Vorbilder – wie sie uns prägen – Ein Unterrichtsvorschlag für die Grundschule

Von Tanja Voss

 

Vorbilder sind wichtig in unserem Leben. Ihnen können wir nacheifern oder uns vor Augen halten, welches Lebensziel wir verfolgen. Besonders Kinder und Jugendliche begegnen Vorbildern sehr aufmerksam; sie orientieren sich stark an ihnen. In der heutigen Zeit sind dies überwiegend Personen aus dem öffentlichen Leben oder der persönlichen Umgebung. In religiös sozialisierten Regionen prägen daneben auch Personen aus der Gemeinde oder den Vereinen vor Ort das Erwachsenwerden.

Nach Hartmut Rupp ist ein „Vorbild […] das Bild einer realen, aber auch virtuellen Person, aus der Gegenwart oder der Vergangenheit, das von einem Individuum bewundert, verehrt oder geliebt wird“.1  Darüber hinaus können Vorbilder mittels folgender Kategorien differenziert werden: Ideal, Idol, Star, Held und Modell. Bei der unterrichtlichen Auseinandersetzung mit Vorbildern ist es wichtig, die Personen in ihrem jeweiligen Kontext wahrzunehmen: mit Bezug zum Glauben, mit Alltagsbezug (z. B . Jugendleiter / Teamer) oder mit Bezug zum Wohl aller Menschen (z. B. Ärzt*innen). Das Leitbild für den jeweiligen Lebensabschnitt wird durch einen personalen Bezug definiert, der es ermöglicht, in den Erlebnissen der Vorbilder mehr als eine eindrucksvolle Geschichte zu sehen.

In allen Jahrgängen der Klassen 1 bis 4 finden sich im Kerncurriculum Evangelische Religion und Katholische Religion unter der Leitfrage „Nach Jesus Christus fragen“ und „Nach der Verantwortung des Menschen in der Welt fragen“ viele Beispiele von Inhalten, die zu dem Thema „Vorbilder“ passen.


Inhaltsbezogene Kompetenzen

Folgende inhaltsbezogene Kompetenzen lassen sich in einer Unterrichtseinheit zum Thema „Vorbilder“ erarbeiten:

Die Schüler*innen

  • „wissen von Menschen, die aus dem Geist Jesu lebten und leben und handeln in diesem Sinne an einem konkreten Beispiel“. Hier: Jesus sammelt Freunde, die ihm bedingungslos nachfolgen.
  • „verstehen, dass Menschen sich aus ihrem Glauben heraus für die Welt und andere Menschen einsetzen.“ Hier: Heilige Elisabeth und das Rosenwunder.
  • „erkennen, dass sie und ihre Mitmenschen Gaben und Stärken sowie Grenzen und Schwächen haben.“ Hier: Übertragung und Zusammenhang herstellen zum eigenen Leben.

 
Kinder und Jugendliche benötigen Wegweiser, um sich orientieren zu können oder um selbstständig Verantwortung zu übernehmen. Sie lernen Werte durch das Vorleben anderer; das Aufzeigen von Fehlern dient zur Orientierung. Auch die Religion kann zu solchen ethischen Entscheidungen beitragen – Vorbilder existieren genügend. Wichtig ist es für uns Unterrichtende, diese Entscheidungen auf die Lebenswelt der Schüler*innen zu übertragen und sie mit prozessbezogenen Kompetenzen wie Wahrnehmen und Deuten2 zu verknüpfen. Zusätzlich macht es Sinn, Kinder und Teenager dazu zu befähigen, diese Beeinflussung zu verstehen und damit eventuell verbundene Gefahren zu erkennen.

Die Unterrichtseinheit „Vorbilder“ knüpft an die oben genannten Kompetenzen an. Durch didaktische Ansätze der Bibeldidaktik, der Performativen Didaktik und der Mediendidaktik wird die Selbsttätigkeit der Lernenden gefördert. Zudem wird ihre Persönlichkeit gestärkt, indem sie sich über ihren eigenen Wertestatus bewusst werden.

Lernen mit Kopf, Hand und Herz kann Inhalte tiefer und nachhaltiger verankern. Damit die inhaltsbezogenen Kompetenzen des Themas wirken, muss den Gedanken der Schüler*innen Raum gegeben werden, Inhalte zu erfassen und handelnd oder situativ umsetzen zu dürfen. Gruppen- und Partnerarbeit auf Reflexionsebene, Plenumsarbeit mit Teilentlastung in der Einzelarbeit sind für das selbstentdeckende Lernen wichtig. Die im Unterricht verwandten Methoden müssen dies gewährleisten und nicht nur motivieren, sondern auch auf der emotionalen Ebene berühren. Die Materialien des Bodenbildes, die Rollenkarten für die Umsetzung des Bibeltextes oder auch die mediale Gestaltung sprechen Kinder dieses Alters an und lassen emotionales Denken und Empfinden zu.


Unterrichtsideen für die Grundschule: Planung der Einheit „Vorbilder”

  • Definition und Begrifflichkeit – Vorbild: Idol, Star, besondere Menschen des Glaubens (eine bis zwei Stunden) Vorbilder, die mich auf unterschiedlichen Lebensabschnitten begleitet haben (eine Stunde)
  • Papierfächer erstellen mit Merkmalen, die mich beeinflussen können (eine Stunde)
  • Einfluss des Glaubens auf Menschen – Standbild mit Doppeln oder Erklärfilm (zwei Stunden)
  • Postkarte an mein Vorbild schreiben (eine Stunde).

 

Anmerkungen:

  1.      Rupp, Vorbilder, 1.
  2.      Kerncurriculum für die Grundschule, 11f.

 

Literatur

  • Niedersächsisches Kultusministerium (Hg.): Kerncurriculum für die Grundschule. Schuljahrgänge 1-4, Evangelische Religion. Hannover 2006
  • Rupp, Hartmut: Vorbilder. Vortrag auf dem Religionspädagogischen Tag, Konstanz, 8.10.2010 (www.ekiba.de/html/media/dl.html?i=15455)
  • Schupp, Renate: Meine Kinderbibel. Mit Illustrationen von Johanna Ignjatovic, Lahr 2. Auflage 2010