Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung ist die Fachkraft-Quote in niedersächsischen Kitas deutlich gesunken. Die Gewerkschaft ver.di und der Paritätische Verband appellieren an die Politik, dem Fachkräftemangel stärker entgegenzuwirken.
Gütersloh, Hannover (epd). Laut einer neuen Studie der Bertelsmann-Stiftung arbeiten immer weniger Fachkräfte in den niedersächsischen Kindertagesstätten. Eine hohe Fachkraft-Quote, bei der mehr als acht von zehn pädagogisch Tätigen über mindestens einen einschlägigen Fachschulabschluss verfügen, gab es 2023 in Niedersachsen in nur jedem vierten Kita-Team (26 Prozent), wie die Stiftung am Mittwoch in Gütersloh mitteilte. Das belegen die Daten aus dem aktuellen „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“.
Der Studie zufolge fiel der Rückgang in Niedersachsen mit mehr als 13 Prozentpunkten höher aus als auf Bundesebene mit 9 Prozentpunkten. In Bremen sei das formale Qualifikationsniveau des Kita-Personals im bundesweiten Vergleich im mittleren Bereich zu verorten. Die Gewerkschaft ver.di und der Paritätische Wohlfahrtsverband forderten unter anderem Veränderungen in der Ausbildung von Fachkräften.
Ver.di kritisierte die rot-grüne Landesregierung für die Änderung des Kita-Gesetzes. Dies habe dazu geführt, dass personelle Mindeststandards befristet abgesenkt worden seien. Die Gewerkschaft forderte unter anderem einen kindgerechten Fachkraft-Kind-Schlüssel und eine Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive, um neue Fachkräfte zu gewinnen. Hierzu gehöre die Einführung der „praxisintegrierten Ausbildung“. Zudem müssten pädagogische Fachkräfte von nicht pädagogischen Aufgaben entlastet werden.
Der Studie zufolge stellen viele Einrichtungen immer mehr Personen ohne die formalen pädagogischen Voraussetzungen ein, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. „Das darf aber nicht zu einem dauerhaften Absenken der Fachkraft-Quote führen - doch genau diese Tendenz sehen wir momentan in Niedersachsen“, mahnte die Expertin der Bertelsmann-Stiftung für frühkindliche Bildung, Kathrin Bock-Famulla.
Eine niedrige Fachkraft-Quote im Team könne die Qualität der pädagogischen Arbeit mindern, warnten die Autorinnen und Autoren der Studie. Die Begleitung von nicht einschlägig ausgebildeten Mitarbeitenden stelle zunächst zusätzlichen Aufwand und damit einen weiteren Belastungsfaktor für das Fachpersonal dar. Fast die Hälfte der befragten Kita-Mitarbeitenden fühle sich im beruflichen Alltag überlastet. Viele Beschäftigte überlegten, das Berufsfeld kurz- bis mittelfristig zu verlassen.
Der Paritätische Niedersachsen appellierte an die Politik, die „praxisintegrierte Ausbildung zum Erzieher“ auch in Niedersachsen einzuführen. Durch das duale und tariflich vergütete Modell hätten sich in anderen Bundesländern die Ausbildungszahlen erhöht.