Angefangen von monumentalen Spielfilmen bis hin zu sarkastischen Komödien – Religion war und ist für Filmemacher schon immer ein Material, aus dem sich die unterschiedlichsten Geschichten weben lassen. Wie kaum ein anderes Medium kann ein Film visualisieren und damit sein Publikum viel stärker zum Nachdenken und zu emotionaler Reaktion animieren als bloßes Erzählen. Im Folgenden werden Filme vorgestellt, die verschiedene Religionen sowie deren Beziehungen mit- und gegeneinander thematisieren. Die neuen Medien möchten aber mehr, als mit „Heute schauen wir einen Film“ den Religionsunterricht oder die Konfirmandenarbeit abwechslungsreich gestalten. Diese Medien können zum Teil interaktiv genutzt, per Link verschickt sowie mit umfassendem Arbeitsmaterial im Präsenz- oder Onlineunterricht eingesetzt werden.
ICH, JUDAS
Ben Becker und Serdar Dongan
Deutschland 2017
Kammerspiel 82 Min.
FSK 6, empfohlen ab 14 Jahren
Seine Geschichte ist eine der Schuld ohne Vergebung. Selbst Jesus sagt über seinen Verräter, dass er besser nie geboren wäre (Mk 14,12- 26). Die Rede ist von Judas, dem Jünger Jesu, der den Sohn Gottes mit seinem Kuss verrät und ans Kreuz liefert. Ben Becker übernimmt seine Rolle nach dem Text „Ich, ein Jud: Verteidigungsrede das Judas Ischariot“ des Literaturhistorikers Walter Jens. In dem Film, gedreht am 18. März 2017 im Berliner Dom, blickt Judas zurück, zunächst auf die Ereignisse des gerade vergangenen Karfreitags, dann auf seine Begegnungen und seinen Weg mit Jesus. Er hinterfragt, erklärt, verzweifelt und versucht dennoch, seinem Handeln vielleicht keinen Sinn, aber doch einen Rahmen zu geben.
Die Zuschauenden erleben in Ben Beckers Judas einen Menschen unter einem zweitausend Jahre alten Fluch. Betroffen schauen wir auf Judas und gleichzeitig in einen Spiegel: sehen Angst, Versagen und Schuld. Am Ende der 82 Minuten ist nichts mehr, wie es schien.
Der Film eignet sich für Konfirmand*innen und Schüler*innen ab 14 Jahren, empfohlen wird er für den Sekundarbereich II. Thematisch empfiehlt sich der Einsatz in der Passionszeit zu den Themen Schuld und Vergebung. Er ist in der Bücherei- und Medienarbeit als DVD zur Ausleihe verfügbar.
CRESCENDO – #MAKEMUSICNOTWAR
Dror Zahavi
Deutschland / Italien / Österreich 2019
Spielfilm 102 Min.
FSK 6, empfohlen ab 14 Jahren
Ein Projekt zur Versöhnung soll es werden. Im Rahmen von Friedensverhandlungen zwischen Diplomaten aus Israel und Palästina überredet die ehrgeizige Stiftungsleiterin Klara De Fries den weltbekannten Dirigenten Eduard Sporck, ein Jugendorchester aus Israelis und Palästinensern aufzustellen und in Südtirol ein Konzert zu geben. Die Voraussetzungen könnten unterschiedlicher nicht sein: Jugendliche, die an Checkpoints schikaniert werden, religiöse und politische Einflüsse der Elternhäuser und Bildungseinrichtungen auf beiden Seiten. Und natürlich finden die Auswahl der Musiker und die späteren Proben unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Ob aber ein Musikprojekt die schwierigen Friedensverhandlungen unterstützen oder eher behindern kann, muss sich erst noch herausstellen.
Neue Perspektiven für den Frieden in Nahost durch kulturelle Projekte – auch das wäre eine passende Überschrift für diesen Film. Durch viele Details und Einzelschicksale werden die Facetten und die Auswirkungen dieses Konflikts deutlich und für junge Menschen in Deutschland verständlicher. Die unterschiedlichen Religionen, teils geprägt von jahrhundertealten Traditionen, spielen dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Der Spielfilm ist geeignet für Konfirmand*innen und Jugendliche ab etwa 14 Jahren in den Sekundarbereichen I und II zu den Themen (religiöse) Konflikte, Versöhnung und Vergangenheitsbewältigung. Er ist in der Bücherei- und Medienarbeit des HkD als DVD zur Ausleihe verfügbar.
HERR IM HAUS
Gudrun Falke
Deutschland 2000
Kurzspielfilm 7 Min.
FSK 0, empfohlen ab 12 Jahren
Ein Pfarrer macht seine Arbeit. Er achtet auf Ordnung und Sauberkeit der ihm anvertrauten Kirche, nichts entgeht seinem Auge, und für keine noch so schmutzige Arbeit ist er sich zu schade. Nur für die Schicksale derer, die ihn aufsuchen, bleibt bei all dem keine rechte Zeit mehr. Aber dann geschieht etwas, das sein gesamtes Werken in einem anderen Licht erscheinen lässt.
Die biblische Geschichte von Maria und Marta (Lukas 10,41) kommt einem in den Sinn, wenn man den fleißigen Mann bei seinem, letztendlich vergeblichen, Tun beobachtet. Womit diene ich meinem Gott? Gibt es unterschiedliche, sich sogar widersprechende Wege für diesen Dienst? Der Kurzfilm regt in nur sieben Minuten zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken darüber an, ob wir als Kirche wirklich Platz haben, für die, die uns brauchen.
Der Impulsfilm eignet sich für Schüler*innen und Konfirmand*innen zur Reflexion über ihr Bild der Kirche und ihrer hauptamtlichen Akteur*innen. Weitere Themen sind Gottesbilder im Film, (Mit-)Menschlichkeit in Kirche und Gesellschaft sowie kirchliche Verhaltens- und Kommunikationsmuster. Er eignet sich für den Religions- und Ethikunterricht im Sekundarbereich I. In der Bücherei- und Medienarbeit steht der Film mit umfangreichem Arbeitsmaterial zum Download sowie auf dem Sampler „Gottesglaube, Gottesbilder – ein Versuch“ als DVD zur Verfügung.
DANGLE
Phil Traill
Deutschland 2003
Kurzspielfilm 6 Min.
FSK 0, empfohlen ab 12 Jahren
In dem Kurzfilm „Dangle“ (vom Englischen „baumeln lassen“) besteigt ein junger Mann einen Berg. Auf dessen Spitze entdeckt er ein Seil, das vom Himmel herabhängt. Schnell stellt er fest, dass er mit einem Zug an diesem Seil die Herrschaft über Tag und Nacht gewinnt. Übermütig zieht er wieder und wieder, bis das Seil vom Himmel fällt, unaufhörlich …
Eine Situation, die viele Menschen aus ihrer Kindheit kennen: Man hat mit etwas gespielt, vielleicht ohne vorher zu fragen, und es funktioniert plötzlich nicht mehr. Viele Kinder können dem Protagonisten nachempfinden, der zunächst triumphiert, dann erschrickt und schließlich davonläuft.
Für diesen kurzen Film sind im Bereich der Schule und der Konfirmandenarbeit viele Ansätze denkbar: die (vermeintliche) Beherrschung der Natur durch den Menschen, Macht und Machtanspruch, Verantwortung für die Schöpfung, Gottesbilder, Weltansichten und Weltanschauungen. Er ist geeignet für den Religions- sowie Werte- und Normen-Unterricht, kann aber auch als Impulsfilm in naturwissenschaftlichen Fächern eingesetzt werden. Der Film steht in der Bücherei- und Medienarbeit als Download und als DVD, jeweils mit umfangreichem Zusatzmaterial zur Verfügung.
I’M MUSLIM, DON’T PANIC – AUS DEM ALLTAG MUSLIMISCHER JUGENDLICHER IN DEUTSCHLAND
Almut Röhrl und Sabine Hackenberg
Deutschland 2015
Dokumentation 27 Min.
Lehrprogramm gemäß §14 JuSchG
empfohlen ab 12 Jahren
Zwischen Kopftuch und Ramadan: Muslimische Jugendliche in Deutschland werden mit vielen Vorurteilen konfrontiert. Der kurze Dokumentarfilm zeigt exemplarisch drei junge Muslim*innen aus einer süddeutschen Großstadt. Da ist die 19-jährige Abiturientin, die ihr Kopftuch aus Überzeugung trägt und Lehrerin werden will. Mit ihren Freundinnen diskutiert sie Essensvorschriften und das Binden des Kopftuchs. Und darüber, welche Konsequenzen ihre gelebte Religion auf ihre privaten und beruflichen Aussichten haben kann. Die Zuschauenden lernen im Verlauf des Films noch weitere Muslime beiderlei Geschlechts und ihre durchaus unterschiedlichen Zugänge zu ihrer Religion kennen.
Die Dokumentation zeigt, welche Unterschiede es in den verschiedenen Strömungen des Islam gibt. Nichtmuslimischen Jugendlichen gibt es ein umfassenderes und facettenreicheres Bild in Ergänzung der im Unterricht häufig gelehrten Fünf Säulen des Islam. Der kurze Film kann Ressentiments und Vorurteile abbauen, vielleicht auch, (selbst-)kritisch christliche Gebote und ihre Einhaltung im Alltag hinterfragen.
Die Dokumentation eignet sich für Schüler*innen ab zwölf Jahren im Religions-, Ethik- sowie Werte- und Normen-Unterricht. Die DVD kann mit umfangreichem Zusatzmaterial in der Bücherei- und Medienarbeit entliehen werden.
GLAUBE UND DENKEN
Martin Viktor-Nudow
Deutschland 2020
Dokumentation 27 Min.
Lehrprogramm gemäß §14 JuSchG
empfohlen ab 16 Jahren
Kennen Sie eigentlich die Kirche des fliegenden Spaghettimonsters? Kein Scherz, sie gibt es wirklich. Junge Menschen während eines freiwilligen sozialen Jahres bei der Berliner Stadtmission begeben sich auf die Suche: Glaube und Wissenschaft – wie stehen sie zueinander? Stehen sie einander gegensätzlich gegenüber? Sind sie zumindest miteinander im Dialog oder können sie sich sogar ergänzen?
Um das grundsätzliche Spannungsverhältnis zwischen Glauben und Denken geht es in der kurzen Dokumentation. Ergänzt wird sie durch einen weiteren Kurzfilm mit einem historischen Überblick über wichtige Persönlichkeiten, die in Kirche und Wissenschaft diesen Prozess geprägt haben.
Schüler*innen und Konfirmand*innen sollen mit dieser Dokumentation lernen, ihr eigenes (naturwissenschaftliches) Wissen, aber auch ihre Glaubensvorstellungen zu hinterfragen und einzuordnen. Sie werden ermutigt, sich unter anderem mit Strömungen wie dem Kreationismus oder dem Intelligent Design kritisch auseinanderzusetzen. Die Dokumentation vermittelt viel Diskussionspotenzial, aber keine eindeutigen Antworten. Gerade das macht sie zu einem sehr spannenden Medium im Religions-, Philosophie- und Ethik-Unterricht.
Film und Arbeitsmaterial für Schüler*innen stehen als Download zur Verfügung; das Material kann z. T. auch interaktiv genutzt werden.
MEDIENBAG
Neu im Bestand der Bücherei- und Medienarbeit ist die Medientasche Hinduismus. Literatur, Filme und zahlreiche Devotionalien erwarten Sie für den Einsatz in Unterricht und Konfi-Gruppe. Ein Jasmin-Zweig, eine Shiva, Kumkum und vieles mehr helfen bei der Auseinandersetzung mit der fernen Religion.
Die Tasche kann abgeholt und zugeschickt werden. Nähere Informationen unter www.kirchliche-dienste.de/arbeitsfelder/buecherei en/Themen/Religionen-der-Welt.