Ein Ratespiel mit 100 Kurzbiografien
Literarische Biografien haben im Buchhandel derzeit alles andere als den Platz der Ladenhüter: Das Interesse an Lebensgeschichten berühmter Personen ist hoch. Die oft umfangreichen Werke zu lesen, kostet einiges an Zeit; schnelle Überblicke über Personen bei Wikipedia zu konsumieren, ist zwar informativ, aber nicht gerade ein Lesegenuss. Wie nähert man sich Biografien mit Interesse und Spannung?
Bei manchen Menschen ist die Lust auf Rätsel produktiv. In der Werkstatt einer Schweizer Familie ist ein Spiel entstanden, das kulturgeschichtliches Wissen zu Gestalten aus Geschichte und Gegenwart mit Ratelust verbindet. Die (nicht allzu scharf konturierten) Rubriken der zu enträtselnden Personen reichen von Regisseur*innen, Schauspieler*innen, Vertreter*innen klassischer Musik wie von Jazz & Rock, Künstler*innen, Schriftsteller*innen, Jugendbuchautor*innen über bedeutende Menschen aus Gesellschaft, Politik & Geschichte bis zu Wissenschaftler*innen.
Die grundlegenden Spielregeln sind einfach. Das Spielmaterial sind Karten mit erzählten Miniaturen, eine kurze und doch personal erzählte Story der Lebensgeschichte. Wer bin ich? meint in der klassischen Form: Wir lesen die Story der zu erratenden Person – am Ende geht es um die Zuordnung zu Namen der Person. Erzähl mir deine Geschichte, und ich sage dir, wer du bist. Hilfestellungen ergeben sich aus den Elementen der Story. Das Auflösungsheft bietet außer dem Namen auch eine kurze kontextuelle Einbettung und Würdigung der Berühmtheit.
Drei Gründe machen Lust auf das Spiel und lassen es (religions-)pädagogisch interessant werden:
Erstens: Die Lebensgestalten sind berühmt, viele ihrer Lebens-Facetten jedoch zugleich unbekannt. Im Entdecken der personal erzählten lebensgeschichtlichen Episoden kommen oft überraschende Seiten ihres Lebens zutage. So ziehen die biografischen Miniaturen auf den handgroßen Spielkarten die Aufmerksamkeit auf das Leben anderer auf sich und wecken den Entdeckergeist. Wie versteht sich Mathematik, wenn man weiß, dass einer ihrer berühmten Gestalten …?
Zweitens: Das Spiel lädt nicht nur zur Variation der Spielregeln ein, sondern auch zum produktiven, erweiternden Gestalten – privat, in Unterricht und Jugendarbeit: Nicht nur etliche weitere kultur- wie naturwissenschaftliche Größen oder Sportler*innen könnten sich hinzugesellen, sondern auch Theolog*innen – nur eine biblische Figur hat es bisher in das Spiel geschafft – verdienen es, hier in die Ahnengalerie aufgenommen zu werden. So ergeben sich die eigentlich produktiven Lernanlässe. Auch Texterweiterungen und Umgestaltungen sind denkbar, z.B. Dialoge zwischen den Personen schreiben: Wie müsste man ein Musical zu einer Person konzipieren?
Und drittens schließlich trägt das Spiel mit der narrativen Form zum Verstehen von Bio-Grafie bei: Wie würdest du die Lebensgeschichte deiner Eltern, Großeltern auf eine Karte bringen, einer Person aus deinem Umfeld erzählen?