Osnabrück (epd). Der langjährige Kinderärztepräsident Thomas Fischbach hat zum vierten Corona-Jahrestag die Politik für den aus seiner Sicht mangelnden Schutz der Kinder während der Corona-Pandemie kritisiert. Studien und Erfahrungsberichte zeigten, dass Kindern und Jugendlichen „Entwicklungsmöglichkeiten und damit Zukunft teilweise sicherlich unwiederbringlich genommen” wurden, sagte Fischbach der “Neuen Osnabrücker Zeitung” (Donnerstag). Er kritisierte vor allem die wiederholten und langen Schließungen von Schulen und Kitas.
Sozialverhaltensstörungen, psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angst- und Essstörungen, Adipositas und Bewegungsmangel sowie schulische Leistungsstörungen seien die Folgen. Deutschland sehe heute "den selbst angerichteten Scherbenhaufen”, sagte der Kinderarzt.
Die angerichteten Schäden könnten durch eher halbherzig finanzierte Korrekturmaßnahmen des Staates nicht behoben werden, sagte Fischbach. Deutschland unternehme zudem im Vergleich zu anderen Ländern wie etwa den Niederlanden nur sehr geringe finanzielle Anstrengungen.
Fischbach äußerte sich zum 4. Jahrestag des ersten deutschen Corona-Falls am 27. Januar. Der 65-Jährige war bis Ende 2023 Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte.