Osnabrück (epd). An den Schulen nimmt nach Beobachtungen des Deutschen Lehrerverbandes der Anteil der Schüler zu, die gesellschaftliche Grundwerte ablehnten. Besonders offenkundig seien die Probleme nach dem Angriff der Hamas auf Israel geworden, sagte Präsident Stefan Düll der "Neuen Osnabrücker Zeitung” (Donnerstag). Aber Antisemitismus sei nicht der einzige Bereich, in dem eine Verachtung der Grundwerte zu beobachten sei. Das gelte etwa auch für Homophobie und Rassismus.
Nach Einschätzung Dülls handelt es sich dabei häufig auch um Schüler mit muslimischem Hintergrund. Besonders herausfordernd sei die Lage für Lehrer dort, wo teils mehr als 50 Prozent der Schüler einer Klasse Migrationshintergrund haben. "Das anzusprechen hat nichts mit Fremden- oder Islamfeindlichkeit zu tun. Da war man zu lange mit politisch korrekten Scheuklappen unterwegs”, sagte Düll. Allerdings zeigten auch manche junge Leute ohne muslimischen Hintergrund ihre Verachtung für die Wertekultur des Grundgesetzes.
Der Verbandspräsident machte auch die sozialen Netzwerke für die Entwicklung verantwortlich. Die Schüler bewegten sich zum Teil in einer Parallel-Wirklichkeit. „In sozialen Netzwerken bekommen sie gespiegelt, dass ein derartiges Verhalten, ob nun homophob, rassistisch, antisemitisch oder sexistisch, vollkommen normal ist.” Düll rief die Kultusminister der Länder dazu auf, Schulen den Raum zu geben für eine zeitgemäße Medienbildung: “Wir wollen aus Schülern emanzipierte Staatsbürger machen. Das umfasst auch, dass sie im Umgang mit sozialen Netzwerken sensibilisiert werden.”
Der Deutsche Lehrerverband vertritt nach eigenen Angaben als Dachverband von vier Mitgliedsverbänden, darunter der Deutsche Philologenverband und der Verband Deutscher Realschullehrer, 165.000 Lehrer in der Bundesrepublik Deutschland.