Psychologin: Gemeinsamkeit macht Weihnachtsstimmung aus

Nachricht 10. Dezember 2024

Drei Fragen an Svenja Lüthge zur besonderen Atmosphäre vor dem Fest

epd-Gespräch: Karen Miether

Hannover, Kiel (epd). Die Städte sind erleuchtet, Wohnungen werden geschmückt. Im Advent herrscht nach Ansicht der Kieler Psychologin Svenja Lüthge auch deshalb eine besondere Stimmung, weil alle gemeinsam auf ein Ereignis zusteuern. Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) erzählt sie außerdem, welche Weihnachtsstimmungs-Killer man besser umgeht.

epd: Frau Lüthge, ist es ein Mythos, oder kommt zu Weihnachten wirklich eine besondere Stimmung auf?

Svenja Lüthge: Es kommt immer dann eine besondere Stimmung auf, wenn alle eine gemeinsame Vorfreude auf ein Ereignis haben. Wir kennen das zum Beispiel von der Fußball-EM oder Weltmeisterschaft, vor allem wenn diese in Deutschland ausgerichtet werden. Alle fiebern darauf zu. Genauso ist es bei Weihnachten auch. Ob klein, ob groß, alle bereiten sich auf das Fest vor, der Einzelhandel, die Standbetreiber der Weihnachtsmärkte. Die Klassenräume der Kinder werden geschmückt. Wir backen Kekse. Wir haben alle eigene Rituale und Gebräuche in der Familie, die wir pflegen. Die Gemeinsamkeit macht die besondere Stimmung aus.

Außerdem fällt das Fest in die dunklere Jahreszeit. Ich bin hier gerade in Schleswig-Holstein unterwegs, es hat gefroren, es gibt Frühnebel und es stehen Schafe auf den Feldern, das Ganze hat eine ruhige, besinnliche Ausstrahlung. Es ist zum Ende des Jahres hin auch eine Zeit des Innehaltens. Wir ziehen uns mehr nach Innen zurück, machen es uns gemütlich. Wir besinnen uns und kommen mehr ins Denken als im Sommer, wenn wir fröhlich ins kalte Nass springen.

epd: Lässt sich die Stimmung beeinflussen?

Lüthge: Die Stimmung beeinflussen wir zum Beispiel positiv, indem wir Rituale pflegen und Gewohnheiten. Dazu kann es gehören, etwas zu basteln, kleine Geschenke vorzubereiten für die Nachbarn, gemeinsam zu singen, den Wunschzettel zu schreiben, um Herzenswünsche der Kinder herauszufinden, oder auch mit Kolleginnen und Kollegen auf den Weihnachtsmarkt zu gehen.

Für die Menschen, die einen christlichen Glauben haben, spielt auch der religiöse Charakter des Festes eine große Rolle, ebenfalls verbunden mit vielen Ritualen schon in der Adventszeit. Zu Weihnachten stellen Menschen dann die Krippe auf, Kinder üben das Krippenspiel in der Kirche. Für Christen gibt das Fest mit seinen Ritualen auch Kraft in dieser unbeständigen Zeit.

epd: Und welche Stimmungskiller gibt es?

Lüthge: Man sagt immer, Weihnachten ist das Fest der Liebe, und Streitigkeiten sollte man tatsächlich außen vor lassen. Schön wäre es, wenn man den Anlass nutzen kann, um anderen zu verzeihen und aufeinander zuzugehen. Jetzt haben wir ja im Februar Wahlen. Auch das Thema Politik kann für Kontroversen sorgen. Die sollte man aber vermeiden. Wir sollten dann nicht diskutieren, welche Partei Tante Frieda, Onkel Kurt oder unser Jüngster wählt. Es gilt, Unterschiede auch mal auszuhalten und das Thema mal eine Weile auszuklammern.

Der zweite Stimmungskiller ist der Stress. Das kennen wir alle, die Vorweihnachtszeit ist unglaublich voll von Terminen und Anforderungen. Da rate ich dazu, innezuhalten und zu überlegen: Was ist mir in dem Moment wichtig und wo will ich hin?