In den Sommerferien dürfen sich zwei Kitas in unserem Kirchenkreis eine religionspädagogische Projektwoche wünschen. Für den Sommer 2022 hatten sich Hortkinder aus der Stifts-Kita in Wunstorf das Thema „Was ist eigentlich gerecht?“ gewünscht.
Wir verabredeten, das Thema an fünf Vormittagen folgendermaßen aufzufächern:
- Was kann Gerechtigkeit in der Familie heißen?
- Was heißt Gerechtigkeit in der Gesellschaft?
- Wie heißt in der Schule (und bei den Eltern auf der Arbeit) „Gerechtigkeit“?
- Was heißt: „Gerecht sein“ bei Gott? (Dies spielt ja gerade bei Kindern muslimischen Glaubens eine große Rolle, von denen es viele in der Stifts-Kita gibt!)
- Wie erträumen wie die Menschen der Bibel eine gerechte Welt
So wurde das Thema vom innersten Kreis nach außen und von dem bisher Erlebten in Zukunftsvisionen hinein entfaltet. Dazu habe ich entsprechende Bibeltexte ausgesucht.
Im Folgenden werden zwei der fünf Tageseinheiten vorgestellt.
Tag 1:
Der Vater und seine zwei Söhne – Gerechtigkeit in der Familie
(Lukas 15,11-32)
Material:
Matten, Namensschilder, Gitarre, Liedzettel, Kerze im Glas, Klangschale, Kreuz, Samttuch, Emojis, Flipchart und Stifte dafür, langes Tau, Stationsfiguren und Klötze, blaues Tuch, Zettel „Hans“ und „Klaus“, rote und grüne Karten
Raumgestaltung und Setting:
Die Matten liegen sternförmig im Kreis. Vor jeder Matte steht ein großes Namensschild. In der Mitte Kerze im Glas, Klangschale, Kreuz.
An einer Seite ist ein Tau ausgelegt mit vier Stationen aus Holzspielzeug zur biblischen Geschichte:
- Hof = Hans zu Hause;
- Figur mit Festkleidung = Hans in der Stadt;
- Schwein = Hans bei den Schweinen;
- Hof = Hans wieder zurück.
Ankommen (ca. 10 Min.)
- Begrüßung, Vorstellungsrunde
- Lied: Einfach spitze, dass du da bist … (Liederheft „Kirche mit Kindern” Nr. 17)
- Runde mit Emojis: Wie bin ich heute Vormittag hier?
Einführung ins Thema (ca. 5 Min.)
Erzieher*in:
Diejenigen, die im April mit mir diese Woche geplant haben, haben sich das Thema gewünscht: „Was ist eigentlich gerecht?“ Ihr habt das alle schon beides erlebt: dass etwas ganz gerecht war zu Hause, in der Schule oder auch hier im Hort – oder dass es eben ungerecht war. Deshalb will ich heute mit euch sammeln, was ihr bisher gerecht oder ungerecht fandet. Fangen wir mit „ungerecht“ an:
Tafel / Flipchart
• Satzanfang an schreiben: »Ungerecht ist, wenn ….«
sammeln und notieren
• Danach: »Gerecht ist, wenn …«
Körperwahrnehmung von Textelementen (ca. 5 Min.)
… Und jetzt geht mal langsam durch diesen Raum, so, als ob ihr Sorge habt, was passieren wird, wenn ihr da ankommt, wo ihr gerade hingeht … und jetzt so schnell ihr könnt, als wollt ihr endlich irgendwo weg.
Jetzt geht so durch den Raum, als ob ihr die Größten seid – wie fühlt sich das an? Und jetzt so, als ob ihr die Kleinsten seid – wie fühlt sich das an?
Wie sieht es aus, wenn man so richtig faul ist, zeigt das mal – und was ist das für ein Gefühl? Und jetzt, wenn man ganz, ganz fleißig ist …
Wie sieht es aus, wenn man auf der Arbeit ist – und wie, wenn man feiert?
Nun stellt euch wieder in den Kreis und stellt euch vor, ihr habt plötzlich ganz, ganz viel Geld. Wofür würdet ihr das ausgeben? (Sammeln)
Jetzt setzt euch wieder auf euren Platz, denn ich erzähle nun die erste Geschichte und dafür bin ich jetzt Klaus (blaues Tuch umlegen).
Geschichte erzählen (ca. 25 Min.)
Die Kinder bewegen sich dabei von Station zu Station mit. Jedes Kind hat je eine rote Karte (= ungerecht, geht gar nicht!) und eine grüne Karte (= gerecht), mit denen es an den entsprechenden Stellen abstimmen darf:
Erste Station: Hof
»Ich bin Klaus, und ich wohne in Israel. Bei uns ist es meistens ganz schön heiß. Und wir haben einen Bauernhof: Mein Vater, meine Mutter, mein kleiner Bruder und ich. Allein schaffen wir die ganze Arbeit natürlich nicht – aber wir haben auch Arbeiter im Stall und auf dem Feld. Und wir Jungs packen natürlich feste mit an!
Na ja – ehrlich gesagt, hauptsächlich ich. Mein Bruder Hans hat schon als kleines Kind lieber gefaulenzt als geholfen. Wenn wir z.B. zum Unkraut jäten auf dem Feld waren, hat er immer so lange geholfen, bis Vater um die Ecke war – und sich dann in der Sonne schlafen gelegt. Und bis jetzt: Eigentlich kann sich mein Vater immer nur auf mich wirklich verlassen, wenn’s ums Arbeiten geht …
Aber was Hans heut gemacht hat, das finde ich richtig schlimm:
Bei uns in Israel bekommt immer der älteste Sohn den Hof, wenn er erwachsen ist. Dafür gibt er dem Bruder, wenn er einen hat, genau die Hälfte von dem Geld, was der Hof Wert ist. So ist es gerecht, denn der Bruder kann dann eine Ausbildung machen, sich z.B. eine Werkstatt einrichten als Zimmermann oder selbst ein Stück Land kaufen und auch Bauer werden, wie er will.
Aber mein kleiner Bruder Hans, der noch gar nicht erwachsen ist, geht heute einfach zu unserm Vater und sagt: „Ich hab keinen Bock mehr auf Bauernhof, ich will in die Stadt. Ich will, dass du mir heute schon das Geld gibst, was ich mal kriegen soll.“
Ich glaub, mein Schwein pfeift! Was bildet der sich ein!
Und das Verrückte: Vater hat ihm tatsächlich das ganze Geld gegeben und hat ihn ziehen lassen.«
- Kartenabstimmung: Ist das gerecht oder ungerecht?
Zweite Station: Figur mit Festkleidung
»Ich bin stinksauer! Ich steh’ hier Tag für Tag auf dem Feld und arbeite – und mein Freund Ruben war gestern in der Stadt und hat erzählt, dass er Hans gesehen hat. Der hatte super tolle Klamotten an, tausend Freundinnen und Freunde – und die lud er ständig zum Essen ein und gab ihnen einen aus. Feiner Herr!
Will der nie arbeiten?
Ich hab’s den Eltern gar nicht erzählt – die würden ja noch trauriger …«
- Kartenabstimmung: Ist das gerecht oder ungerecht?
Dritte Station: Bei den Schweinen
»Der Sommer war tierisch heiß – es hat fast gar nicht geregnet. Auf den Feldern wächst ganz wenig, das Korn reicht gerade so für uns selbst und die Arbeiter. In den Läden gibt es kein Brot mehr zu kaufen.
Und wisst ihr was? Mein Freund Ruben musste gestern mal wieder in die Stadt. Und da hat er gehört, wie sich zwei Freunde über meinen Bruder unterhalten haben: „Wisst ihr, wo Hans geblieben ist, seit er alles Geld ausgegeben hat!“, hat der eine gefragt. „Nee“, hat der andere geantwortet. „Ich aber“, sagt der eine wieder. „Ich musste auf den Hof ins nächste Dorf, nach Brot fragen – und auf der Schweinewiese im Dreck zwischen den Schweinen saß Hans! Der hatte ganz dreckige Klamotten an und sah völlig abgerissen aus. Und ich hörte, wie er echt Selbstgespräche hielt. ‚Ich hab so Hunger, und ich darf nicht mal vom Schweinefutter essen‘, hat er gesagt. ‚Die Arbeiter auf dem Hof von meinem Vater haben es bestimmt besser als ich als Sohn. Vielleicht kann ich Vater ja fragen, ob ich sein Arbeiter werden darf.‘“
Na, der soll mal wagen, hier anzukommen! Jetzt will ihn der Vater hier auch nicht mehr sehen! Und ich sag’s euch ganz ehrlich: Geschieht ihm Recht! So unzuverlässig, wie der immer war!«
- Kartenabstimmung: Ist das gerecht oder ungerecht?
Vierte Station: Wieder am Hof
»Nein, nein, nein! Das darf alles nicht wahr sein! Ich komm müde vom Feld und rieche leckeren Lammbraten. Und ich höre Musik. Und ich frag einen Arbeiter: „Was ist denn hier los?“ Und er sagt: „Dein Vater macht ein riesiges Fest! Dein Bruder Hans ist zurückgekommen. Ich musste ihm schon ein Bad einlassen und Festkleider hinlegen, die er nach dem Baden anziehen kann – und jetzt soll ich ein Lamm vorbereiten.“
Ich dreh durch. Ich kehr sofort wieder um und geh zurück aufs Feld.
Scheißegel, ob ich jetzt kein Essen abkriege – aber ich feiere garantiert kein Fest für meinen blöden Bruder! Für mich hat der Vater noch nie so ein Fest gemacht!« –
»Oh, da hinten kommt er, der Vater. Er hat mich offensichtlich gesucht. „Klaus, wo bleibst du? Komm, bade noch schnell und zieh Festkleider an – Hans ist zurück.“ Er legt mir die Hand auf die Schultern.
Und ich weiß nicht mehr, was ich jetzt bin: Wütend oder tieftraurig. Eigentlich beides.
„Das ist ungerecht, Vater“, sag ich. „Von Kind an arbeite ich hier und bin fleißig, ich hab dich doch nie enttäuscht. Aber für mich hast du noch nie so ein Fest gefeiert. Und jetzt kommt da Hans, dieser Nichtsnutz, und du tust so, als sei nichts gewesen.“ Ich fang an zu weinen. „Das ist einfach so ungerecht“, schluchze ich.«
Vater sagt eine Weile nichts. Er schaut mich liebevoll an. Das tut gut!
Dann hör ich seine Stimme: „Klaus, mein Lieber, mein lieber zuverlässiger Sohn! Du wirst diesen Hof mal erben – dir gehört doch alles, was mir gehört. Und wenn du dir das wünschst, mach ich gern auch mal so eine Feier für dich – ich wusste gar nicht, dass du dir das wünscht.
Aber sieh mal: Hans war für mich wie tot und jetzt ist er plötzlich wieder mitten unter uns. So, als ob er tot war und plötzlich wieder lebendig geworden ist.
Dass er jetzt anständig mitarbeiten muss, ist ihm klar – aber das hat Zeit bis morgen. Heut muss gefeiert werden – und es wär so schön, wenn du dabei wärst!“
Seine Stimme wird leiser, und dann sagt er noch: „Wenn du dich mitfreuen könntest …“
Und jetzt steh ich da. Und ich weiß einfach nicht, was ich tun soll.«
Tuch ablegen, Ende der Geschichte.
In der Pause wird die Schlussszene (z.B. mit Kett-Material) aufgebaut: Hof, Menschen, die feiern, Hans, Vater, Mutter, Arbeiter – etwas mit Abstand: Feld, Klaus.
Vertiefung I (ca. 20 Min.)
Die Namen der Brüder werden an das Tau der Geschichte gelegt: Oberhalb der Linie steht KLAUS, unterhalb HANS.
Nehmt mal die Emojis aus der Mitte und legt sie für Hans und für Klaus aus. Wer fühlt sich wie an den vier Stationen vom Weg der Geschichte?
- Kids legen Emojis
- Gespräch darüber
Vertiefung II (ca. 15 Min.)
In der Bibel steht nicht, wie die Geschichte weitergeht. Wir wissen bis heute nicht, ob Klaus mitgefeiert hat oder nicht. Ich möchte euch einladen, die Geschichte weiter zu spielen. Ihr könnt die Figuren bewegen und ihnen eine Stimme geben. Es gibt kein Richtig oder Falsch – es geht nur drum, wie ihr denkt, wie es weitergegangen sein kann.
Stellgeschichte der Kinder
bei Bedarf auch zwei oder drei Variationen
- Wie fandet ihr das?
Bewegungspause (ca. 15 Min.)
Schlussritual (ca. 15 Min.)
Ihr habt am Anfang gesammelt, was gerecht und was ungerecht ist. Und jetzt frag ich euch am Ende: Ist der Vater von Hans und von Klaus eigentlich gerecht?
- Gespräch darüber
Die Geschichte, die ich euch erzählt habe, hatte Jesus mal erzählt. Und er erzählte sie, weil er zeigen wollte, wie Gott gerecht ist. Und das schreib ich jetzt mal auf:
- Tafel / Flipchart
»„Gerecht“ heißt bei Gott: Jede und jeder bekommt eine neue Chance. Gott freut sich über jeden, der wieder zurückkommt, nachdem er etwas falsch gemacht hat!«
Wer von euch will, kann das mal ausprobieren. Ich mache euch das mal mit (Gruppenleitung) vor. Dazu stellen wir das Schwein mal in unsere Mitte.
- sich „zu den Schweinen“ setzen;
- an eine Situation denken, in der ich Mist gebaut habe;
- die Hand gereicht bekommen: „N., Gott sagt zu dir: ‚Du bekommst immer eine neue Chance. Ich freu mich, wenn du wieder bei mir bist!‘“
Wenn keine*r mehr in die Mitte will: Amen.
Schlussgebet, Vaterunser, Segenslied
„Hambani kahle – gehen wir in Frieden”
(Liederheft „Kirche mit Kindern” Nr. 54)
Tag 2: Der Prophet Amos – Gerechtigkeit im Land (Amos 5,11-24)1
Material:
Matten, Namensschilder, Flipchart, Stifte dafür, sechs Murmeln für jedes Kind, ein Würfel, zwei braune Kett-Tücher, zwei grüne Kett-Tücher, pro Erwachsene und pro Kind zwei kleine Goldsteine (Nuggets oder einfach aus Goldpapier geschnittene Rechtecke), Gitarre, Liedzettel, Kerze im Glas, Klangschale, Kreuz, Samttuch, Emojis, rote und grüne Karten, rotes Tuch, Klötze und Bäume, Figuren, dünne Schnur, blaues Chiffontuch, Teelicht, Feuerzeug
Raumgestaltung und Setting:
Matten liegen sternförmig im Kreis, für jede und jeden eine eigene. Vor jeder Matte steht ein großes Namensschild. In der Mitte Kerze im Glas, Klangschale, Kreuz.
Ankommen (ca. 15 Min.)
- Begrüßung, Vorstellung für die, die gestern nicht da waren
- Lied: Einfach spitze, dass du da bist … (die Kinder erdichten einen neuen Vers)
- Runde mit Emojis: Wie bin ich heute Vormittag hier?
Spiel (ca. 10 Min.)
Jedes Kind hat sechs Murmeln (Kugeln, Nüsse, was auch immer). Reihum wird gewürfelt. Wer eine gerade Zahl würfelt, muss dem*der rechten Nachbar*in mindestens halb so viele Murmeln abgeben, wie diese*r schon hat (bei ungerader Anzahl an Murmeln wird aufgerundet). Bei einer ungeraden Zahl dagegen passiert nichts. (Also wird, wer einmal viel hat, immer reicher werden!)
Kartenabstimmung:
- Wie fandet ihr das Spiel?
- Waren die Spielregeln gerecht?
- Warum / warum nicht?
Geschichte (ca. 15 Min.)
Erzählende*r mit rotem Tuch als Amos, in der Mitte liegen bereit: zwei braune Kett-Tücher, zwei grüne Kett-Tücher, Klötze und Bäume, Figuren, dünne Schnur, blaues Chiffontuch, Teelicht, Feuerzeug
»Hallo ihr Lieben, heute bin ich Amos. Ich lebe hier in diesem Land Israel (braune Tücher auslegen) und ich bin Prophet. Den Beruf kennt ihr heut vielleicht gar nicht: Ein Prophet ist einer, der ganz genau auf Gott hört. Jeden Tag und jede Nacht bin ich ganz aufmerksam, ob ich seine Stimme höre. Mal in mir drin, mal durch einen Sturm oder ein Feuer, mal in einem Traum. Und dann muss ich das unserm König und dem ganzen Volk Israel sagen, damit sie Gottes Willen tun. Denn das haben wir schon ganz oft gemerkt: Gottes Regeln sind so gut, dass es allen im Land gut geht, wenn wir uns daran halten.
Bei uns in Israel ist es meistens warm. Und es wachsen viel Gras und Blumen und Getreide (grüne Tücher). Und Bäume mit Früchten haben wir auch (Bäume). Die Menschen haben alle ein kleines Stück Land, das ihnen gehört. Da bauen sie Obst und Gemüse und Getreide an, das sie dann essen. Alle haben genug und werden satt (Fäden ziehen, Menschen in die Parzellen). Und am Rand unserer Siedlung fließt ein Fluss vorbei (blaues Chiffontuch).
Aber vor drei Jahren war die Ernte schlecht. Es hatte viel zu wenig geregnet, und alles war vertrocknet. Überall gingen das Korn, Gemüse und Obst kaputt, da war nur noch braune Erde. Und Bäume ohne Früchte (grüne Tücher wegnehmen – nur in der Ecke am Fluss lassen!).
Nur hier ganz an der Ecke der Siedlung, am Fluss, wuchs noch richtig viel. Da wohnte Mesoch. Der war jetzt der Einzige, der viel zu essen hatte.
Sein Nachbar Abner kam rüber. „Kannst du mir Getreide, Gemüse und Obst verkaufen, Mesoch?“ Aber Mesoch war ein ganz Schlauer. „Nee“, sagte er. „Aber du kannst mir dein Stück Land geben – dann gebe ich dir genug zu essen ab.“ Und da verkaufte Abner sein Land. Nur eine kleine Ecke zum Wohnen durfte er behalten (Grenze verschieben).
Die anderen kamen auch zu Mesoch. Und mit jedem machte er es genauso (Grenzen alle neu …). Bis das Land so aussah: Mesoch gehörte fast alles – und die anderen hatten fast nichts.
Im nächsten Jahr hatten sie alle kein Land mehr, um Getreide zu säen. Außer Mesoch – der baute achtmal so viel an wie sonst. Und als das Getreide und die Früchte reif waren, sagte er: „Ihr könnt das jetzt bei mir kaufen – aber ihr müsst viel Geld bezahlen!“ Abner und die anderen waren ganz erschrocken. Woher sollten sie so viel Geld nehmen? Sie konnten nur gerade so viel bezahlen, dass wenigstens ihre Kinder nicht vor Hunger weinten.«
- Kartenabstimmung: Ist das gerecht?
»Mesoch wurde ganz reich (so wie …. vorhin, der*die am Ende alle Murmeln hatte). Und dann feierte er ein großes Fest. Ein Erntedankfest für Gott (Teelicht an). Er machte Musik, sang: „Danke für diese gute Ernte“ und betete: „Danke, großer Gott, dass du mich so reich gemacht hast.“
In dieser Nacht hörte ich im Traum ganz deutlich Gottes Stimme.
„Amos“, sagte er, „du musst zu Mesoch gehen. Sag ihm: ‚Du ungerechter Mann! Ich will deinen Dank und deine Lieder nicht (Kerze aus!). Ich will Gerechtigkeit! Gib den andern von deinem Reichtum ab – das wäre ein Erntedankfest, über das ich mich freue!‘“
Gleich am nächsten Morgen bin ich zu Mesoch und hab ihm das gesagt.
„Was will Gott von mir?“, hat Mesoch geantwortet. „Ich hab alles ganz zu Recht gewonnen. Die andern haben mir schließlich freiwillig ihr Land verkauft. Was kann ich dafür, wenn die so dumm sind.“
Da bin ich richtig wütend geworden: „Mesoch, weißt du nicht, dass es Gottes Geschenk war, dass unser Fluss deinem Acker damals Wasser gegeben hat? Wie kannst du mit dem, was Gott dir schenkt, andere arm machen? Ja, du hast Recht: Du hast gegen kein Gesetz verstoßen, als du das ganze Land gekauft hast. Aber Gott will es anders. Gott will mehr als nur Recht. Gott will Gerechtigkeit!“
(Tuch ablegen) Das war die Geschichte.«
- Gespräch darüber
Was meint ihr: Ob Mesoch sich wohl geändert hat?
Pause (ca. 10 Min.)
Vertiefung I (ca. 15 Min.)
Ihr seht das Land der kleinen Siedlung, in der Mesoch und Abner und die andern leben. So, wie die Grenzen jetzt sind, findet Gott das ungerecht. Aber Mesoch findet es in der Geschichte aus der Bibel gerecht, weil die anderen ihm ja freiwillig ihr Land verkauft haben.
Wie fändet ihr die Grenzen gerecht? Mag das mal jemand zeigen und die Grenzen auf dem Stück Land hier wieder neu ziehen?
- Grenzen neu ziehen
Die Kinder, die mögen, können die Grenzen neu ziehen und begründen, warum es so gerecht ist.
Lied des Amos
Mein Gott, das muss anders werden …
(Liederheft „Kirche mit Kindern” Nr. 18)
Vertiefung II (ca. 40 Min.)
Jetzt möchte ich das Spiel ganz vom Anfang noch mal mit euch spielen. Aber ich habe die Spielregel geändert: Wer eine gerade Zahl würfelt, muss der*dem rechten Nachbar*in mindestens halb so viele Murmeln abgeben, wie er*sie selbst hat (bei ungerader Murmelzahl wird also aufgerundet). Bei einer ungeraden Zahl dagegen bekommt er*sie halb so viele Murmeln von dem*derNachbar*in.
Nach einer Weile wird das Spiel abgebrochen.
- Kartenabstimmung:
War das gerecht?
Warum? Was war anders / besser?
Satz für diesen Tag
„Gerecht“ heißt bei Gott: Alle Menschen sollen genug zum Leben haben. Die, denen Gott viel schenkt, sollen auch viel abgeben. Gesetze in einem Land sollen nach Gottes Willen nie so sein, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden.
Schlussritual (ca. 15 Min.):
Jedes Kind erhält zwei „Goldsteine“.
Reich sein heißt nicht nur, viel Geld oder viel Land haben. Ich kann auch reich an Liebe sein, reich an Platz zum Spielen, reich an Spielzeug oder an leckerem Essen. Und arm kann ich auch sein, wenn mir Freunde fehlen oder jemand, der mir zuhört.
Ihr könnt mal alle überlegen, wo ihr reich seid: Wovon habt ihr viel? Das sind eure zwei Goldsteine.
Und jetzt überlegt euch, ob ihr davon was abgeben könnt. Und wer das kann, legt es in die Mitte und sagt, was es ist. Ich fang mal an.
- Goldstein in die Mitte
- Erzählen, wofür er steht
Mag noch jemand was in die Mitte legen?
Wenn keine*r mehr was legt: Ihr habt gehört, was da alles in der Mitte liegt. Liegt da was, wo ihr tief in euch drin wisst: Da bin ich arm? Davon hab ich ganz wenig? Dann dürft ihr euch den Goldstein aus der Mitte nehmen.
Schlussgebet, Vaterunser, Segenslied
„Hambani kahle – gehen wir in Frieden”
(Liederheft „Kirche mit Kindern” Nr. 54)
Anmerkungen
- Diese Einheit nimmt in der Gestaltung der Geschichte die Idee des Entwurfes aus „Amos – Gerechtigkeit soll sein!“ auf, in: Maike Lauther-Pohl und Jochem Westhof: Gott ist dabei. 60 biblische Geschichten entdecken und gestalten, Ostfildern 2019, 122ff.
- Zur Vertiefung siehe auch den Beitrag „100 Kinder” von Lena Sonnenburg in diesem Heft, 40.
- In der Erprobung nahm ein Mädchen am Ende alle Grenzen weg, stellte die Figuren im Kreis auf und sagte: „Am besten arbeiten alle überall zusammen und teilen am Ende alles, was sie geerntet haben. Und dann machen sie ein Fest.“ Das hatten wir nicht erwartet!