Braunschweig (epd). Der deutsch-bosnische Autor Sasa Stanisic nimmt am Sonntag in Braunschweig den mit 30.000 Euro dotierten Wilhelm Raabe-Literaturpreis entgegen. Der 46-Jährige wird für sein Buch „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“ geehrt, wie die Stadt Braunschweig mitteilte. Der Preis wird von der Stadt gemeinsam mit dem Deutschlandfunk verliehen. Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (SPD) und Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue werden ihn bei einem Festakt im Staatstheater überreichen.
Das Werk von Sasa Stanisic sei „ein Buch, das man als Erzählband und gleichermaßen als Roman lesen kann“, heißt es in der Begründung der Jury. Stanisic sei ein ebenso leidenschaftlicher wie virtuoser Erzähler mit einer „Mischung aus Reflektion und Witz, aus Lakonie und Menschenfreundlichkeit“.
Der Autor wurde 1978 im damaligen Jugoslawien geboren und flüchtete nach dem Beginn des Bosnien-Krieges mit seinen Eltern nach Heidelberg. Heute lebt er in Hamburg. In seinem Buch erzählt er den Angaben zufolge von Brüchen im Leben junger und alter Menschen, von migrantischen Schicksalen, verstörten Familienvätern oder Witwen, die sich ihr Leben neu erfinden müssen. Erst Mitte Oktober war Stanisic bei der Frankfurter Buchmesse mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis in der Kategorie Kinderbuch geehrt worden.
Mit dem Preis wird jährlich ein erzählerisches Werk in deutscher Sprache prämiert, das im laufenden Kalenderjahr erschienen ist. Die Auszeichnung erinnert an den gesellschaftskritischen Schriftsteller Wilhelm Raabe (1831-1910), der in Braunschweig starb. Zu den Preisträgern gehörten bisher unter anderem Christian Kracht, Heinz Strunk und Sibylle Lewitscharoff. Im vergangenen Jahr ging der Preis an die Schriftstellerin Judith Hermann.