ahrbergen ein spezieller Hund ausgesucht und gekauft. Der Hund muss nämlich schon als Welpe oder Junghund bestimmte Verhaltensweisen zeigen und er muss zu seinem Führer passen. Da ich z. B. nicht sonderlich groß bin, brauchte ich auch einen Hund, der nur mittelgroß wird und so habe ich mich für einen belgischen Schäferhund entschieden und ihn – ganz Behörde – beantragt.
Lena: Und dann hast du mit dem Hund trainiert?
Janina: Genau! Zuerst habe ich in der Landeshundeschule einen vierwöchigen Basislehrgang besucht, dann habe ich mit meiner Einheit trainiert. In dieser Einheit ist ein Ausbildungsleiter, mit dem man dann das Handwerkszeug verfeinert. Und dann ist natürlich auch jeder Einsatz ein Lernen am Hund. Wichtig ist jedenfalls, dass man viel mit dem Hund zusammen ist und täglich übt.
Lena: Und was sind deine/eure Aufgaben bei der Polizei?
Janina: Vitou, mein Hund, ist primär Schutzhund, so wie fast alle Hunde bei der Polizei. Zusätzlich ist er aber auch ausgebildeter Rauschgiftspürhund.
Lena: Wann und wo werdet ihr eingesetzt?
Janina: Schutzhunde werden immer gebraucht, wenn unübersichtliche Situationen zu erwarten sind, z. B. in Fußballstadien oder bei Demonstrationen. Immer dann, wenn viele Menschen aufeinandertreffen und es potenziell Ärger geben könnte. Dann sind sie dafür da, Menschen an körperlichen Auseinandersetzungen zu hindern bzw. in Bahnen zu lenken.
Als Rauschgiftspürhund wird Vitou z.B. bei Hausdurchsuchungen eingesetzt und unterstützt damit den Ermittlungsdienst. Manchmal durchsuchen wir auch Autos, z. B. bei der An- und Abreise zu Festivals wie dem Hurricane.
Grundsätzlich fahre ich aber auch immer noch Streife. Dann ist der Hund vor allem hilfreich, wenn Fährten abgesucht werden müssen oder alkoholisierte Schläger auseinandergebracht werden sollen.
Lena: Das heißt, Vitou würde auch zubeißen, wenn es sein muss?
Janina: Ja, auf jeden Fall. Dafür ist er ausgebildet.
Lena: Es scheint ja so, als sei die Arbeit für Polizeihunde ziemlich anstrengend. Wie lange kann ein Hund denn im Dienst bleiben?
Janina: Das ist total unterschiedlich und kommt sehr auf die Verfassung des Tieres an. Aber in der Regel arbeiten Diensthunde zwischen acht und zehn Jahren.
Lena: Das ist aber lang!
Janina: Naja, die Ausbildung zum Schutzhund dauert ca. sechs bis neun Monate. Danach kommt die Spürhundausbildung, die auch noch einmal ca. 13 Wochen dauert. Das muss sich dann ja auch lohnen. Und man muss dabei auch sagen, dass die Hunde sehr viel Spaß an ihrer Arbeit haben.
Lena: Und was passiert im „Hunderuhestand“?
Janina: Auch das ist unterschiedlich und liegt ganz beim Hundeführer. Einige Führer geben den Hund dann ab und führen einen neuen Hund, andere behalten ihren alten Diensthund. Ich bin noch unsicher, wie ich das mal machen werde. Nicht zu unterschätzen sind dann ja auch die Tierarztkosten die dann im Ruhestand vom Diensthundführer*in getragen werden müssen.
Lena: Wie würdest du dein Verhältnis zu deinem Diensthund beschreiben?
Janina: Vitou und ich haben ein sehr enges Verhältnis, aber er ist eben auch ein Polizeihund, der funktionieren muss. Bei einem Haustier ist es egal, ob es auf „Sitz“ beim ersten oder zehnten Mal reagiert. Bei Vitou muss jedes Kommando sofort ausgeführt werden.
Ich bin aber schon froh, dass mein Diensthund sich auch mal knuddeln lässt, das mögen nämlich nicht alle Polizeihunde.
Lena: Wohnt Vitou denn bei dir und deiner Familie?
Janina: Ja, schon, aber nicht im Haus. Vitou hat seinen Zwinger. Im Haus ist er eher wie ein Elefant im Porzellanladen. Außerdem kommt er drinnen einfach nicht zur Ruhe. Er sucht sich ständig Aufgaben. Im Zwinger kann er auch mal abschalten und zur Ruhe kommen, was natürlich wichtig ist.
Lena: Woher weiß Vitou eigentlich, dass er gerade im Dienst oder privat unterwegs ist?
Janina: Das erkennt er an seiner Leine. Beim Rauschgiftspüren hat er eine andere Leine, als wenn er als Schutzhund eingesetzt ist. Aber wenn Vitou mit mir unterwegs ist, weiß er, dass er sozusagen immer im Dienst ist. Wenn allerdings meine Frau mit ihm spazieren geht, dann kann er auch mal ganz anders und entspannt sein.
Lena: Hast du im Dienst schon einmal um sein Leben gefürchtet?
Janina: So richtig nicht, aber Sorgen habe ich mir schon oft gemacht. Manchmal sind Situationen einfach so anders, als man es vorher denkt. Da stört es Menschen plötzlich nicht, von einem Hund gebissen worden zu sein und sie schlagen weiter um sich, obwohl man es nicht denken würde. Dann kann es schnell gefährlich werden. Und Vitou ist ja schon ein Familienmitglied, um das man sich sorgt.
Lena: Das glaube ich gern! Vielen Dank für das Gespräch. Alles Gute für euren weiteren Dienst!