Hannover (epd). Kinder und Jugendliche in Niedersachsen leiden einer Krankenkassen-Erhebung zufolge weiterhin verstärkt an psychischen Erkrankungen. So gebe es trotz zuletzt leichter Rückgänge noch immer mehr ambulante und stationäre Behandlungen als vor der Corona-Pandemie, teilte die Krankenkasse DAK-Gesundheit am Montag in Hannover mit.
Am stärksten betroffen von Depressionen, Angststörungen oder Essstörungen sind demnach Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren. Jungen im gleichen Alter werden dagegen nach dem Kinder- und Jugendreport der Kasse seltener aufgrund von psychischen Erkrankungen oder Verhaltensstörungen behandelt.
Der ehemalige Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärztinnen, Thomas Fischbach, erläuterte, dass Jungen auf psychische Belastungssituationen eher mit Aggressivität, Impulsivität und oppositionellem Verhalten reagierten. Zudem spielten bei ihnen Suchtmittel und Online-Spiele eine größere Rolle. Mädchen neigten demgegenüber eher zu Rückzug, Angst, depressiven Verstimmungen oder Essstörungen.
DAK-Landeschef Dirk Vennekold forderte mehr Präventionsinitiativen in Schulen, Vereinen und der offenen Kinder- und Jugendarbeit, um die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu stärken. Hier dürfe nicht gespart werden. Für die Analyse wurden anonymisierte Abrechnungsdaten von rund 74.500 Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren untersucht, die bei der DAK in Niedersachsen versichert sind. Sie umfassen den Zeitraum von 2017 bis 2022.