Wolfsburg (epd). Judenfeindlichkeit ist dem niedersächsischen Antisemitismusbeauftragten Gerhard Wegner zufolge nach dem Angriff der Hamas auf Israel in einem Ausmaß gestiegen, mit dem niemand gerechnet hätte. „Es gibt tief sitzende antisemitische Vorurteile gerade in Bezug auf Israel“, sagte der evangelische Theologe der „Wolfsburger Allgemeinen Zeitung“ (Mittwoch). Viele Jüdinnen und Juden fühlten sich auch aufgrund der palästinensischen Demonstrationen und der Unterstützung der Hamas in Deutschland nicht mehr sicher.
In einer Gesprächsrunde mit jüdischen Schülerinnen und Schülern hätten diese von schlimmen und fürchterlichen Äußerungen berichtet und davon, dass die Lehrer sich aus solchen Auseinandersetzung heraushielten, mit der Begründung, als Lehrer neutral sein zu müssen. Neutralität könne aber nicht heißen, dass Bedrohungen und Beleidigungen von Juden toleriert würden, mahnte Wegner. „Die jüdischen Menschen vermissen Solidarität.“
Um Antisemitismus vorzubeugen, hätten Solidaritätsveranstaltungen aus dem kulturellen Bereich eine ganz große Bedeutung, betonte der Beauftragte. „In Kindergärten und Schulen braucht es mehr antisemitische Prävention.“ Lehrerinnen und Lehrer müssten besser darauf trainiert werden, wie man mit antisemitischen Anschlägen und Vorfällen umgehe.
Jeder sei dazu aufgerufen, in Gesprächen klar Stellung zu beziehen, forderte Wegner. Der Konflikt dürfe aber gleichzeitig nicht dazu missbraucht werden, um gegen Muslime und Migranten Stimmung zu machen. Antisemitismus sei zwar unter Muslimen weitaus mehr verbreitet als unter nicht jüdischen Deutschen, aber Menschen dürften nicht pauschal verurteilt werden, wie dies die AfD immer wieder tue. Auch gegen Muslime sei die Zahl von Vorfällen nach dem 7. Oktober gestiegen.