epd-Gespräch: Julia Pennigsdorf
Hannover/Winsen (epd). Angesichts wachsender Gewalt an Schulen fordert Louisa Basner vom Landesschülerrat Niedersachsen die Aufstockung von Schulpsychologen und Sozialarbeitern. Die Schüler seien aufgrund von Corona-Nachwirkungen, multipler Krisen in der Welt und Leistungsdruck stark belastet, sagte die kommissarische Vorsitzende des Schülerrats im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Das erzeugt Frust, mit dem nicht jeder gut umgehen kann. Emotionale Unterstützung ist wichtig.“
Die Situation an den Schulen sei sehr angespannt, sagte Basner, die die 12. Klasse eines Gymnasiums in Winsen an der Luhe besucht. Körperliche, aber auch verbale Gewalt, Mobbing, Beschimpfungen, Beleidigungen hätten zugenommen. „Viele Schüler sind gestresst und psychisch belastet, sie benötigen Hilfe.“ Lehrkräfte allein könnten das nicht leisten. „Sie machen schon genug“. Wichtig sei es deshalb, mehr Stellen in der schulpsychologischen Beratung sowie der Schulsozialarbeit zu schaffen.
Die Belastungen der Schülerschaft hat Basner zufolge mit gesellschaftlichen und politischen Krisen wie Klimawandel, Ukrainekrieg und Nahost-Konflikt zu tun, aber auch mit der Schule selbst. „Das frühe Aufstehen, die vielen Hausaufgaben und Klausuren, die Wissenslücken, die sich in der Corona-Zeit aufgebaut haben und bislang nicht wieder komplett aufgefüllt sind, der Leistungsdruck: Das alles ist Stress pur.“
Die Landesschülerratsvorsitzende forderte, Kerncurricula und Lehrpläne zu entschlacken, und den schulischen Alltag so zu entschleunigen, dass Schülerinnen und Schüler mehr Freiräume für freies, eigenständiges Lernen und für Projektarbeit zur Verfügung stehe. „Wir müssen den Schulalltag entstressen.“
Dazu gehöre auch, den Schulbeginn auf eine spätere Zeit zu legen. „Ich denke 8.30 oder 9 Uhr wären gut“, sagt Basner. Viel später solle es aber nicht sein. „Sonst sitzen wir bis 18 Uhr in der Schule“.
Die wachsende Gewalt an Schulen hat in den letzten Monaten für Schlagzeilen gesorgt. In Hannover hatten sich Lehrkräfte von zwei Schulen mit Brandbriefen an Schulverwaltung und Politik gewandt und um Hilfe gebeten, weil Gewalt, Bedrohungen und Vandalismus überhandnahmen. Auch die am Dienstag (9. April) vorgestellte Kriminalstatistik 2023 weist mehr Jugendliche als Tatverdächtige aus.
epd lnb jul ucm