pelikan

Mit Kindern biblisch kochen

Lena Sonnenburg


Weisheit kann man mit Löffeln essen – das weiß jede*r, der*die schon einmal mit Kinder gekocht, zusammengesessen, gegessen und erzählt hat. Es sind diese Szenen, die in Erinnerung bleiben und bilden. Kinder lieben es, (mit) zu kochen und Tischgemeinschaft zu erfahren. Oft erinnern sie sich auch als Erwachsene noch an das Stockbrot auf der Klassenfahrt, das Zeugnisfrühstück in der Schule, das Plätzchenbacken im Klassenraum.

Neben der Selbsttätigkeit und Selbstwirksamkeit, die Schüler*innen beim Kochen erfahren, trägt dazu auch das Lernen mit allen Sinnen bei: Beim Ansehen eines leckeren Gerichtes läuft nicht nur Kindern im wahrsten Sine des Wortes das Wasser im Mund zusammen. Die Farbe, die Anrichteweise und das Aussehen einer Mahlzeit wecken Erwartungen und versprechen sinnliche Genüsse. Diese werden durch den Geruch noch verstärkt: Wie enttäuschend ist es, wenn Schnupfen oder die Pollenzeit die Nase verstopfen und damit den Geruchssinn stören? Zum Glück bleibt dann noch der Tastsinn. Überall auf der Haut und auf den Schleimhäuten lösen die Tastrezeptoren Reize aus, wenn sie Essen aufnehmen. Die Berührungen, Vibrationen, die Temperatur – all das wirkt sich leiblich aus. Beim Kauen und Abbeißen kommen dann noch Geräusche hinzu. Meist fallen diese erst auf, wenn jemand anderes in einen knackigen Apfel beißt oder die Chips knuspern lässt. Doch Geräusche gehören zum Genuss. Sie lassen sich gut erkennen und geben Orientierung bei der Einschätzung von Lebensmitteln. Die Zunge lässt den*die Esser*in diese dann schmecken. Kinder schmecken am empfindsamsten, denn sie besitzen deutlich mehr Geschmacksknospen als Erwachsene.1

Kurzum: Selber kochen und dann das Gekochte essen sind ein sinnliches Erlebnis, das sich bei Schüler*innen durch die intensive leibliche Erfahrung sehr gut verankert. Dazu zählt auch das gemeinsame Setting, in dem es stattfindet. Darüber hinaus sind Kochen und Essen bei den meisten Schüler*innen so beliebt, dass sie dafür nicht weiter motiviert werden müssen. All das sind gute Gründe, auch im Religionsunterricht mit allen Sinnen zu lernen und zu kochen – und zwar biblisch.

Nun sagen Lehrkräfte sicherlich zu Recht: Wie soll ich mit 25 Grundschüler*innen kochen? Dann noch in einer Schulküche, die viel zu klein und wenig ausgestattet ist? Doch gerade diese Bedenken können beim biblischen Kochen leicht minimiert werden2:

Bei den alttestamentlichen Geschichten befinden wir uns in der Zeit der Sagen und Legenden: Adam und Eva, Noah, Abraham und Sara, Jakob und Rahel – so heißen die Held*innen dieser Vorzeit. Aus ihnen sollte später das Volk Israel im verheißenen Land hervorgehen. Doch noch ziehen die Erzeltern und ihre Sippen als Nomaden mit ihren Tieren, Familien und ihrem Besitz umher. Sie suchen Weideland, es gibt kaum Handel und darum leben die Menschen von dem, was sie selbst haben. Obst und Gemüse wächst wild. Als die Familien sesshaft werden, wird Brot das grundlegende Nahrungsmittel dieser Zeit. Das Mahlen des Mehls, das Suchen von Feuerholz und das Backen des Brotes auf dem offenen Feuer – all das waren Aufgaben der Frauen, die oft ein Tagewerk waren.3

Die Überlieferung des Alten Testaments – obwohl erst verschriftlicht, als diese Geschichten schon viele Jahrhunderte in der Vergangenheit lagen – hat die mühselige Realität dieser Zeit bewahrt. Bis heute erinnern diese Texte deshalb daran, dass Menschen das, was sie zum Leben brauchen, „im Schweiße ihres Angesichts“ (Gen 3,19) erarbeiten müssen.

Das mit 25 Schüler*innen nachzuvollziehen, kann Teil des Religionsunterrichts sein. Heutzutage ist ein Brotteig eigentlich schnell zusammengemischt. Aber wie ist es, Weizenkörner zwischen zwei Steinen zu mahlen? Wie lange dauert es, um Mehl für ein großes Familienbrot zu bekommen? Eine Lernerfahrung, die eine Religionsstunde begleiten kann, in der zum Abschluss ein Teig für ein Klassenbrot (das mit Mehl aus dem Supermarkt gemischt wird), das dann auf einer einzelnen Kochplatte im Klassenraum, von der Lehrkraft daheim oder in der Schulküche gebacken wird. Gegebenenfalls bekommen die Schüler*innen das Brot erst in der nächsten Stunde zu essen. Spätestens dann wird es mit Olivenöl verzehrt, und beim gemeinschaftlichen Essen kann vom nomadischen Leben der Erzeltern erzählt werden – fast so, wie es einst unsere Glaubensvorfahren taten.

Fladenbrot (ohne Hefe)4

Zutaten für 5 Personen
•    250g Mehl
•    125 ml Wasser
•    4 EL Olivenöl
•    2 Prisen Salz

Materialien
•    Schüsseln (je Gruppe eine)
•    Waage (je Gruppe eine)
•    Messbecher (je Gruppe einen)
•    Esslöffel (je Gruppe einen)
•    1 Kochplatte
•    1 Pfanne (am besten Gusseisen)
•    1 Pfannenwender

Für dieses sehr einfache Fladenbrot zuerst das Mehl in eine Schüssel geben. Salz, Wasser und Olivenöl dazugeben und alle Zutaten zu einem Teig verkneten – am besten mit der Hand. Dann den Teig für 10 Minuten quellen lassen und erneut für 5 Minuten kneten, sodass ein glatter Teig entsteht.
Dann aus dem Teig dünne Fladen formen, eine gusseiserne Pfanne ohne Fett erhitzen und die Teigfladen darin nacheinander backen, bis sich die ersten braunen Flecken zeigen. Dann auch auf der anderen Seite backen.

Brot und Olivenöl deckten bei den Nomaden den täglichen Bedarf an Fett und Kohlenhydraten ab. Für eine ausgewogene Ernährung fehlten dann noch Eiweiß und Vitamine. Diese nahmen die Menschen vor allem durch Hülsenfrüchte, Nüsse und Obst wie Datteln, Feigen, Granatäpfeln und Weintrauben auf.5

Da die Bibel keine ausformulierten Rezepte beinhaltet, können Lehrkräfte beim Kochen biblischer Speisen ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Viele Speisen und Lebensmittel (wie Milch, Käse, Butter, Honig, Fisch, Getreide, Obst, Manna, süßes Backwerk, Fleisch von Wildtieren) werden im biblischen Kontext erwähnt, ebenso Gewürze wie Koriander, Salz, Minze, Senf, Essig. Somit sind viele Gerichte möglich, die einen Rückbezug zu Bibelgeschichten bieten. Doch bei Petrusfischgerichten oder Wachteln im Gewürzsud sollte der Aufwand nicht unterschätzt werden. Eine einfachere Alternative ist eine Linsensuppe, die sich zur Geschichte von Jakob und Esau anbietet (1 Mose 25,29-34)6:


Jakobs Linsensuppe 7

Zutaten für 4 Personen
•    75 g Linsen
•    500 ml Wasser
•    1 Zwiebel
•    1 Stange Lauch
•    1 Möhre
•    1 EL Tomatenmark
•    1 EL Öl
•    Salz und Pfeffer
•    Minze (nach Belieben)

Materialien
•    Sieb zum Waschen der Linsen (je Gruppe eines)
•    Schneidebrett und Messer (je Gruppe eines)
•    Schüsseln (je Gruppe eine)
•    Waage (je Gruppe eine)
•    Messbecher (je Gruppe einen)
•    Esslöffel (je Gruppe einen)
•    1 Kochplatte
•    1 sehr großer Topf
•    1 Suppenkelle oder Kochlöffel
•    pro Person 1 Suppenteller und 1 Esslöffel8

Die Linsen ein- bis zweimal waschen (wichtig). Zwiebel, Lauch und Möhre in feine Würfel schneiden.
Das Gemüse zusammen mit den Linsen und dem Tomatenmark in der Schale mischen. Dann alles leicht im Öl anrösten, Wasser dazugeben und aufkochen lassen. Von der Kochfläche nehmen, Salz und Pfeffer dazu. Anschließend 15 bis 20 Minuten kochen lassen.

Zu Jakobs Linsensuppe schmeckt frisches Fladenbrot besonders gut. Dieses wurde üblicherweise von den Familienmitgliedern in die Suppe getaucht und diente so als Besteck. Aus hygienischen Gründen sollte in der Schule allerdings lieber mit eigenen Suppentellern gearbeitet werden.

Für die Vitaminzufuhr könnten Paradiesäpfel oder ein Regenbogensalat gemacht werden.


Paradiesäpfel9

Rezept für 22 Personen
•    11 Äpfel
•    800 g Kuvertüre
•    300 g Schoko- oder Zuckerstreusel

Materialien10
•    1 Kochplatte
•    1 großer Kochtopf
•    1 Schneidebrett und 1 Messer
•    1 hitzebeständige Schüssel
•    Schüsseln und Löffel für die Streusel
•    22 Holzstäbe
•    Backpapier

Die Kuvertüre im Wasserbad schmelzen. Die Äpfel waschen, halbieren und auf die Holzstäbe aufspießen. Die Äpfel in die geschmolzene Kuvertüre tauchen, kurz abtropfen lassen und dann mit den gewünschten Streuseln bestreuen. Anschließend die Äpfel zum Trocknen auf das Backpapier legen.


Regenbogensalat11

Rezept für 4 Personen
•    120 g Erdbeeren (rot)
•    1 Dose Mandarinen (orange)
•    1 Bananen (gelb)
•    125 g Weintrauben (violett)
•    2 Kiwis (grün)
•    100g Heidelbeeren (blau)
•    Honig und Nüsse (wenn gewünscht)

Materialien
•    Schüsseln (je Gruppe eine)
•    Schneidebrett und Messer (je Gruppe eines)
•    Dosenöffner (je Gruppe einer)
•    Pro Person 1 Dessertschälchen und 1 kleiner Löffel

Das Obst waschen, entkernen (wenn nötig), klein schneiden und in die Schüssel geben. Bei Bedarf mit Honig abschmecken und Nüsse als Topping hinzugeben.

Beide Gerichte sind nicht besonders aufwändig. Sie laden dazu ein, sie zuerst mit den Schüler*innen herzustellen und in der Tischgemeinschaft dann die passende biblische Geschichte zu erzählen. Es könnte sich jeweils ein theologisches Gespräch anschließen: Wie sieht das Paradies für dich aus? Ist der Apfel eine „schlechte“ Frucht? Ist Gott böse, weil er die Sintflut geschickt hat? Sicherlich werden die Schüler*innen sich aktiv am Gespräch beteiligen und noch lange an diese Stunden zurückdenken.

Ganz zum Schluss darf nun natürlich ein Nachtisch nicht fehlen. Diesen gibt es in Form eines Bibelkuchens, bei dem sich die Schüler*innen ihr Essen erst erarbeiten müssen, weshalb der Bibelkuchen eher für ältere Schüler*innen geeignet scheint:


Bibelkuchen 12

Rezept für einen Kuchen
•    4,5 Tassen 1 Kön 5,2
•    1,5 Tassen Jes 7,15 (erste Angabe)
•    1 Tassen 2. Mo 3,8
•    2 Tassen 1 Sam 30,11-12 (vierte Angabe)
•    2 Tassen Nah 3,12
•    1 Tasse Num 17,23
•    1/2 Tasse 1.Kor 3,2
•    6 Stück Hiob 39,14
•    1 Prise Mk 9,50
•    3 Teelöffel Backpulver (unbiblische Zutat)

Materialien:
•    Backofen
•    Backblech mit Backpapier (oder eingefettet)
•    Tasse (je Gruppe eine)
•    Schüsseln (je Gruppe eine)
•    Kochlöffel
•    Messer und Schneidebrett (je Gruppe eines)

Die Rosinen und Feigen werden kleingeschnitten. Dann werden alle Zutaten zu einem relativ flüssigen Teig verrührt. Dieser kann nun auf ein gefettetes Backblech oder in eine Springform gegeben werden. Der Kuchen wird dann bei 180 Grad 25-30 Minuten gebacken.

Lösung
•    4,5 Tassen 1 Kön 5,2 – Mehl
•    1,5 Tassen Jes 7,15 (erste Angabe) – Butter
•    1 Tassen 2 Mo 3,8 – Honig
•    2 Tassen 1 Sam 30,11-12 (vierte Angabe) – Rosinen
•    2 Tassen Nah 3,12 – Feigen
•    1 Tasse Num 17,23 – Mandeln
•    1/2 Tasse 1 Kor 3,2 – Milch
•    6 Stück Hiob 39,14 – Eier
•    1 Prise Mk 9,50 – Salz
•    3 Teelöffel Backpulver (unbiblische Zutat)

Und beim Essen kann dann über Lk 14,12–14 gesprochen werden:

„Er sprach aber auch zu dem, der ihn eingeladen hatte: Wenn du ein Mittags- oder Abendmahl machst, so lade weder deine Freunde noch deine Brüder noch deine Verwandten noch reiche Nachbarn ein, damit sie dich nicht etwa wieder einladen und dir vergolten wird. Sondern wenn du ein Mahl machst, so lade Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde ein, dann wirst du selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten; es wird dir aber vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.“

Viel Spaß bei den hoffentlich intensiven Gesprächen und spannenden sinnlichen Erfahrungen.

Anmerkungen

  1. Vgl. www.bibernetz.de/wws/mit-allen-sinnen.html#:~:text=Kinder%20sind%20neugierig.,Essen%20und%20Trinken%20bewusster%20wahr (29.5.2021).
  2. Bitte achten Sie auf die Einhaltung der Hygieneregeln. Sie finden die Regeln unter www.bzfe.de/bildung/kita-und-tagespflege/essen-und-hygiene-in-der-kita/paedagogisches-kochen-mit-kindern (30.5.2021).
  3. Vgl. www.rpi-loccum.de/material/pelikan/pel2-16/2-16_baden (29.5.2021).
  4. www.gutekueche.de/fladenbrot-grundrezept-rezept-1673 (30.5.2021)
  5. Vgl. www.rpi-loccum.de/material/pelikan/pel2-16/2-16_baden (29.5.2021).
  6. Vgl. www.rpi-loccum.de/material/pelikan/pel2-16/2-16_baden (29.5.2021).
  7. Vgl. Trabach, Katrin/Reipöhler, Yvonne: Mit Kindern biblisch Kochen, Neukirchen-Vluyn 2005.
  8. Tipp: Lassen Sie dies von den Schüler*innen in einer Plastiktüte von zu Hause mitbringen. So kann das benutzte Geschirr einfach wieder mit nach Hause genommen und dort gereinigt werden.
  9. Vgl. Trabach /Reipöhler: Mit Kindern biblisch Kochen.
  10. Alle Schüler*innen erhalten ihre Apfelhälfte, spießen den Apfel auf, baden ihn in Kuvertüre und verzieren ihn mit den Streuseln. Dazu bietet sich eine „Arbeitsstraße“ an.
  11. Vgl. Trabach /Reipöhler: Mit Kindern biblisch Kochen.
  12. Vgl. https://relilex.de/bibelkuchen/ (30.5.2021) Nutzen Sie die Übersetzung Luther 2017