Bildeinsatz im Unterricht
Das Bild lässt sich u. a. zu folgenden Themen einsetzen:
Gottesbilder, Rechtfertigung, Schuld und Vergebung
Die Auseinandersetzung mit Rembrandts Bild im Unterricht wird geleitet sein von den unterschiedlichen Personen, die auf dem Bild zu erkennen sind. Nouwen hat in seiner eigenwilligen, geistlichen Betrachtung des Bildes einen Weg nachgezeichnet, der vom jüngeren Sohn über den älteren Sohn hin zum Vater führt. Er spürt dabei den unterschiedlichen Eigenanteilen nach, die der Betrachter bzw. die Betrachterin mit diesen Personen möglicherweise verbindet. So werden im Geflecht der verschiedenen Zuordnungen der Personen ihre verschiedenen Gefühle und Gedanken nachvollziehbar. Auch Rembrandt selbst wird sich nicht nur mit der Rolle des verlorenen Sohnes identifiziert haben, als er sich am Ende seines in vielen Teilen auch gescheiterten Lebens noch einmal mit dem biblischen Gleichnis auseinandergesetzt hat. Neben Unverständnis, Neid und Bitternis, die aus dem Gesicht des älteren Sohnes sprechen, ist es vielleicht sogar die Rolle des alten Vaters selbst, zu der Rembrandt eine Nähe gesucht und gefunden hat. Die Ähnlichkeit des Gesichtes des Vaters zu einigen Selbstportraits Rembrandts, die von einigen Interpreten beschrieben wird, kann für eine solche Annahme sprechen.(3)
Auf diesem Hintergrund bieten sich neben einer genauen Bildbeschreibung verschiedenen Methoden an, das Bild im Unterricht zu bearbeiten.
Insbesondere kann Rembrandts Bild als eigenes Standbild nachgestellt oder auch neu inszeniert werden. Aus den Rollen heraus können Gedanken und Dialoge entwickelt werden, die zudem zu einer Fortführung und Weiterentwicklung der Geschichte führen können. Eine besondere Rolle kann für die Schülerinnen und Schüler dabei dem jungem Zuschauer (Zuschauerin?) in der Mitte des Bildes zukommen. Seine zentrale Beobachterrolle kann bei der Erschließung des Bildes hilfreich sein. Neben weiteren Methoden wie zum Beispiel dem perspektivischen Schreiben (zum Beispiel: Brief des älteren Sohnes an einen Freund, Tagebucheintragung des jüngeren Sohnes, Festtagsrede des Vaters bei der Rückkehr des jüngeren Sohnes)(4), bei dem die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Erfahrungen, Hoffnungen und Wünsche einbringen, bieten sich weiter an:
Bildvergleich mit Darstellungen von Rembrandt und anderen Künstlern (5)
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Künstlervergleich des „protestantischen Künstlers“ Rembrandts mit seinem katholischen Zeitgenossen Rubens
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Digitale Bildbearbeitung
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Arbeitsblatt mit Sprechblasen [Link]
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Textvergleich von Lukas 15,11-32 mit Matthäus 20,1-16
Anmerkungen
(1) Vgl. Henri K.M. Nouwen: Nimm sein Bild in dein Herz, Freiburg i.B. 12. Auflage, 2002, 81.
(2) Firnisse, aus Leinöl oder Harz bestehende Schutzanstriche, führen oftmals dazu, dass Gemälde erheblich nachdunkeln. Die Abbildung des Flötenspielers ist auf der vorliegenden Darstellung nicht mehr zu erkennen. Sie befindet sich rechts neben dem Kopf des Zuschauers in der Mitte des Bildes.
(3) Vgl. Henri K.M. Nouwen: Nimm sein Bild in dein Herz, Freiburg i.Brsg. 12. Auflage, 2002, 117: „Bald, nachdem Rembrandt den Vater und dessen segnende Hände gemalt hatte, starb er. Neben dem linken Fuß des Sohnes steht die Signatur: RF, das heißt Rembrandt fecit – Rembrandt hat es gemalt. Rembrandts Hände haben unzählige Menschengesichter und Menschenhände gemalt. Hier, in einem seiner letzten Bilder, hat er das Gesicht und die Hände Gottes gemalt. Wer hat für dieses lebensgroße Bild Gottes Modell gestanden? Rembrandt selbst? Das Vater des Verlorenen Sohnes ist ein Selbstbildnis, aber nicht im herkömmlichen Sinn. Rembrandt eigenes Gesicht kommt in verschiedenen seiner Bilder vor. Es erscheint als der Verlorene Sohn im Bordell, als angsterfüllter Jünger auf dem See, als einer der Männer, die den Leichnam Jesu vom Kreuz abnehmen. Was hier aber zutage tritt, ist nicht Rembrandts Gesicht, sondern seine Seele, die Seele eines Vaters, der so viele Tode erlitten hat.“
(4) Siehe Wiebke Theermann: Der verlorene Sohn – drei Methoden, in: werkstatt ku/ru März 2004 Nr.88 Arbeitsstelle für ev. Religionspädagogik Ostfriesland, 6.
(5) Rembrandt: Der verlorene Sohn kehrt heim, 1636; Rembrandt: Die Heimkehr des verlorenen Sohnes, 1642; H. Bosch: Der verlorene Sohn, um 1510; A. Dürer: Der verlorene Sohn bei den Schweinen, 1496; M. Slevogt: Der verlorene Sohn 1898/99 (Triptychon), H. Thoma, Der verlorene Sohn, 1919 u. a. m.
Texte
Zum Gottesbild:
„Liebe ist nicht Liebe, die sich wandelt, wenn sie trifft auf Wandel.“ (Shakespeare)
Zu Glaube und Selbstwertgefühl
„Viele konsumorientierte Wirtschaftszweige leben davon, dass sie das geringe Selbstwertgefühl ihrer Konsumenten ausnützen und mit materiellen Mitteln spirituelle Erwartungen schaffen. Solange ich ‚klein’ gehalten werde und mich ‚gering’ schätze, kann ich leicht verführt werden, Dinge zu kaufen, auf Veranstaltungen zu gehen oder an Orte zu reisen, die eine radikale Veränderung in meiner Selbsteinschätzung versprechen, selbst wenn sie völlig außerstande sind, das zuwege zu bringen.“ (Henri K.M. Nouwen: Nimm sein Bild in dein Herz, 128)
Literatur
Isabel Kuhl: Rembrandt Harmensz. van Rijn, Prestel Verlag München 2004
Volker Manuth: Mit Verlaub, bist Mennonit, Papist, Arminianer oder Geuse? Kunst und Konfession bei Rembrandt, in: Gemäldegalerie Staatliche Museen zu Berlin (Hg.): Rembrandt. Genie auf der Suche, Berlin 2006, 51-63.
Lothar Teckemeyer: Der verlorene Sohn, in: Werkstatt KU/RU Anregungen I , 7-11 Arbeitsstelle für ev. Religionspädagogik Ostfriesland o.J.
Wiebke Theermann: Der verlorene Sohn – drei Methoden, in: werkstatt ku/ru März 2004 Nr.88 Arbeitsstelle für ev. Religionspädagogik Ostfriesland
Christian Tümpel: Rembrandt, 10. Aufl. 2002
Jörg Zink: Diabücherei Christliche Kunst, Bd. 21 - Jesus-Geschichten III , Reden + Gleichnisse. Betrachtung und Deutung, Eschbach1987
Internetadressen
http://de.wikipedia.org/wiki/rembrandt
www.rembrandtonline.org
http://www.wga.hu/frames-e.html?/html/r/rembran/index.html