Warum kann man Gott nicht beweisen?

Von Matthias Hülsmann

Der Schneesturm – eine hermeneutische Perspektive

»Sitzen zwei Männer in einer Bar irgendwo in der Wildnis von Alaska. Der eine ist religiös, der andere Atheist, und die beiden diskutieren über die Existenz Gottes mit dieser eigentümlichen Beharrlichkeit, die sich nach dem, sagen wir mal, vierten Bier einstellt.

Sagt der Atheist: „Pass auf, es ist ja nicht so, dass ich noch nie mit Gott oder Gebeten experimentiert hätte. Letzten Monat erst bin ich weit weg vom Camp in so einen fürchterlichen Schneesturm geraten, ich konnte nichts mehr sehen, hab mich total verirrt, vierzig Grad unter null, und da hab ich‘s gemacht, ich hab‘s probiert: Ich bin im Schnee auf die Knie und hab geschrien: ‚Gott, wenn es dich gibt, ich stecke in diesem Schneesturm fest und sterbe, wenn du mir nicht hilfst!‘“

Der religiöse Mann in der Bar schaut den Atheisten ganz verdutzt an: „Na, dann musst du jetzt doch an ihn glauben“, sagt er. „Schließlich sitzt du quicklebendig hier.“

Der Atheist verdreht die Augen, als wäre der religiöse Typ der letzte Depp: „Quatsch, Mann, da sind bloß zufällig ein paar Eskimos vorbeigekommen und haben mir den Weg zurück ins Camp gezeigt.“«1

Der amerikanische Schriftsteller David Foster Wallace erzählt diese Geschichte in seinem Buch „Das hier ist Wasser“, um daran zwei Dinge deutlich zu machen.

Erstens: Wenn ein Mensch behauptet, er habe eine Gotteserfahrung gemacht, dann handelt es sich bei dieser Aussage um seine Interpretation eines Erlebnisses. Ein Atheist macht genau dasselbe: Er deutet sein Erlebnis, gelangt aber zu einer Interpretation, in der Gott keine Rolle spielt. Das ist die Ursache, weshalb das Gespräch zwischen dem Gläubigen und dem Atheisten in der Geschichte scheitert. Beide Gesprächspartner beharren auf ihren Deutungen, beide wollen die Deutungshoheit behalten.
Zweitens: Wallace geht noch einen Schritt weiter, indem er nach der Ursache für unsere Deutungen fragt. Warum entscheide ich mich dafür, in dieser Situation Gottes Eingreifen zu sehen? Und umgekehrt: Warum entscheide ich mich dafür, in dieser Situation nicht Gottes Eingreifen zu sehen? Die Frage ist deshalb wichtig, weil sie uns bewusstmacht, dass wir uns entscheiden können, auf welcher Grundlage wir unsere Deutungen treffen.

Kein Mensch wird als Christ geboren, und kein Mensch wird als Atheist geboren. Meine individuellen Wertvorstellungen sind nicht durch feste Verdrahtungen in meinem Gehirn vorherbestimmt, denen ich schicksalshaft ausgeliefert bin. Meine Augenfarbe und meine Blutgruppe sind mir durch meine Chromosomen vorgegeben, nicht aber meine weltanschaulichen Ansichten. Es gehört zu einer ausgereiften Persönlichkeitsentwicklung, dass ein Mensch innerlich von seinen eigenen Überzeugungen einen Schritt zurücktreten und eine kritische Distanz zu ihnen einnehmen kann. Wer zu solch einer Selbstreflexion fähig ist, kann Auskunft darüber geben, welche Kriterien ihn zu seiner Entscheidung geführt haben.

Diese Fähigkeit, den eigenen Standpunkt zu verlassen und sich in die Mittelpunktperspektive des Gegenübers zu versetzen, ohne dessen Weltsicht zu übernehmen, ist die Voraussetzung für gegenseitiges Verständnis.

Für die Deutung von Ereignissen als Gotteserfahrungen gilt dasselbe wie für die Deutung von religiösen Texten. Der Philosoph Odo Marquard hat in seinem Aufsatz „Frage nach der Frage, auf die die Hermeneutik die Antwort ist“ die These aufgestellt, dass die heutige Vielzahl der Auslegungsmöglichkeiten eines biblischen Textes das Ergebnis des Dreißigjährigen Krieges ist. Dieser „konfessionelle Bürgerkrieg“ hat deutlich gemacht: „Die Rechthaberei des Wahrheitsanspruchs der eindeutigen Auslegung des absoluten Textes kann tödlich sein.“2

Die Folge war eine pluralisierende Hermeneutik, die mit sich reden lässt und keinen heilsnotwendigen Absolutheitsanspruch mehr aufstellt. Die heute selbstverständliche Frage „Kann man diesen Text nicht auch noch anders verstehen?“ ermöglicht eine Vielzahl von Interpretationsmöglichkeiten. Dasselbe gilt für die Deutung von biografischen Ereignissen wie zum Beispiel für die Begegnung mit „Eskimos im Schneesturm“.

=> Warum kann man Gott nicht beweisen? Erste Antwort: Weil es sich bei dem Begriff „Gott“ um eine Deutungskategorie handelt, die eine Situation nicht objektiv abbildet, sondern sie subjektiv interpretiert und damit zugleich relativiert. In dieselbe Deutungskategorie fallen auch Zufall und Schicksal.

 

Das Thermometer – eine naturwissenschaftliche Perspektive

Gottesweise gab es schon im Mittelalter. Sie hatten aber nicht die Aufgabe, einen Atheisten von der Existenz Gottes zu überzeugen, sondern sie sollten zweifelnden Christen zur Gewissheit im Glauben verhelfen. Der Grundgedanke, dass es einen Gott gibt, war im christlich geprägten Mittelalter von der kirchlichen Lehre vorgegeben. Die Gottesbeweise hatten die Aufgabe, den Zweifel an Gottes Existenz durch vernünftiges Erkennen zu überwinden. Sie sollten beweisen, dass die Vernunft zu demselben Ergebnis kommt, von dem der Glaube immer schon ausgeht. Zwischen Glaube und Vernunft herrschte also kein Widerspruch, sondern sie führten auf unterschiedlichen Wegen zum gleichen Ziel. Wer nur glaubt und nicht versteht, der kann in Glaubenszweifel geraten; wer aber glaubt und mit der Vernunft erkennt, der kann diese Glaubenszweifel überwinden.
Einer der wirkungsgeschichtlich bedeutendsten ist der sogenannte ontologische Gottesbeweis des Anselm von Canterbury. Er möchte zeigen, dass Gott nicht nur ein Gedanke im Verstand eines Christen ist, sondern dass er auch außerhalb des Verstandes in der Wirklichkeit existiert. Anselm geht vom Begriff „Gott“ aus, um zu zeigen, dass der Gottesbegriff das Dasein Gottes automatisch einschließt. Eine Sache, die nur im Kopf als Idee existiert, ist weniger als eine Sache, die in der Realität existiert. Ein Einhorn, das ich mit meinem Verstand denken kann, ist weniger als ein Einhorn, das mir im Straßenverkehr konkret begegnet. Bereits an diesem Beispiel wird deutlich, dass nicht jedem Begriff, den ich denken kann, auch eine reale Existenz zukommt. Das ist beim Gottesbegriff anders. Anselm geht davon aus, dass Gott das ist, „über das hinaus nichts Größeres gedacht werden kann“ (aliquid quo nihil maius cogitari possit).3 Mit dieser Formel versucht Anselm den Graben zwischen dem, was im Verstande ist (in intellectu), und dem, was in der Realität (in re) Existenz hat, zu überwinden.

Wenn etwas so groß ist, dass es darüber hinaus nichts Größeres geben kann, dann ist es Gott. Wenn es nicht das Größte ist, weil noch etwas Größeres denkbar ist, dann ist es nicht Gott. Was ist größer: Gott, der als Gedanke in meinem Verstand existiert, aber nicht außerhalb meines Verstandes in der Wirklichkeit, oder Gott, der als Gedanke in meinem Verstand existiert und außerhalb meines Verstandes in der Wirklichkeit?
Wenn Gott per definitionem das ist, darüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann, dann ist Gott nicht nur ein Glaubensgedanke, sondern dann entspricht diesem Gedanken auch eine Wirklichkeit (et in intellectu et in re).

Der Begriff „Gottesbeweis“ ist also zunächst einmal ein theologischer Fachterminus, der Glaube und Vernunft in Einklang zu bringen versucht.
Mit dem Entstehen der Naturwissenschaften durch die Aufklärung ändert sich die Bedeutung des Begriffs „Beweis“ grundlegend. Er wird nun zu einem Fachterminus innerhalb der naturwissenschaftlichen Methodik, die das Experiment zum Beweismittel erhebt. Alle Naturwissenschaften und die gesamte Technik basieren auf einem methodischen Atheismus. Und das ist auch gut so, denn ein Automechaniker soll defekte Bremsen reparieren und nicht stattdessen beten, dass sie wieder funktionieren. Gott kommt im industriellen Produktionsprozess von Atomkraftwerken, Medikamenten und Babynahrung nicht vor. Er darf nicht darin vorkommen, weil die Neuzeit die mittelalterliche Symbiose von Vernunft und Glaube methodisch getrennt hat.
Die Normalsiedetemperatur von Wasser liegt bei 100 Grad Celsius; das lässt sich mit Hilfe eines Thermometers zeigen. Dabei ist es völlig unerheblich, ob eine Schülerin im Chemieunterricht in Sydney oder eine Chemieprofessorin in Hamburg oder ein Sternekoch in Marseille ein Thermometer in kochendes Wasser hält.4

Die Schallgeschwindigkeit beträgt 330 Meter pro Sekunde. Das lässt sich mit Hilfe einer Stoppuhr, eines Maßbandes, einer Schallquelle und eines Mikrofons zeigen. Wer diese Aussagen bezweifelt, muss anhand von Experimenten das Gegenteil beweisen.
Schwieriger ist es, die Existenz von Dingen zu beweisen. Wale und Delphine leben zwar im unübersichtlichen Ozean, aber ein gestrandeter Wal oder ein im Fischernetz verfangener Delphin sind eindeutige Beweise.
Wie beweist man die Existenz von Heringen, wenn die Maschengröße des Netzes zehn mal zehn Zentimeter beträgt? Die Heringe flutschen durch die Maschen. Daraus zu schließen, es existierten keine Heringe, ist blanker Unsinn, denn die Maschengröße ist als Beweismittel ungeeignet; es bedarf eines kleinermaschigen Netzes. Das klingt banal, stellt aber für die Frage des Gottesbeweises ein unüberwindbares Problem dar. Welche „Maschengröße“ benötige ich, um Gott beweisen zu können? Die Antwort setzt voraus, dass ich weiß, wonach ich suche und welche „Größe“ und Eigenschaft das Gesuchte hat. Daraus ergibt sich die grundsätzliche Frage: Ist das Instrument, mit dem ich messen und beweisen will, eigentlich dem Gegenstand angemessen? Selbst eine Chemieprofessorin kann nicht beweisen, dass Wasser bei 100 Grad Celsius kocht, wenn sie nur ein Maßband zur Verfügung hat. Womit aber soll man die Existenz Gottes beweisen?

Das Problem, das der Atheismus in diesem Zusammenhang hat, ist übrigens noch größer, denn es ist logisch nahezu unmöglich zu beweisen, dass etwas nicht existiert. Die regelmäßig aufflammenden Diskussionen über Nessie oder UFOs legen davon Zeugnis ab.

=> Warum kann man Gott nicht beweisen? Zweite Antwort: Weil naturwissenschaftliche Beweise auf einem methodischen Atheismus basieren und weil es innerhalb der Kategorien Raum und Zeit kein Instrument für einen Gottesbeweis gibt.


Der Kran – eine spekulative Perspektive

Richard Dawkins ist ein amerikanischer Evolutionsbiologe, der als Wissenschaftler hohes Ansehen genießt. Er lehrt als Professor in Oxford und wurde mit verschiedenen anerkannten Wissenschaftspreisen ausgezeichnet.

Zugleich gilt er als einer der führenden Vertreter des sogenannten „Neuen Atheismus“. Durch sein Buch „Der Gotteswahn“ ist er über die Fachbereichsgrenzen hinaus bekannt geworden. In diesem Buch greift er die Religionen, insbesondere das Christentum in seiner evangelikalen und fundamentalistischen Erscheinungsweise an. Dawkins geht davon aus, dass alles Leben auf diesem Planeten sich weiter- und höherentwickelt hat. Dieses biologische Naturgesetz gilt für alle Lebensformen.

Dawkins vergleicht die Entwicklung intelligenten Lebens mit einem Kran. So wie ein Baukran Stufe um Stufe, Element um Element aufgebaut wird und an Höhe gewinnt, so ist auch alles intelligente Leben aus einfachen Lebensformen entstanden und hat sich im Laufe von Jahrmillionen höherentwickelt.5

Intelligente Lebewesen können immer nur am Ende dieser Entwicklung stehen, niemals an deren Anfang. Aus diesem Grunde kann es laut Dawkins kein Gott gewesen sein, der am Anfang die Welt erschaffen hat.
Götter sind für Dawkins höherentwickelte Lebensformen, die von weniger entwickelten Lebensformen als Götter verehrt werden, weil sie ihr Verstehen überschreiten. Aber sie sind natürlich keine Götter. Ein Bauer zur Zeit Luthers hätte ein Smartphone als Zauberei oder göttliches Wunder bezeichnet. Ebenso wurden Mose und Jesus von ihren Zeitgenossen für Wundertäter gehalten.

Wissenschaftskollegen haben Dawkins zu Recht vorgeworfen, die Grenzen der Naturwissenschaft unsachgemäß überschritten zu haben. Mit seinen Thesen ignoriert er die Differenz zwischen Immanenz und Transzendenz. Naturwissenschaften sind an die Kategorien Raum, Zeit und Kausalität gebunden. Ob es eine transzendente Wirklichkeit gibt, darüber kann man philosophisch und theologisch streiten, aber man kann sie nicht mit naturwissenschaftlichen Methoden beweisen oder widerlegen.

Die evolutionsbiologische Entwicklung des Lebens lässt sich nachvollziehen unter naturwissenschaftlicher Betrachtung der Asche in der Urne bei einer Beisetzungsfeier auf einem Friedhof. Asche besteht aus Kohlenstoff. Er ist eines der wichtigsten chemischen Grundelemente des menschlichen Körpers. Aber simple Kohlenstoffverbindungen sind nicht lebendig. Erst ab einer gewissen Komplexitätsstufe und in Verbindung mit anderen chemischen Elementen, die für sich genommen ebenfalls nicht lebendig sind, beginnen sie zu leben, zu wachsen und sich fortzupflanzen. Diesen qualitativen Sprung bezeichnet die Philosophie als Emergenz: Leblose Elemente setzten sich zu etwas Lebendigem zusammen.

Eine weitere Emergenz bildet die Entstehung von Bewusstsein. Sowohl Bäume als auch Menschen leben. Aber der Mensch ist sich dessen bewusst und kann über sich selbst nachdenken. So führt der Weg von einer leblosen Kohlenstoffverbindung zu einem selbstreflexiven Ich-Bewusstsein. Unter evolutionsbiologischer Perspektive ist die Frage offen, auf welcher Entwicklungsstufe dieses Ich-Bewusstsein einsetzt. In biblischer Zeit stand eindeutig fest, dass nur der Mensch Vernunft hat und dass ihn das vom Tier unterscheidet. Die Verhaltensbiologie hat eindrücklich gezeigt, dass nicht nur die großen Menschenaffen sich in einem Spiegel wiedererkennen. Auch Elefanten, denen man mit Kreide auf ihr linkes Ohr einen Kreis gemalt hat, versuchen, während sie vor einem Spiegel stehen, mit dem Rüssel diesen Kreis auf ihrem linken Ohr zu berühren – wohlgemerkt auf ihrem Ohr und nicht auf dem Spiegelbild!6 Sie können also zwischen sich und dem Bild im Spiegel unterscheiden. Auch Geist und Vernunft scheinen sich evolutionär entwickelt zu haben, so dass die Grenzen zwischen Arten mit und ohne Ich-Bewusstsein fließend sind.

Dawkins bezeichnet die natürliche Selektion als den leistungsfähigsten Kran aller Zeiten. Er hat vermutlich recht. Lebewesen im Wasser, die im Laufe von Jahrmillionen Flossen ausbilden, verfügen über einen Selektionsvorteil gegenüber Lebewesen, die sich im Wasser nur von der Strömung treiben lassen können, denn die Flossen ermöglichen eine gezielte Flucht vor Fressfeinden und erhöhen die Chance, die eigenen Gene an die nächste Generation weiterzugeben.

Das Gleiche gilt für Lebewesen, die Augen ausbilden, denn sie können ihre Fressfeinde bereits aus der Entfernung sehen; zugleich erleichtert die Sehfähigkeit die Partnersuche und damit die genetische Reproduktion.
Unter evolutionärer Perspektive sind Flossen die organische Antwort auf das Wasser, in dem die Tiere leben und das lange vor den Wassertieren vorhanden war. Entsprechendes gilt für die Augen. Vor etwa 500 Millionen Jahren haben die ersten Lebewesen eine organische Antwort auf das Licht der Sonne herausgebildet. Auf diesen inneren Zusammenhang weist bereits Goethe 1822 in seinen Zahmen Xenien hin:

Wär nicht das Auge sonnenhaft,
Die Sonne könnt es nicht erblicken;
Läg nicht in uns des Gottes eigne Kraft,
Wie könnt uns Göttliches entzücken?7

Für Goethe bildet der entwicklungsgeschichtliche Zusammenhang zwischen Sonne und Auge eine Analogie zu dem Verhältnis zwischen dem Göttlichem und dem Inneren des Menschen, das für das Göttliche empfänglich ist. Es lohnt sich, diesen Gedanken weiter zu verfolgen. Wenn unsere Körperorgane eine materielle Antwort auf unsere Umwelt sind, dann lautet die entscheidende Frage: Worauf ist unser menschliches Gehirn die organische Antwort? Vielleicht auf den Geist, der bereits vor dem Urknall, vor der Materie, vor der Sonne und vor dem Wasser existierte und der im Laufe von Jahrmillionen ein Organ als Antwort hervorbrachte? Ist unser Gehirn also das Organ, in dem der Geist sich mit den materiellen Mitteln von Kohlenstoffverbindungen und anderer chemischer Elemente selbst denkt?

Jörg Zink beantwortet diese Frage in seinem Buch „Die Urkraft des Heiligen. Christlicher Glaube im 21. Jahrhundert“ folgendermaßen: „Ich bin überzeugt: Wo und wann immer ein Mensch, ergriffen von dem, was er erkannt hat, den Gedanken an den ihm nahen Gott fasst, ist dieser Gedanke nichts anderes als ein Gedanke Gottes selbst im Bewusstsein dieses Menschen. Wie sollte ein Mensch im Ernst ‚Gott‘ denken können, wenn nicht Gott in ihm dächte?“8 

=> Warum kann man Gott nicht beweisen? Dritte Antwort: Weil nicht ich Gott denke, sondern Gott mich denkt und durch mich sich selbst denkt.

 

Anmerkungen:

  1.      Wallace, Das hier ist Wasser / This is water, 12f.
  2.      Marquard, Abschied vom Prinzipiellen, 130.
  3.      Anselm von Canterbury, Proslogion c. II.
  4.      Da der Siedepunkt vom Luftdruck abhängt und die Normalsiedetemperatur bei einem Normaldruck von 1013hPa gilt, werden im Beispiel drei Städte genannt, die auf Höhe des Meeresspiegels liegen. Auf der Spitze des Mount Everest kocht Wasser schon bei etwa 80 Grad Celsius.
  5.     Vgl. Dawkins, Der Gotteswahn, 106.
  6.     https://www.youtube.com/watch?v=-EjukzL-bJc (26.06.2020).
  7.     Nicolai, Goethes Gedichte, 556.
  8.     Zink, Die Urkraft des Heiligen, 158f.


Literatur

  • Canterbury, Anselm von: Proslogion c. II; aus: Anselm von Canterbury, Monologion. Proslogion. Die Vernunft und das Dasein Gottes; eingel., übers. und erläutert von Rudolf Allers, Köln 1966
  • Dawkins, Richard: Der Gotteswahn, 6. Aufl. Berlin 2009
  • Marquard, Odo: Abschied vom Prinzipiellen. Philosophische Studien, Stuttgart 1991
  • Nicolai, Heinz (Hg.): Goethes Gedichte in zeitlicher Reihenfolge, 2. Aufl. der Sonderausgabe zum 150. Todestag, Frankfurt/M. 1982
  • Wallace, David Foster: Das hier ist Wasser / This is water, Köln 2012
  • Zink, Jörg: Die Urkraft des Heiligen. Christlicher Glaube im 21. Jahrhundert, Stuttgart 2003