Kultusministerin: Unterrichtsversorgung bleibt stabil

Nachricht 23. Januar 2025

Verbände und Opposition kritisieren ungleiche Verteilung der Lehrkräfte

Die Unterrichtsversorgung an niedersächsischen Schulen liegt weiter bei knapp 97 Prozent. Die Kultusministerin ist zufrieden, dass der Wert nicht weiter gesunken ist. Verbände und und die Landtagsopposition üben dagegen Kritik.

Hannover (epd). Die Unterrichtsversorgung an allen Schulen in Niedersachsen liegt im ersten Schulhalbjahr 2024/25 laut Kultusministerium wie im Vorjahr bei 96,9 Prozent. Ministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) zeigte sich zufrieden. Trotz gestiegener Schülerzahlen, verbesserter Qualität und Fachkräftemangel habe der Wert stabilisiert werden können, sagte sie am Mittwoch in Hannover. Lehrer- und Schülerverbände sowie Landtagsfraktionen von CDU und AfD übten hingegen teils scharfe Kritik.

Von allen Schulformen stehen die Gymnasien den Angaben zufolge mit einer Unterrichtsversorgung von 100,6 Prozent am besten da. Die Grundschulen liegen bei 98 Prozent. Am unteren Ende stehen die Hauptschulen mit 91,5 und die Förderschulen mit 90,8 Prozent.

An den allgemeinbildenden Schulen werden laut Ministerium insgesamt 881.745 Kinder und Jugendliche unterrichtet, das sind rund 4.600 mehr als im Schuljahr 2023/2024. Im vergangenen Jahr wurden 2.296 Lehrkräfte neu eingestellt - 530 mehr, als in Rente gingen. Von den für das zweite Schulhalbjahr ausgeschriebenen 1.160 Stellen sind noch gut 300 unbesetzt. Das Einstellungsverfahren werde daher über den 1. Februar hinaus geöffnet bleiben, sagte Hamburg.

Um den Beruf attraktiver zu machen, wurde nach Angaben der Ministerin die Besoldung unter anderem für Lehrkräfte an Grund-, Haupt- und Realschulen angehoben. Die Grenze für die Beträge, die pensionierte Lehrkräfte hinzuverdienen dürfen, sei gestrichen worden. Praxislehrkräften wie Handwerksmeistern würden unbefristete Verträge angeboten. Zudem stelle Niedersachsen über die Lehrkräfte hinaus immer mehr zusätzliches Personal an Schulen an.

Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte, der die Interessen der Lehrkräfte an nichtgymnasialen Schulen der Sekundarstufe I vertritt, kritisierte die deutlich schlechtere Unterrichtsversorgung dieser Schulen. Sie betrage durchschnittlich nur 93,5 Prozent, sagte der Vorsitzende Torsten Neumann.

An vielen Haupt- und Oberschulen sei die Versorgung „katastrophal“. Diese Schulen trügen die größte Last etwa bei der Umsetzung der Inklusion oder beim Unterricht für Kinder mit Migrationshintergrund, betonte Neumann. Er wies darauf hin, dass eine Vollversorgung von 110 bis 120 Prozent notwendig sei, um etwa krankheitsbedingte Ausfälle kompensieren zu können. Zudem mangele es an den Schulen an Sozialarbeitern, Psychologinnen und Verwaltungsmitarbeitenden, um die Lehrkräfte zu entlasten.

Auch der Landesschülerrat bemängelte die ungleiche Ausstattung der Schulen mit Lehrkräften. Die Bildungschancen der Kinder und Jugendlichen dürfe nicht von der Schulform abhängen, sagte der Vorsitzende Matteo Feind. Er forderte, „Lehrkräfte von den Gymnasien gezielt an Schulen umzuleiten, die deutlich unterbesetzt sind“.

Die CDU-Fraktion im Landtag sieht die Unterrichtsversorgung „auf einem alarmierend schlechten Niveau“. Täglich falle an den Schulen eine erhebliche Anzahl von Unterrichtsstunden aus, sagte der bildungspolitische Sprecher Christian Fühner. Besonders bedenklich sei, dass sich die Grundschulen bei der Unterrichtsversorgung von 98,7 auf 98,0 Prozent verschlechtert hätten.

Fühner forderte einen Bürokratieabbau sowie bessere Angebote für Quereinsteiger und Pensionäre. Zudem müssten allen Lehramtsabsolventen gute Angebote gemacht werden, damit sie nicht in Nachbarländer abwanderten oder sich arbeitslos meldeten.

Der bildungspolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Harm Rykena, warf der Ministerin Beschönigung und Mangelwirtschaft vor. Er forderte, Ganztagsschulen nur noch auf offener Basis zu betreiben: Wenn Eltern frei entscheiden könnten, ob ihre Kinder am Ganztagsangebot teilnehmen sollten oder nicht, werde der Bedarf an Lehrkräften sinken. Zudem müsse geprüft werden, ob die Ausbildung der Lehrkräfte verkürzt werden könne. Mit einer dualen Ausbildung könnten „Lehrer-Azubis“ von Anfang an in den Schulen tätig sein.