Oldenburg (epd). Die Landesbibliothek Oldenburg zeigt vom vom 30. Mai bis zum 20. Juli die Ausstellung „Komm, goldener Pfau! Jiddisch neu entdecken“ zur jiddischen Sprache und Literatur. Die Sprache sei vor rund tausend Jahren durch die aschkenasisch-jüdische Minderheit in Europa entstanden, teilte die Landesbibliothek am Mittwoch mit. Sie vereine deutsche, hebräisch-aramäische, romanische und slawische Elemente. Begriffe wie „Dufte“, „mies“ oder „Stuss“ seien Lehnwörter aus dem Jiddischen, die heute noch geläufig seien. Ihre Blütezeit habe die jiddische Literatur im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlebt, bis sie durch den Holocaust zerstört worden sei.
Die Ausstellung informiere über Musik, Sprichwörter und Humor. Einige der jiddischen Lehnwörter transportierten jedoch auch diskriminierende und antisemitische Vorurteile, die in der Schau reflektiert würden. Außerdem zeige die Schau ausgewählte Höhepunkte der jiddischen Literatur aus mehr als 750 Jahren. In einem verdunkelten Bereich seien frühe jiddische Zeugnisse aus der Zeit des Holocaust zu sehen.
Im Jahr 1979 sei durch einen Tausch mit der Königlichen Bibliothek Kopenhagen eine jiddische Sammlung von etwa 200 Bänden nach Oldenburg gelangt, erläuterten die Veranstalter. Sie enthalte vor allem moderne jiddische Literatur des 20. Jahrhunderts. Mehr als 50 wertvolle Leihgaben von Bibliotheken in Berlin, Potsdam, Rostock, Hannover und München sowie aus Privatbesitz ergänzten die eigene Sammlung.
Viele Gedichte seien in der Ausstellung auch als Vertonung hörbar, darunter eines von Berl Kotlerman. Der Professor für die Literatur des Jüdischen Volks an der Bar-Ilan University in Jerusalem verfasste das Gedicht nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023.
Die heutige Landesbibliothek ist in einer früheren Polizeikaserne untergebracht. Am 9. November 1938 wurde in der sogenannten Reichspogromnacht auch die Oldenburger Synagoge von NS-Schergen zerstört und niedergebrannt. Noch in der Nacht wurden alle jüdischen Männer der Stadt verhaftet und in die Polizeikaserne gebracht. Am folgenden Morgen wurden sie von dort aus vor den Augen der Bevölkerung durch die Innenstadt getrieben. Seit 1981 erinnert jährlich ein Erinnerungsgang an das Verbrechen.