Trotz Krisen neue Hoffnung schöpfen: Dazu ermutigen leitende Geistliche die Menschen in ihren Osterpredigten. Auch politisch beziehen die Kirchenvertreter Stellung: für Nächstenliebe, den Erhalt der Demokratie und gegen Antisemitismus.
Hannover (epd). Führende Kirchenvertreter aus Niedersachsen haben am Osterfest zur Hoffnung aufgerufen. Zugleich ermutigten sie in ihren Osterpredigten die Gläubigen, sich für eine bessere Welt einzusetzen. „Der Geist des Osterfestes muss ein Hoffnungssignal für alle Menschen sein“, sagte der hannoversche Landesbischof Ralf Meister am Ostersonntag in der Marktkirche in Hannover. Das Leben am Ostermorgen sei ein Leben in einer neuen Welt. „Warten wir nicht auf bessere Zeiten, ergreifen wir nicht die Flucht. Gott wird diese Welt verändern, so wie er sie schon verändert hat.“
In seiner Predigt wandte sich Meister gegen jede Form von Antisemitismus und Judenfeindschaft. „Antisemitismus bleibt Gotteslästerung“, betonte der evangelische Theologe. Dies müsse gerade an Ostern gesagt werden, weil an diesem christlichen Feiertag über Jahrhunderte hinweg immer wieder die Behauptung wiederholt worden sei, die Juden hätten den Heiland getötet. „Ich betone das, weil das Aufflammen des Antisemitismus in Europa niemals eine theologische Begründung haben darf.“
Der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit rief zum Einsatz für ein gelingendes Leben auf. „Uns verbindet die Sehnsucht nach Veränderung und damit der Auftrag, Gottes gute Botschaft in Wort und Tat in die Welt zu bringen“, sagte der evangelische Theologe am Sonntag in der Oldenburger St. Lambertikirche. Frieden, Demokratie und die freiheitliche Ordnung seien nicht selbstverständlich, sondern bedürften des Engagements der Bürgerinnen und Bürger.
Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer sprach den Menschen ebenfalls Mut zu. „Gott liebt diese Welt, seine Schöpfung. Wir dürfen uns als Erlöste fühlen“, sagte der katholische Theologe am Sonntag im Hildesheimer Dom. Ostern lasse in der Welt den „Klang der Hoffnung“ entstehen, auch für die, die sich im Alltag müde, ausgebrannt und überfordert fühlten.
Wilmer rief dazu auf, zu entdecken, „was wesentlich ist und letztlich dem Wesen des Menschen entspricht“. Er sehe einen solchen Impuls in den deutschlandweiten Demonstrationen für die Demokratie. „Wir alle gehören zusammen; niemand darf ausgegrenzt sein“, um diese Botschaft der menschlichen Solidarität sei es auch Jesus gegangen. „Und das Besondere dieser Botschaft Jesu ist, dass dieses Miteinander sogar den Feind einschließt.“
Politisch predigte auch der Osnabrücker Weihbischof Johannes Wübbe in der Osternacht (Sonnabend) im Osnabrücker Dom. Er warnte davor, auf einfache Parolen hereinzufallen, „als ob Menschenwürde von einer Hautfarbe oder einem Geburtsland abhängen würde“. Christen sollten alles dafür tun, „dass Leben vom Beginn bis zu seinem Ende seine Würde behält“.
Zugleich appellierte der katholische Theologe an den Glauben der Hörerinnen und Hörer: „Lebt das Gottvertrauen, das Jesus gelebt hat, auch in den Kreuzsituationen des Lebens. Setzt seine Güte in Taten um für die, die das nicht mehr zu hoffen wagen.“