Filme zur Kirchengeschichte

von Anja Klinkott


Die Geschichte der christlichen Kirchen reicht mehr als zweitausend Jahre zurück. Auf die christliche Botschaft der Nächstenliebe folgten Friedenszeiten, aber auch kirchlich motivierte Kriegszüge und Jahrhunderte später die Verfolgung vermeintlicher Hexen. Die Reformatoren versuchten, den Geist der Bibel auf ein neues, menschlicheres Fundament zu stellen. Trotzdem folgte der längste Krieg auf europäischem Boden. Wie sich an Kirchengeschichte lernen lässt, zeigen die hier vorgestellten Filme zu mutigen Reformatoren, tapferen Überlebenden und Ausblicken in die Zukunft.

Die Filme liegen als DVD oder als Download vor und können in der Bücherei- und Medienarbeit im Haus kirchlicher Dienste entliehen oder heruntergeladen werden. Sie sind für den Religionsunterricht, den Ethikunterricht sowie den Unterricht in Werte und Normen geeignet.


Philomena
Stephen Frears
Frankreich/Großbritannien/USA 2013
Spielfilm 94 Minuten
empfohlen ab 14 Jahren

Als die junge Philomena ungewollt schwanger wird, ist das im katholischen Irland der 1950er-Jahre ein Skandal. Die Familien helfen sich, indem sie die betroffenen jungen Frauen in kirchliche Obhut geben. Auch Philomena erleidet dieses Schicksal und wird gezwungen, ihren Sohn zur Adoption freizugeben. Erst 50 Jahre später traut sie sich, einen Journalisten mit der Suche nach ihrem Kind zu beauftragen. Gemeinsam begeben sich die beiden sehr ungleichen Menschen auf die Suche und decken einen unfassbaren Skandal auf.

Der Spielfilm mit Judy Dench in der Hauptrolle zeigt eines der dunkelsten Kapitel der irischen katholischen Kirche: In den Wäschereien der sogenannten Magdalenen-Häuser müssen ledige junge Mütter für ihre Sünden büßen und für angebliche Betreuung viele Jahre hart arbeiten. Für die Kirche dieser Zeit sind die jungen Frauen ein lukratives Geschäft. Das letzte dieser Häuser schließt erst 1996.

Der Spielfilm nach einer wahren Begebenheit kann Jugendliche dazu anregen, sich mit Moral- und Machtstrukturen kirchlicher Institutionen kritisch auseinanderzusetzen und Maßnahmen zu beleuchten, die Machtmissbrauch in Institutionen vorbeugen sollen.


Zwingli – Der Reformator
Stefan Haupt
Deutschland/Schweiz 2018
Spielfilm 123 Minuten
empfohlen ab 12 Jahren

Als der junge Priester Ulrich Zwingli seinen Dienst am Zürcher Großmünster antritt, schockiert er die ihm anvertraute Gemeinde mit seinen revolutionären Ideen und seiner offenen Kritik am Verhalten der katholischen Kirche. Die Menschen in seinem Umfeld merken jedoch bald, dass der Priester seine christliche Nächstenliebe aktiv lebt und sich um Arme und Schwächere aufopferungsvoll kümmert. Mehr und mehr fühlen sie sich zu seinen Ideen hingezogen, während die katholische Kirche mit drakonischen Maßnahmen versucht, die Aufruhr im Keim zu ersticken.

Ulrich Zwingli gehört neben Martin Luther zu den bekanntesten Reformatoren. Seine Ideen einer Gesellschaft, die sich für Schwächere einsetzt und Kinder und Frauen schützt, sind inzwischen fester Bestandteil der sozialen Marktwirtschaft.


Auf der Suche nach dem verlorenen Sonntag
Uwe Nagel
Deutschland 2012
Kurzspielfilm 22 Minuten
empfohlen ab 12 Jahren

In der nahen Zukunft, im Jahr 2050, hat sich die Welt zu einer leistungsorientierten und kapitalistischen Gemeinschaft entwickelt. Bereits Schulkinder haben einen streng strukturierten und mittels elektronischer Geräte überwachten Alltag. Als sich der 13-jährige Julius heimlich mit seiner Freundin treffen will, entledigt er sich des Geräts und muss sich in der Schule vor seinem „Time-Management-Pädagogen“ rechtfertigen. Da erinnert er sich seines Großvaters, der als Teil der Gemeinschaft der Christen Anspruch auf zumindest einen freien Tag in der Woche hatte. Gemeinsam mit Freundin Lilli sucht Julius den Großvater auf und die drei kommen ins Gespräch über Zeit, Werte und Glaubensdinge sowie über die Geschichte des Sonntags. Anschließend folgen die beiden Jugendlichen dem Großvater heimlich zum Gottesdienst. Sie lauschen den Gesängen und fühlen sich seltsam berührt von der Kraft und Intensität.


1648 – Der lange Weg zum Frieden
Holger Preuße, Stefan Pannen
Deutschland 2018
Dokumentation 60 Minuten
empfohlen ab 14 Jahren

Es ist der längste Krieg auf dem europäischen Kontinent. Im Dreißigjährigen Krieg geht es aber nicht nur um die christliche Deutungshoheit von Protestanten und Katholiken. Es geht in erster Linie um die politische Vorherrschaft im heutigen Europa. Inhalt der Dokumentation sind die Friedensverhandlungen, die aufgrund der Vielzahl der Konfliktparteien an zwei Orten, in Münster und Osnabrück stattfinden. Erst nach fünf Jahren intensiver Gespräche können die Kriegshandlungen mit dem Westfälischen Frieden beendet werden.

Der Dreißigjährige Krieg ist eine Folge der beginnenden Reformation und in seinem Verlauf kommen nach vorsichtigen Schätzungen 30 Prozent der damaligen Bevölkerung durch Krieg, Plünderungen, Hunger und Seuchen ums Leben. Aber nicht die Kriegsursachen und -folgen stehen im Mittelpunkt der Dokumentation, sondern die Friedensverhandlungen mit dem Bemühen, die unterschiedlichen religiösen und weltlichen Ansprüche der Kriegsparteien in eine neue politische Realität einfließen zu lassen.

Der Film bietet sich an, um mit Jugendlichen die komplexen Realitäten zwischen scheinbar eindeutigen Konflikten zu analysieren und einen Bezug zu aktuellen Konflikten herzustellen. Dabei können auch die aktuellen Verwicklungen zwischen Religionen und politischem Handeln thematisiert werden.


Der Luther-Code 6: Glaube an die Zukunft
Alexandra Hardorf, Wilfried Hauke
Deutschland 2016
Dokumentation 79 Minuten
empfohlen ab 14 Jahren

Im sechsten und letzten Teil der filmischen Reformationsserie richtet sich der Blick auf die Zukunft der Menschheit: Welche Herausforderungen gilt es zu meistern, und welche Wege können dafür beschritten werden? Welche technischen Innovationen können dabei helfen und welche Gefahren sind damit verbunden? Wie werden Menschen in Zukunft ihren Glauben leben, mit anderen Religionen im Gespräch bleiben und die Erde nach ihren Vorstellungen und zum Nutzen aller gestalten?

Viele der hoffnungsvollen Zukunftsszenarien dieses Films aus dem Jahr 2016 sind inzwischen von der Realität eingeholt worden. Trotzdem bleibt die Vision des sechsten und letzten Teils der EKD-Filmreihe zur Reformation: Menschen haben schon immer vermocht, die Probleme ihrer Zeit anzugehen und zu bewältigen

Für Jugendliche kann diese Botschaft ermutigend sein, sich stärker über Handlungsoptionen und Lösungsansätze zu definieren und Möglichkeiten zu entdecken, die eigene Zukunft und ihre Umwelt lebenswert zu gestalten.