Emden (epd). In evangelisch-reformierten Kirchen könnte es künftig Gottesdienste geben, in denen Menschen, die ihr Geschlecht geändert haben, gesegnet werden. „Diese Möglichkeit ist ein Teil einer neuen und verständlicheren Liturgie für die evangelisch-reformierten Kirchen, an der wir gerade arbeiten“, sagte der Generalsekretär des Reformierten Bundes, Hannes Brüggemann-Hämmerling, am Rande der in Emden tagenden Synode der Evangelisch-reformierte Kirche im Gespräch mit dem epd. Die neue Liturgie ist das Schwerpunktthema des Frühjahrstreffens des Kirchenparlaments. Im November soll dort die Erprobung der neuen Liturgie beschlossen werden.
Eine Liturgie sei eine Art Leitfaden, der durch den Gottesdienst führt, erläuterte der Theologe. Die derzeit gültige Liturgie stamme aus dem Jahr 1999 „und ist immer noch gut - aber teilweise nicht mehr zeitgemäß“. Viele im Gottesdienst gebrauchte Begriffe wie etwa „Rechtfertigung“, „Barmherzigkeit“ oder „Sünde“ erklärten sich nicht mehr von selbst und müssten neu und inhaltlich übersetzt werden. „Wir können nicht mehr viel christliche Vorbildung von den Gottesdienstbesuchern erwarten.“
Die bisherige Liturgie sei im Prinzip eine Art Baukasten für unterschiedliche Gottesdienste, sagte Brüggemann-Hämmerling. Mit der neuen Liturgie solle sich stets ein Thema - etwa Gemeinschaft - durch den Gottesdienst ziehen. „Das ist bisher nicht selbstverständlich.“ Neu sei auch die Sprache in den Gottesdiensten. „Das bedeutet, dass wir - wenn möglich und sinnvoll - eine inklusive Sprache benutzen.“ So sei es künftig egal, ob bei einer Hochzeit ein Mann und eine Frau oder ein gleichgeschlechtliches Paar getraut werden. „Der liturgische Text wird zu beiden Möglichkeiten passen.“
Der Generalsekretär betonte: „Wir laufen damit nicht dem Zeitgeist hinterher, sondern wir nehmen die Anfragen und Erwartungen an uns ernst.“ Wenn Kirche weiter für die Menschen da sein wolle, müsse sie die gesellschaftliche Entwicklung respektieren und darauf reagieren.
Seit 2021 wird an dieser neuen Liturgie gearbeitet. Das Projekt soll bis 2026 abgeschlossen sein. Der Reformierte Bund in Deutschland mit Sitz in Hannover ist eine Föderation reformierter Kirchen, Gemeinden, Verbände und Einzelpersonen. Zum Bund gehören auch die Evangelisch-reformierte Kirche und die Lippische Landeskirche. Er wurde 1884 gegründet und gilt als Dachverband für etwa zwei Millionen reformierte Christen in Deutschland.
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