Filme zum Thema Zeit
Wir versuchen sie zu bändigen, einzuteilen in Sekunden, Minuten und Stunden. Wir wissen, sie verläuft gleichmäßig, und doch kennen wir alle das Phänomen, dass Zeit manchmal „verfliegt“ und manchmal die Minuten endlos langsam vergehen. Sinnvoll füllen wollen wir sie, aber auch genießen. Mit anderen teilen, aber auch etwas Eigenes schaffen. Zeit bleibt ein Paradox. Die hier vorgestellten Filme handeln von Lebenszeiten, von Zukunft und Vergangenheit, von Zeitfenstern, die sich schließen, und von Erinnerung.
Alle Filme können im Haus kirchlicher Dienst bei der Bücherei- und Medienarbeit heruntergeladen werden.
Ellie & Abbie
Monica Zanetti
Australien 2020
Spielfilm 79 Min.
empfohlen ab 14 Jahren
Der englische Titel des Spielfilms „Ellies dead aunt (Ellies tote Tante)“ leitet die Zuschauenden etwas direkter zum Kern des Films: Die siebzehnjährige Ellie steht kurz vor ihrem Coming-out und möchte eine Partnerin zum jährlichen Schulball einladen. Von ihrem Umfeld wird sie nicht direkt gehindert, aber in der Findung ihrer Person und Sexualität auch nicht explizit unterstützt. Das ändert sich schlagartig, als ihre früh verstorbene Tante als Geist erscheint und ihr ungefragt diverse Tipps zur Partnerinnensuche gibt. Ellie ist zunächst irritiert, lernt aber über die dramatischen Ereignisse im Leben ihrer Tante viel über die Geschichte der Homosexualität früherer Jahre und kann sich ihrer eigenen Rolle bewusstwerden.
Der leichte Spielfilm entwirft ein positives Bild einer lesbischen jungen Frau im 21. Jahrhundert. Die Geschichte ihrer Tante und auch die weltweit wieder größer werdenden Restriktionen gegenüber der LGBTQ-Gemeinschaft verdeutlichen dagegen, wie fragil die vermeintliche Normalität noch immer ist. Die Zuschauer*innen können sich mit der deutschen Geschichte homosexueller Menschen und den Veränderungen in der Gesetzgebung seit Mitte des 20. Jahrhunderts beschäftigen und Vergleiche zu anderen Ländern und Religionen ziehen. Sie lernen aber auch etwas über die Einzigartigkeit eines jeden Individuums vor Gott.
Everything will Change
Marten Persiel
Deutschland/Niederlande 2021
Spielfilm, 89 Min.
empfohlen ab 14 Jahren
Die Welt in naher Zukunft: Der Planet ist verödet, trocken und leer. Drei junge Erwachsene finden altertümliches Filmmaterial und staunen über Artenvielfalt und Schönheit, die einst auf der Erde vorhanden waren. Als ihre Versuche, ihre Mitmenschen zum Umdenken und Handeln zu bewegen, scheitern, begeben sich die Drei auf einem abenteuerlichen Road-Trip in die Vergangenheit: in die 20er-Jahre unseres Jahrhunderts, um die Menschen unserer Zeit davon zu überzeugen, den Planeten zu schützen, seine Schönheit zu bewahren und damit die Zukunft zu verändern.
Zurück aus einer dystopischen Zukunft in eine für zukünftige Generationen utopisch schöne Gegenwart: Zeitreisen sind ein gerne gewähltes Thema in Literatur und Film. Hier wird uns vor Augen geführt, in welchem Reichtum wir leben und dass ein „Mehr“ und „Wachstum“ zu Auswirkungen führen werden, vor denen wir gerne die Augen verschließen. Der Film eignet sich für Schüler*innen ab 14 Jahren für den Einsatz im Religions-, Ethik- sowie Werte und Normen-Unterricht. Er kann auch hervorragend zu Bildungsprojekten genutzt werden und ist auch für den generationenübergreifenden Dialog zwischen Jugendlichen und älteren Mitmenschen geeignet.
Mittagsstunde
Lars Jessen
Deutschland 2022
Spielfilm, 97 Min.
empfohlen ab 14 Jahren
Der Kieler Universitätsdozent Ingwer Feddersen entschließt sich als Mittfünfziger zu einer Auszeit von einem halben Jahr, um sich um die betagten Eltern im ländlichen Schleswig-Holstein zu kümmern. Die Reise in die Vergangenheit beginnt mit einem Schock: Das Dorf seiner Jugend hat sich dramatisch verändert, nicht einmal die Störche kommen noch zurück. Nach und nach stellt sich Ingwer seiner Familiengeschichte und den Geheimnissen, die ihn vor vielen Jahren zur Flucht in die Großstadt verleitet haben.
Die Verfilmung des Romans von Dörte Hansen spielt mit Zeit und Raum auf ganz unterschiedlichen Ebenen: Es ist ein biografischer Film über das Aufwachsen in ländlicher Umgebung mit den Möglichkeiten und Verheißungen der Siebzigerjahre. Neben einer Familiengeschichte ist der Film damit auch ein Zeitzeugnis. Der auch auf Plattdeutsch verfügbare Film eignet sich für ältere Jugendliche, um sich mit der eigenen Familien- und Bildungsbiografie auseinanderzusetzen und diese im Kontext der jeweiligen gesellschaftlichen Maßstäbe einzuordnen. Es ist aber auch ein Film über Vergebung, Verzeihen und Hoffnung und ist daher sowohl für den Religions-, den Werte und Normen- als auch für den Geschichtsunterricht geeignet.
Was kostet das Leben?
auf dem Sampler: Was zählt im Leben?
Anne Berrini
Deutschland 2008
Kurzfilm, 17 Min.
empfohlen ab 14 Jahren
Welchen Preis hat ein Leben nach dem Tod? Ben hatte einen schweren Unfall, den er nicht überlebt. Als er im Jenseits erwacht, sieht er sich in einem schmucklosen Büro einem Mann im Anzug gegenüber. Dieser verwaltet sein Nachleben und kontrolliert dazu seine „Lebensbilanz“. Mit für Ben erschreckenden Aussichten.
Katzen sagt man nach, sie hätten neun Leben. Christen gehen davon aus, dass sie nach ihrem Tod in den Himmel kommen. Was aber wäre, wenn wir Fehlentscheidungen unseres Lebens zunächst korrigieren und abarbeiten müssten? Welche Bilanz würden wir vorweisen? Der Kurzfilm bietet sich zur Visualisierung des Gleichnisses von den Talenten (Mt 25,14-30) an. Im Religionsunterricht kann damit über Lebenssinn und -aufgaben gesprochen werden sowie über unterschiedlichen Vorstellungen eines Lebens nach dem Tod.
Wartezeit
Clara Stern
Deutschland 2020
Kurzspielfilm, 10 Min.
empfohlen ab 14 Jahren
Anna kommt erst spät vom Babysitten und es ist bereits dunkel. Leider hat sie vergessen, ihr Handy aufzuladen. An der Bushaltestelle muss sie warten, aber sie ist nicht ganz allein. Ein Mann beobachtet Anna. Doch der Bus kommt erst in zehn Minuten. Die Zeit wird lang.
Nicht nur Jugendliche kennen das unangenehme Gefühl, allein im Dunkeln unterwegs zu sein. Die Zeit scheint sich endlos zu dehnen, die Strecken scheinen immer länger zu werden. Der Kurzfilm bietet sich an, über Grenzerfahrungen und sexuelle Belästigung zu sprechen, von denen beide Geschlechter betroffen sein können. Der Film kann auch für die Emotionen und Ängste anderer Menschen sensibilisieren, um damit das eigene Verhalten anzupassen oder im Bedarfsfall Unterstützung anzubieten.
Zeitfenster
Jimmy Grassiant
Deutschland 2010
Kurzspielfilm, 25 Min.
empfohlen ab 16 Jahren
Eine Schwangerschaft ist in den meisten Fällen ein freudiges Ereignis. Als Diane jedoch erfährt, dass es in der Familie ihres Freundes die unheilbare Erbkrankheit „Chorea Huntington“ gibt, steht sie vor einer schweren Entscheidung. Das Zeitfenster schließt sich für die Möglichkeit, die Schwangerschaft aufgrund des Risikos zu beenden. Trotzdem versucht sie, zunächst möglichst viele Informationen zu bekommen, und trifft sich mit ihrem schwerkranken Schwiegervater in seinem Pflegeheim. Ihr schwierigstes Problem aber ist es, den Kindsvater mit einzubeziehen, der noch nicht einmal von der Schwangerschaft weiß.
In der Regel gibt es bei allen Menschen Entscheidungen, die in einem definierten Zeitfenster getroffen werden müssen. Aber etwas so Elementares zu entscheiden, erfordert großen Mut. Der Film eignet sich, um über das Pro und Contra pränataler Diagnostik zu sprechen sowie über Lebenssituationen, die Entscheidungen von großer Tragweite erfordern wie beispielsweise den zukünftigen beruflichen Werdegang.