Ein christlicher Mann in den USA muss wie ein Cowboy hart sein und verteidigen können – sich selbst, aber vor allem seine Familie, seine Nation, seine Kirche und seinen Glauben.
Daddy was a cowboy, hard as a rock.
Momma, she was quiet as a prayer. […]
Yeah I‘m somewhere between Jesus and John Wayne.
A cowboy and a saint, crossing the open range.
I try to be more like you Lord, but most days I know I ain‘t!
I‘m somewhere between Jesus and John Wayne1.
Dieses in der (Parallel-)Medienwelt konservativ-evangelikaler Christ*innen populäre Lied (einer äußerst populären Band) „Jesus and John Wayne“ habe die Spannung deutlich gemacht, in der sich diese Männer in den USA lange Zeit sahen. In dem podcast des Deutschlandfunks von Sinje Stadtlich wird aber auch davon erzählt, dass sich diese Spannung mittlerweile aufgelöst habe – zugunsten eines John Wayne-Typus, den gerade Ex-Präsident Donald Trump gerne als starker, selbsternannter Beschützer evangelikaler Werte habe bedienen wollen:
„Die Evangelikalen in den USA von heute haben sich für John Wayne entschieden – den rauchenden, trinkenden und mehrfach geschiedenen Hollywood-Star. Sie hätten ihr Bild von Jesus nach seinem Vorbild modelliert.“
Damit wird in dem Podcast zugleich das Hauptergebnis einer ausführlichen Untersuchung der Historikerin Kristin Kobes du Mez zusammengefasst. Ihre Forschungsergebnisse des Evangelikalismus, seines Frauen- und Männerbildes seit 1945, bilden den Kern des Radiobeitrags mit einem Interview der Historikerin. Gerade im Zuge der Verunsicherung in den USA durch die traumatischen Erfahrungen des Vietnam-Krieges habe die Rückbesinnung auf vermeintlich uramerikanische Werte und Rollenmuster eingesetzt. Männliche Heroen aus dem Wilden Westen und Kriegshelden wie Sergeant Stryker seien zu Vorbildern geworden:
„Mein Name ist Stryker, Sergeant John M. Stryker. Und Ihr seid meine Truppe. Wenn ich mit Euch fertig bin, werdet Ihr Euch wie ein Mann bewegen und wie ein Mann denken. Und wenn nicht, seid Ihr tot.“ (im Weltkriegsdrama „Du warst unser Kamerad“).
Besonders der persönliche Freund und Unterstützer Ronald Reagans „John Wayne ist […] zu diesem Symbol von rauer amerikanischer Männlichkeit geworden, die Ordnung durch Gewalt herstellt. Er war der Cowboy, der Soldat im Zweiten Weltkrieg und im Vietnam-Krieg. Und diese heldenhafte Männlichkeit ist für Generationen weißer Evangelikaler quasi göttlich und christlich.“ Jesusbilder oder Zitate aus der Bibel seien hingegen immer seltener geworden.
Zur Beantwortung der Frage, warum Christ*innen in den USA, die sich der evangelikalen Richtung zuordnen, eine politisch so konservative Haltung einnehmen, bietet der Radio- und Internetbeitrag eine spannende Antwort. Diese Evangelikalen pflegen ihren eigenen, besonders fundamentalistischen Gründungsmythos des Wilden Westens, in dem eben gerade der Mann verteidigen musste.
Ein Tipp: Auf der Website findet sich ein weiterer Artikel, in dem deutlich wird, dass der US-amerikanische Evangelikalismus keine in sich homogene Strömung bzw. Gruppierung ist, sondern offener ist für verschiedene politische Haltungen bzw. Auseinandersetzungen als oftmals klischeehaft angenommen: „US-Evangelikale und der Klimaschutz. Die Angst vorm Grünen Drachen.“
Der Beitrag findet sich als Text oder als Podcast in der Dlf-Audiothek, außerdem in der Deutschlandfunk-App über den Suchbegriff John Wayne.
Anmerkungen
- Gaither Vocal Band, Jesus and John Wayne, 2008