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Siebzehn Lobgesänge – ein Psalm

von Andreas Behr

Psalm 104 und die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Ideen für die Konfi-Arbeit und für den Unterricht in der Sek I

Wenn man sich dem Thema Nachhaltigkeit theologisch nähert, dann legt es sich nahe, das Thema Schöpfung in den Blick zu nehmen. Das ist zunächst stimmig, auf den zweiten Blick viel zu kurz gegriffen, dann aber doch richtig.

Nachhaltigkeit bezieht sich auf die Schöpfung. Das ist stimmig. Der Begriff bzw. das Konzept der Nachhaltigkeit kommt aus der Forstwissenschaft, lenkt das Nachdenken also auf die Natur. Es geht darum, die Natur bzw. die Schöpfung zu erhalten. Dabei kommt die ganze Schöpfung in den Blick, von der der Mensch nur ein Teil ist – allerdings genau der Teil, der die Schöpfung bewahren, aber auch nachhaltig schädigen kann.

Nachhaltigkeit bezieht sich auf die Schöpfung. Das ist dann zu kurz gegriffen, wenn es nur um Naturschutz und Ökologie geht. Die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, im Folgenden SDG) gehen weit über Klimaschutz und Naturerhalt hinaus, wenngleich hier notwendige Voraussetzungen liegen: Klimawandel führt z.B. zu sozialer Ungerechtigkeit, so dass er auch die Armutsbekämpfung erschwert.

Nachhaltigkeit bezieht sich auf die Schöpfung. Das ist dann richtig, wenn der Begriff der Schöpfung weit gefasst wird. Nachhaltiger Umgang mit der Schöpfung umfasst dann alle 17 SDGs. Dies ist in einer Schöpfungstheologie angelegt. Schon die Schöpfungsmythen des Alten Testaments zielen weniger auf eine Beschreibung der Natur ab, sondern sie schaffen Grundbestimmungen für soziales Zusammenleben, das Nebeneinander von Mensch und Tier, sozialen Zusammenhalt und vieles mehr. Im Deuterojesajabuch (Jes 40 ff.) geht eine Veränderung der Natur politischen und religiösen Umwälzungen voran und bereitet diesen den Weg. Das Ostergeschehen wird in der Theologie als achter Schöpfungstag beschrieben, wobei hier ja gerade nicht die natürlichen Gegebenheiten fortgeführt werden, sondern mit der Überwindung des Todes eine Neuschöpfung einsetzt.

Auch im Konziliaren Prozess werden Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung gewissermaßen schöpfungstheologisch zusammengedacht.

Schöpfung sollte also mit allen Nachhaltigkeitszielen in Verbindung gebracht werden. Dem soll anhand des Schöpfungspsalms nachgegangen werden. Dabei schreiben die Jugendlichen  einen eigenen Psalm, der sich auf eines der SDGs bezieht. In einem zweiten Schritt adressieren sie ihren Psalm, z.B. an Gott. Schließlich greifen sie Passagen aus Psalm 104 auf und ergänzen damit den eigenen Psalm.

Ein eigener Psalm

Die 17 Nachhaltigkeitsziele werden vorgestellt.

Die Konfis tun zu sich zu zweit oder zu dritt zusammen. Jede Kleingruppe sucht sich ein SDG aus, zu dem sie arbeiten möchte (M 1). Jede Gruppe nimmt sich ein anderes SDG vor, so dass möglichst viele Themen bedacht werden.

Die Gruppe erhält nun den Auftrag, nach Beispielen zu suchen, in denen das gewählte Ziel schon erreicht oder zumindest in Ansätzen realisiert wurde. Das kann ein Beispiel aus dem Lebensumfeld der Konfis sein; es kann auch ein globales Beispiel gewählt werden. Hilfreich ist es hier, wenn die Konfis die Möglichkeit haben, im Internet zu recherchieren. So können sie z.B. prüfen, ob es für ihre Region Daten gibt, die zeigen, ob und wieweit SDGs erreicht wurden.

Wenn genügend Beispiele gefunden wurden, sollen diese in Form eines poetischen Textes beschrieben werden. D.h. es soll ein Text entstehen, der gelungene Beispiele so zusammenfasst, dass in kurzen Sätzen das Positive und Gelungene auf den Punkt dargestellt wird. Dieses wird herausgestellt, wohingegen das, was evtl. noch nicht ganz gelungen ist oder was noch in Frage steht, nicht im Text vorkommt. Es entsteht also eine Erfolgsgeschichte bzw. ein Werbetext, der darlegt, dass und wie ein Nachhaltigkeitsziel erreicht wurde und wie es sich positiv auswirkt.

Ein Auszug aus einem Text zu SDG 3 „Gesundheit und Wohlergehen“ könnte z.B. so lauten:

Schnell wurde das Virus erforscht.
Ein Impfstoff steht zur Verfügung und bringt Rettung.
Bio-Landwirtschaft nützt Mensch und Tier und lässt beide länger leben.
Die Versorgung in Krankenhäusern muss keiner selbst bezahlen,
und Pflegekräfte werden endlich besser bezahlt.

Adressierungen

Im nächsten Schritt adressieren die Konfis ihren Text, d.h. sie formulieren den Text so um, dass die Urheber*innen der von ihnen beschriebenen lobenswerten Errungenschaften benannt und angesprochen werden. Diese sollen dabei lobend erwähnt werden; es kann ihnen auch Dank ausgesprochen werden. Probehalber können verschiedene Urheber*innen werden.

Achtung: Es kann sein, dass auch in der ersten Textvariante bereits Menschen oder auch Gott als Urheber*innen benannt wurden. Es sollte dann deutlich werden, dass dies kein Fehler ist. Die Konfis können jetzt andere Varianten erproben.

Zuletzt können alle Gruppen eine Version ihres Textes erstellen, bei dem Gott adressiert wird. Hilfreich wäre hier der Hinweis an die Konfis, dass sie den Text so schreiben können, als stünde er in der Bibel.

Das o.g. Beispiel könnte dann so klingen:

Du befähigst Menschen, einen Impfstoff zu entwickeln.
So bringst du Rettung, Gott.
Du zeigst uns, wie wir biologisch wertvoll wirtschaften können.
Tiere und Menschen, die du gemacht hast,
Du zeigst uns in Gesundheitsversorgung und Pflege den Weg zu mehr Solidarität,
deshalb bezahlen wir Pflegekräfte jetzt besser.

Die Konfis stellen nun ihre Texte vor. Sie benennen, wie sich die Texte genau verändert haben und wo es besondere Entscheidungen zu treffen galt. So mag die Adressierung an Gott z.B. Fragen aufwerfen. Gott mag uns helfen, einen Impfstoff zu entwickeln; aber hat er nicht letztlich auch das Virus geschaffen oder zumindest seine Existenz nicht verhindert? Ein Satz wäre dann evtl. einzufügen, z.B.: „Auch das Virus stammt von dir.“ Da der Text aber weiterhin in Anlehnung an die Gattung des Lobpsalms insgesamt Positives, eben Lobenswertes, hervorheben soll, ist ggf. eine Ergänzung erforderlich; etwa: „Aber ich vertraue darauf, dass du weißt, wozu es am Ende gut sein wird.“

Psalm 104

Die Konfis bekommen nun Psalm 104 vorgelegt. Gemeinsam wird er gelesen. Wichtig ist, dass die Konfis im Folgenden eher intuitiv mit dem Psalm umgehen. Es steht deshalb nicht im Vordergrund, dass sie jeden Vers genau verstehen, das antike Weltbild hinter den Worten im Detail begreifen oder den Text im Zusammenhang des Psalters und des Alten Testaments verorten können. Ebenso zielt diese Stunde nicht darauf ab, zu verstehen, was ein Psalm genau ist. Fragen der Konfis werden natürlich beantwortet; die Lehrperson muss es aber aushalten können, dass Wissenslücken bleiben.

Aufgabe ist es, nachdem der Psalm im Ganzen erfasst wurde, alle Verse herauszusuchen, die zum SDG der Kleingruppe passen. Dabei wird, wie gesagt, intuitiv vorgegangen.

Zu SDG 3 „Gesundheit und Wohlergehen“ könnten u.a. folgende Verse passen:

5 Du hast die Erde auf ihre Pfeiler gesetzt.
Sie wird niemals wanken – zu keiner Zeit.

9 Du hast ihnen eine Grenze gesetzt,
die sie nicht mehr überschreiten dürfen.
Nie wieder dürfen sie die Erde bedecken.

12 Die Vögel des Himmels bauen Nester an ihren Ufern, in den Zweigen trällern sie ihr Lied.

15 und Wein, der das Menschenherz erfreut.
So gibt es Salböl für ein glänzendes Gesicht
und Nahrung, die das Menschenherz stärkt.

19 Den Mond hast du für die Festzeiten gemacht. Die Sonne weiß, wann sie untergehen soll.

21 Die jungen Löwen brüllen nach Beute,
sie fordern etwas zu fressen von Gott.

22 Geht die Sonne auf, ziehen sie sich zurück
und ruhen sich aus in ihren Verstecken.

30 Schickst du deinen Lebensatem aus,
dann wird wieder neues Leben geboren.
So machst du das Gesicht der Erde neu.

Abschließend ergänzen die Konfis ihren Text mit Versen aus dem Psalm.

Der SDG-Psalm

Für die SDGs, zu denen bislang keine Texte entstanden sind, da die Bildung von 17 Kleingruppen vermutlich in keiner Konfi-Gruppe bzw. Lerngruppe zustande kommt, können in einer zweiten Runde nochmals eigene Texte geschrieben werden. Diese werden schon im ersten Schritt an Gott adressiert.

In jedem Fall sollten aber am Ende zu allen SDGs passende Verse aus Psalm 104 herausgesucht worden sein. M 2 bietet eine Zusammenstellung von möglichen passenden Versen zu allen SDGs.

Zuletzt stellen die Konfis alle Texte in der Reihenfolge der SDGs als einen Psalm zusammen. Dabei überlegen sie, wie sie diesen einleiten und abschließen möchten. Psalm 104 bietet dafür eine Anregung.

Außerdem überlegen die Konfis gemeinsam, welche Verse aus Psalm 104 übernommen werden; es sollte aber pro SDG mindestens ein Vers sein.
Die eigenen Texte können abschließend redigiert werden. So kann z.B. noch eine Adressierung, die sich nicht an Gott richtet, mit aufgenommen werden. Auch veränderte Formulierungen sind denkbar.

In der Konfi-Arbeit ist es erfahrungsgemäß kein Problem, für die Überarbeitung des Lobpsalms die Grundregel einzuführen, Gott als Adressaten nicht wieder vollständig aus dem Text herauszunehmen, sondern Gott jedem SDG als einen Adressaten des Lobs stehen zu lassen.

In der Schule ist es ratsam, bewusst zwei Textversionen zu erstellen. In einer Version kommt Gott probehalber vor. Die andere Version ist diejenige, auf die sich die Schüler*innen einigen. Womöglich kommt in letzterer Gott nicht mehr vor. Hier werden dann aber andere Adressierungen wichtig.