Bückeburg (epd). Der scheidende Landesbischof Karl-Hinrich Manzke aus Schaumburg-Lippe hat eine konsequente Aufarbeitung der Fälle von sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche angemahnt. Die neueste Studie dazu zeige, dass die evangelische Kirche in Deutschland dabei bislang nicht entschlossenen genug gewesen sei, sagte er der Tageszeitung „Schaumburger Nachrichten“ (Montag): „Da ist sehr viel nachzuholen.“ Vertrauen zurückzugewinnen, sei eine „riesige Aufgabe“ für die Kirche, betonte der Bischof: „Auch für unsere Landeskirche.“
Ende Januar hatten Forscher die Ergebnisse der sogenannten ForuM-Studie über sexualisierte Gewalt in der Kirche vorgestellt. Danach gab es in der evangelischen Kirche und in Einrichtungen der Diakonie mindestens 2.225 Betroffenen und 1.259 mutmaßliche Tätern. Die Dunkelziffer liege aber sehr viel höher.
Die Landeskirche Schaumburg-Lippe hatte für die Studie nach der Durchsicht ihrer Akten einen Fall aus den 1950er-Jahren gemeldet. Zudem hatte die Landeskirche im vergangenen Jahr einem angehenden Diakon gekündigt, der sich nach einer Ferienfahrt grenzverletzend gegenüber Jugendlichen verhalten haben soll.
Manzke (66) wird am Sonnabend (24. Februar) nach 14 Jahren im Amt mit einem Gottesdienst in den Ruhestand verabschiedet. Der promovierte Theologe steht seit 2009 an der Spitze der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe an der Grenze von Niedersachsen zu Nordrhein-Westfalen. Die Landeskirche hat rund 44.000 Mitglieder in 22 Gemeinden. Unter den 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland gehört sie zu den kleinsten.
Auf die Frage, ob Schaumburg-Lippe auf Dauer selbstständig bleiben könne, betonte Manzke, noch sei die Landeskirche handlungsfähig. Nach einem Vertrag wollten die fünf evangelischen Landeskirchen in Niedersachsen ihre Zusammenarbeit vertiefen auf dem Weg zu einer Kirche im Bundesland. „Und die wird auch irgendwann kommen“, sagte Manzke. „Diese Debatte angstfrei zu führen ist für Schaumburg-Lippe klug.“