Nachhaltigkeit ist ein fast schon inflationär verwendeter Begriff unserer Zeit. Den meisten Menschen ist bewusst, das Ressourcen endlich sind und unser Klima derzeit dauerhaften Schaden nimmt. Aber wie können wir nachhaltig leben? Reicht es, neue Kleidung mit recyceltem Polyester und Bio-Avocado zu kaufen? Und was ist, wenn wirtschaftliche Forderungen und politische Entscheidungen unser eigenes Handeln konterkarieren?
Die hier vorgestellten Filme sollen zum Nachdenken über Möglichkeiten und Grenzen nachhaltigen Lebens anregen. Mehr Geschichten gibt es unter www.medienzentralen.de.
Gegen den Strom
Benedikt Erlingsson
Frankreich/Island 2018
Spielfilm 101 Min.
empfohlen ab 14 Jahren
Alarm in Islands Aluminiumindustrie: Aktivist*innen verüben Anschläge auf Stromleitungen und werfen Bekennerschreiben vom Dach der Universität. Die Regierung ist in höchster Aufregung, werden doch lukrative Investoren aus China abgeschreckt. Doch hinter den Taten stecken keine ausländischen Terrorist*innen, sondern eine Chorleiterin aus Reykjavik. Halla ist Ende 40 und entspricht so gar nicht dem Bild des*der klassischen Öko-Aktivist*in. Durch dieses Erfolgsrezept bleibt sie unerkannt, obwohl die Fahndung nach den Täter*innen auf Hochtouren läuft. Dann aber wird ihr privater Wunsch Wirklichkeit: Nach Jahren des Wartens darf sie ein Kind aus der Ukraine adoptieren. Halla muss sich zwischen Mutterglück und politischer Überzeugung entscheiden.
Eine unauffällige Frau mittleren Alters versucht, im Alleingang die Welt zu retten. Diese Alltagsheldin steht für einen vielleicht weit verbreiteten Wunsch, mit eigenem Handeln Einfluss auf „die Mächtigen da oben“ zu nehmen. Der Spielfilm zeigt überspitzt und amüsant die Interessen, von denen Regierende, Industrie, aber auch „die kleinen Leute“ geleitet sind. Das offene Ende des Films unterstreicht diese Widersprüchlichkeiten.
Dieser Spielfilm fordert Schüler*innen heraus, sich mit den komplexen Realitäten in Bezug auf den Schutz und die Bewahrung der Schöpfung auseinanderzusetzen und eignet sich für den Politik-, Wirtschafts-, Ethik- und Religionsunterricht ab Jahrgang 10. Der Film kann mit Arbeitsmaterial in der Bücherei- und Medienarbeit entliehen werden.
Wackersdorf – Wehrt euch, leistet Widerstand
Oliver Haffner
Deutschland 2018
Spielfilm 122 Min.
empfohlen ab 14 Jahren
Eine fern zurückliegende Zeit ohne Internet und Smartphone, lange vor „Fridays for Future“. 1980 kämpft eine kleine, ländliche Gemeinde in Bayern mit hohen Arbeitslosenzahlen. Dem Landrat erscheint der Vorschlag der Regierung, eine atomare Wiederaufbereitungsanlage in dem kleinen Wackersdorf anzusiedeln, wie ein Geschenk des Himmels. Damit verspricht er sich wirtschaftlichen Aufschwung für die gesamte Region. Doch als die bayrische Polizei gewaltsam gegen Proteste der Bevölkerung vorgeht, kommen ihm Zweifel. Auf eigene Faust stellt der Landrat Recherchen zur Sicherheit der Anlage an und geht auf Konfrontation gegen die mächtige bayrische Regierung unter Ministerpräsident Franz Josef Strauß.
Atomenergie spaltete schon in den 1980er-Jahren die Gemüter der Republik: für die einen eine saubere und sichere Energiequelle für einen wachsenden Bedarf der Bevölkerung, für andere eine Gefahr für die Gesundheit von Generationen. In Zeiten, in denen die EU den Atomstrom als eine „grüne“ Energie klassifiziert, eignet sich der Spielfilm hervorragend für Schüler*innen ab etwa 14 Jahren im Religions-, Ethik- Gesellschafts- oder Politikunterricht, um sich mit der Problematik der Atomenergie, deren Sicherheit und der Lagerung radioaktiver Abfälle auseinanderzusetzen. Außerdem kann anhand der im Film vorgestellten Beispiele über geeignete Formen des demokratischen und zivilen Widerstands diskutiert werden. Die DVD kann mit Arbeitsmaterial in der Bücherei- und Medienarbeit entliehen werden.
The Great Green Wall
Jared P. Scott
Großbritannien 2019
Dokumentarfilm 92 Min.
empfohlen ab 12 Jahren
Stellen Sie sich vor, einmal quer über den riesigen afrikanischen Kontinent würde sich ein Wald ziehen. Über Ländergrenzen hinweg, gepflanzt von den dort lebenden Menschen. Sie wollen der Wüstenbildung entgegenwirken und eine Lebensgrundlage für sich und ihre Mitmenschen schaffen. Berechnungen ergeben, dass sich damit auch das weltweite Klima verbessern könnte. Es ist ein ehrgeiziger Plan, der bereits seit 2005 besteht, von dem aber bislang erst 15 Prozent umgesetzt sind. Die aus Mali stammende Sängerin Inna Modja reist von Land zu Land, sie möchte ein Album produzieren, in das die Gesänge und die Kultur der Menschen einfließen. Damit will sie ihren Teil zum Entstehen des grünen Walls beitragen.
Ein solches Projekt ist gleichzeitig ökologisch wie politisch. Verfeindete Staaten müssen sich zu gemeinsamen Schritten durchringen, Land muss bereitgestellt (oder gekauft) werden, Baumsetzlinge erworben, der Boden bestellt und die Bäume gepflanzt werden. Diese müssen gehegt und gewässert werden und dürfen nicht nach kurzer Zeit dem Bedarf nach Heizmaterial zum Opfer fallen. Das bedarf auf allen Ebenen einer gewaltigen Anstrengung.
Die Schüler*innen lernen, welche Wirkung solche Maßnahmen politisch, gesellschaftlich und ökologisch entwickeln können. Aber auch, welche Kräfte diesen entgegenstehen.
Der Film eignet sich für den Unterricht in Religion, Naturkunde, Geografie und Werte und Normen ab dem 8. Jahrgang. Er steht mit Arbeitsmaterialien zum Download in der Bücherei- und Medienarbeit zur Verfügung
Tomorrow, die Welt ist voller Lösungen
Mélanie Laurent, Cyril Dion
Frankreich 2015
Dokumentation 117 Min.
empfohlen ab 14 Jahren
In den Straßen gepflanztes Obst und Gemüse, von dem sich jede*r einfach etwas nehmen darf. Alte US-Fabrikgebäude, in denen jetzt statt Autos Gemüse „produziert“ wird. Eine eigene „Dorfwährung“, damit das Geld im Ort bleibt. Als die Schauspielerin Mélanie Laurent und der französische Aktivist Cyril Dion nach der Geburt ihres Kindes realisieren, dass die bestehenden Ansätze nicht ausreichen werden, den Klimawandel aufzuhalten, machen sie sich über Ländergrenzen hinweg auf die Suche nach Projekten und Lösungen.
Viele der hier vorgestellten Lösungsansätze sind inzwischen kopiert und weiterentwickelt worden und wurden weltweit in anderen Orten und Gemeinden umgesetzt. Schüler*innen können anhand der Beispiele über die Möglichkeiten und Grenzen diskutieren, die solche Maßnahmen auf das Weltklima und die Welternährung nehmen können. Der Film kann als Impuls für Jugendliche dienen, eigene vergleichbare oder neue Projekte in ihrer Schule und ihrem persönlichen Umfeld zu initiieren. Er eignet sich damit für den Unterricht in Religion, Naturkunde, Geografie und Werte und Normen ab dem 8. Jahrgang und für gemeinsame Schulprojekte und kann mit umfangreichen Arbeitsblättern bei der Bücherei- und Medienarbeit entliehen werden.
Five ways to kill a man
In: Globalisierung – Der Preis des Wohlstands
Christopher Bisset
Deutschland 2013
Kurzfilm 12 Min.
empfohlen ab 14 Jahren
„Five ways to kill a man“ – das Gedicht von Edwin Brock aus dem Jahr 1963 gibt dem kurzen Film seinen ethischen Impuls. Der Protagonist Sam ist eigentlich ein netter Kerl. Er bedauert, dass sein kleiner Goldfisch plötzlich weniger Wasser zum Leben hat, kümmert er sich nebenbei um Kinder, die in Textilfabriken arbeiten müssen, und eine junge Frau aus Guatemala nimmt er zum Essen mit nach Hause. Aber irgendwann ist alles zu viel. Und abends kommt die Müllabfuhr.
Bildhaft und plakativ wird in dem Kurzfilm ein individueller ökologischer Fußabdruck dargestellt. Protagonist Sam ist sich der Konsequenzen seines Handels durchaus bewusst; trotzdem schafft er es nicht, seine Lebensgewohnheiten zu ändern. Die filmische Idee, Konsumgüter durch Menschen und den ökologischen Fußabdruck mit schwarzen Luftballons und ölverschmierten Vogelkadavern darzustellen, bietet Schüler*innen ab etwa 14 Jahren vielschichtige Möglichkeiten, sich mit dem Thema des nachhaltigen Konsums auseinanderzusetzen. Anhand des in den Arbeitsmaterialien enthaltenen Gedichts „Five ways to kill a man“ können Impulse zur Ethik und zum christlichen Menschenbild gewonnen werden.
Der Kurzfilm von Christopher Bisset ist Teil der Dokumentation „Globalisierung“ und kann aus dem Medienportal mit umfangreichem Zusatzmaterial und Arbeitsblättern heruntergeladen werden.
Block and piled
In: Alles anders – von Stärken und Schwächen
Marc Ribas und Anna Soulani
Deutschland 2016
Animationsfilm 5 Min.
empfohlen ab 10 Jahren
Es ist eine eigenwillige Arche, auf der die Menschen versuchen, sich selbst und ihre Tiere zu retten. Zunächst wird Müll noch konventionell weggefegt, aber als die Menge zunimmt, braucht es andere Lösungen. Kuriose Charaktere eines dreistöckigen Hauses sorgen für individuelle Rettungswege und nur gemeinsam können die Bewohner sich schließlich in Sicherheit bringen. Aber ob sich diese Lösung als Blaupause für die Menschheit eignet?
Der kurze Trickfilm über den Alltag eines mehrstöckigen Haus zeigt erst nach und nach, dass es sich eigentlich um eine Rettungsmission handelt. Alle Bewohner suchen Lösungen aus einer Krise, die für sie offensichtlich ist, die sich den Zuschauenden aber erst nach und nach offenbart. Schüler*innen ab etwa zehn Jahren können anhand der Arbeitsmaterialien das Storyboard der Geschichte darstellen. Sie werden animiert, einzeln und in Gruppen über Lösungen der Umwelt- und Klimakrise nachzudenken. Durch den Bezug zur biblischen Geschichte der „Arche Noah“ eignet sich der Trickfilm auch hervorragend für den Religionsunterricht im Rahmen des Themas „Bewahrung der Schöpfung“, aber auch für den Natur- und Gesellschaftskundeunterricht. Er ist Teil des Samplers „Alles anders – von Stärken und Schwächen“ und kann aus dem Medienportal heruntergeladen werden.