"Nicht in unserem Namen": Kritik an Platzbenennung nach Iranerin

Nachricht 04. September 2024

Göttingen (epd). Die Initiative „Migrantische Linke“ hat den Beschluss der Stadt Göttingen kritisiert, den Platz vor der Stadthalle nach der vor zwei Jahren in iranischem Polizeigewahrsam zu Tode gekommenen Jina Mahsa Amini zu benennen. Die Benennung erfolge „nicht in unserem Namen“, erklärte die Gruppe am Montag: „Wir wollen keine symbolischen Gesten“.

Jina Mahsa Amini war am 13. September 2022 in der iranischen Hauptstadt Teheran von der Sittenpolizei festgenommen worden. Ihr wurde vorgeworfen, ihr Kopftuch (Hidschab) nicht korrekt getragen zu haben. Während des Aufenthalts auf der Polizeiwache fiel Amini mutmaßlich nach Misshandlungen ins Koma, sie starb am 16. September 2022 mit 22 Jahren in einer Klinik in Teheran. Kurz nachdem der Vorfall bekannt wurde, kam es zu landesweiten Protesten, die teilweise brutal niedergeschlagen wurden.

Die Stadt Göttingen hatte am 19. August dieses Jahres erklärt, die Platzbenennung solle auch als Zeichen gegen die Unterdrückung der Bevölkerung und insbesondere von Frauen in zahlreichen Ländern der Erde angesehen werden. Vorausgegangen war ein einstimmiger Beschluss des Kommunalparlamentes.

Nach Angaben der „Migrantische Linke“ hatte davor die belgische Regierung zwar einerseits den Namen von Jina Mahsa Amini an einem Brüsseler Museum angebracht, gleichzeitig mit dem Teheraner Bürgermeister aber einen „hochrangigen islamischen Mörder“ eingeladen, um die Beziehungen zu normalisieren. Eine Recherche lege zudem nahe, dass Kameras des deutschen Konzerns Bosch im Iran zur Überwachung von Protesten oder der Kopftuchpflicht eingesetzt worden seien. Die aktuell mehr als 20.000 festgenommenen und mehrere hundert ermordeten iranischen Protestierenden seien somit wohl „auch Opfer deutscher Waffentechnologien“.

Die Gruppe erinnert zudem daran, dass 2014 etwa 7.000 jesidische Frauen und Kinder vom Islamischen Staat (IS) versklavt und verschleppt worden seien. Die meisten Betroffenen befänden sich bei reichen Männern in Saudi-Arabien, den Golfstaaten oder in der Türkei. Gleichzeitig seien diese Regierungen Geschäftspartner Deutschlands.