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„Gibt es Gott?“ „Glaubst du das?“

„Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht“1, stellte Dietrich Bonhoeffer fest. In diesem Satz verdichten sich jahrelange theologische Überlegungen. Die meisten Menschen kommen in ihrem Leben gar nicht zu solchen theologisch reflektierten Sätzen. In der Regel kreisen sie (immer mal wieder, z.B. an exis-tenziell bedeutsamen Lebensstationen) eher um die grundsätzliche Frage, die Bonhoeffer aus theolo-gischen Erwägungen heraus bereits als Frage infrage stellen würde: „Gibt es Gott überhaupt?“.

Uns hat aber dennoch interessiert, wie junge Menschen auf diese Frage reagieren und wie sie darauf antworten: „Gibt es Gott?”, „Glaubst du das?“
Deshalb haben wir bei jungen pädagogischen Fachkräften aus evangelischen Kitas und bei Schü-ler*innen im ersten Jahr einer zweijährigen Berufsfachschule Hauswirtschaft nachgefragt.


Spontane Antworten von pädagogischen Fachkräften aus evangelischen Kitas2:

  • Zum Glück ja.
  • Gott ist die Kraft, die uns Zuversicht schenkt, und das Vertrauen, dass alles gut wird am Ende.
  • Ja, doch es gibt nicht den Gott, sondern vielfältige Bilder von Gott; einige begleiten mich.
  • Ja, weil sich die Dinge manchmal überraschend fügen, als nähme uns jemand an die Hand.
  •  Als hätte jemand einen Plan für mein Leben, als würde mich jemand auf meinem Weg leiten.
  • Gott ist ein wertschätzender Zuhörer, der mich sieht und verzeihen kann.
  •  Ja, weil wir durch ihn eine unerschöpfliche Gemeinschaft erleben.
  • Gott ist die Gewissheit, dass die Toten gut aufgehoben sind und wir auch.

Schriftliche Antworten3 von Schüler*innen im ersten Jahr einer zweijährigen Berufsfachschule Hauswirtschaft4:

  • Ich glaube an Gott, weil ich ihn spüre … Ich sehe das Licht, die Liebe und die Reinheit des unendli-chen Lebens. Er ist existent, da er uns schützt und bewahrt. Er lässt uns fühlen sowie nachdenken. Er gibt uns die Entscheidung, das Leben so zu gestalten, wie wir es für richtig empfinden. (Schülerin, 17 Jahre)
  • Ich glaube an einen Gott, weil er mich in meiner schwersten Zeit begleitet hat. Ich habe meinen Glauben an ihn gefunden und war dann nicht mehr alleine. Er hat mir gezeigt, dass alles, was pas-siert, einen Grund hat, dass er mich auf den richtigen Weg bringt und dass nach schlechten Zeiten wieder gute kommen. (Schülerin, 17 Jahre)
  • Ich glaube nicht, dass es einen Gott gibt, weil ich nicht glauben kann, dass nur ein Mensch die Welt erschaffen hat und dass er die Hand eines Menschen nimmt und ihn von seiner Blindheit heilt. Und ich kann nicht glauben, dass er von den Toten auferstanden ist. Und weil er nur die Lieben sterben lässt und die Bösen leben lässt und die anderen Leute, die Kinder umbringen, leben lässt, und dass er Krieg nicht verhindert. (Schülerin, 16 Jahre)
  • Ich glaube, dass es keinen Gott gibt, weil alle Menschen immer noch ungerecht behandelt werden. Armen Menschen wird nicht geholfen, und es geht ihnen schlecht, und den reichen Menschen geht es gut, und auch dunkle Menschen werden schlecht behandelt. (Schülerin, 16 Jahre)
  • Ich glaube an Gott in einer Hinsicht einfach, weil viele Dinge passieren, die normal unmöglich ge-wesen wären. Außerdem fühlt man, wenn Verstorbene bei einem sind. Das ist, glaube ich, auch Got-tes Werk. Und Gott kann auch existieren, denn es sind vielleicht (erst) zehn Prozent von der Welt erforscht worden. (Schülerin, 18 Jahre)

Anmerkungen

  1. Widerstand und Ergebung, DBW 8, 514f.
  2. Teilnehmer*innen der religionspädagogischen Langzeitfortbildung von Diakonischem Werk Niedersachsen und RPI Loccum, notiert von Gert Liebenehm-Degenhard.
  3. Sie wurden weitgehend in originaler Schriftsprache transkribiert, d.h. lediglich an grundlegende Regeln der deutschen Schriftsprache angepasst.
  4. Die schriftlichen Antworten wurden zusammengetragen von Dirk Bischoff, Schulpastor an einer Berufsschule.