Loccum/Hannover (epd). Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) will die Mitbestimmung von Schülerinnen und Schülern stärken. „Klassenräte sollte es schon in der Grundschule geben“, sagte die Ministerin am Samstag bei einer Konferenz für Elternvertreter auf Einladung des Religionspädagogischen Instituts Loccum (RPI) zum Thema „Demokratie braucht Bildung“. Wichtig sei, dass solche Strukturen in der Schule gut verankert und gelebt würden. „Wenn meine Beteiligung keine Wirkung hat, kann ich es mir auch schenken.“ Solche Erfahrungen müssten vermieden werden, sagte Hamburg.
An die Eltern appellierte sie, den Kindern gute Vorbilder zu sein. „Schule allein kann Kinder nicht motivieren, sich für die Demokratie einzusetzen.“ Dabei gehe es um einen respektvollen Umgang mit den Mitmenschen, aber auch darum, nach Feierabend noch gesprächsbereit für Fragen der Kinder, die sie aus der Schule mitbrächten, zu sein. Kinder müssten in die Lage versetzt werden, Lösungen für komplexe Sachverhalte zu finden und produktiv zu streiten.
Demokratiebildung sei in Krisenzeiten aktueller denn je, sagte Hamburg. So wirke etwa die Erfahrung noch nach, dass während der Corona-Pandemie sehr viele Regeln „von oben“ verordnet worden seien. Andererseits hätten gerade die Pandemie und auch der Ukraine-Krieg gezeigt, dass die Landesregierung sehr schnell auf aktuelle Entwicklungen reagieren könne. Auf die Frage aus der Elternschaft, warum das Kultusministerium nicht in anderen Bereichen genauso schnell sei, sagte die Ministerin, viele Programme in dieser Zeit seien über „Krisenschulden“ finanziert worden. Das lasse sich nicht auf die alltägliche Arbeit übertragen.
Das Ziel der Landesregierung sei es gleichwohl, „einfacher“ zu werden. „Es kann nicht sein, dass Schulen bestehende Regeln unterwandern müssen, um eine gute Schule zu sein“, sagte Hamburg. Deshalb wolle das Land den Schulen mehr Eigenverantwortung übertragen, um individuell auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler eingehen zu können. Ein wichtiger Baustein dafür sei der Freiräume-Prozess, den die Landesregierung auf den Weg gebracht habe. Damit soll unter anderem ein Abweichen von den klassischen Stundentafeln und mehr Projektarbeit ermöglicht werden.