Ehemaliger braunschweigischer Bischof Müller gestorben

Nachricht 10. Mai 2024

Braunschweig, Erlangen (epd). Der ehemalige braunschweigische Landesbischof Gerhard Müller ist am Freitagabend, dem Tag seines 95. Geburtstages, in Erlangen gestorben. Nach längerer Krankheit sei er friedlich eingeschlafen, wie die Landeskirche am Sonnabend unter Berufung auf seine Familie mitteilte. Müller hatte sein Amt nahezu zwölf Jahre lang inne, vom 1. Oktober 1982 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand am 31. Mai 1994.

Während seiner Zeit im Braunschweiger Land habe der renommierte Kirchengeschichtlicher und Lutherforscher leitende Aufgaben mit seinem wissenschaftlichen Wirken verbunden, hieß es. Müller war unter anderem Herausgeber der Theologischen Realenzyklopädie, die als umfangreichstes theologisches Lexikon im deutschsprachigen Raum gilt. 1980 hatte ihm die schottische Universität St. Andrews die Ehrendoktorwürde verliehen.

Bis zu seinem Amtsantritt als Bischof war Müller 15 Jahre lang als Professor für Historische Theologie an der Universität Erlangen-Nürnberg tätig. Sein Studium der Evangelischen Theologie hatte er in Marburg, Göttingen und Tübingen absolviert. Später wurde er zum Honorarprofessor an der Universität Göttingen ernannt. Vier Jahre amtierte er als Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen. 1990 wurde er leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland (VELKD).

Bis in die jüngste Zeit hat sich der ehemalige Bischof den Angaben zufolge an gesellschaftlichen und kirchlichen Debatten beteiligt. Angesichts von zunehmenden Kirchenaustritten habe Müller für eine vertiefte Hinwendung zur christlichen Verkündigung plädiert. Bereits 1983 habe er prognostiziert, dass sich die Mitgliederzahlen innerhalb von 50 Jahren halbieren würden. Er förderte Initiativen, die den Kontakt mit den Mitgliedern intensivierten, unter anderem das missionarische Projekt „Neu anfangen“.

Zu den historisch prägenden Ereignissen in Müllers Amtszeit zählte die Rückgliederung der Gemeinden in Blankenburg und Calvörde in die Landeskirche Braunschweig 1992 nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes. Sie lagen 40 Jahre lang auf dem Gebiet der DDR. Bereits am Tag der Grenzöffnung war der Landesbischof nach Blankenburg gereist, um die Gemeinden dort zu besuchen.