Hannover (epd). Der frühere niedersächsische Antisemitismusbeauftragte Franz Rainer Enste ist am Mittwoch mit dem Blickwechselpreis 2023 ausgezeichnet worden. Der Verein „Begegnung - Christen und Juden. Niedersachsen“ ehrte ihn damit für seinen Einsatz als erster Beauftragter der Landesregierung für den Kampf gegen Antisemitismus und den Schutz jüdischen Lebens in Niedersachsen. Der Antisemitismusbeauftragte des Bundes, Felix Klein, betonte in seiner Laudatio, es gebe keinen geeigneteren Preisträger als Enste.
„Mit Ihrem unermüdlichen ehrenamtlichen Engagement haben Sie einen wesentlichen Beitrag zur interkulturellen und interreligiösen Verständigung sowie zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in demokratischer Vielfalt geleistet“, sagte Klein laut Manuskript. Die Sicherheit jüdischer Gemeinden sei Enste stets ein Anliegen gewesen. Ebenso habe er sich für eine positive, emotionale Bildung und umfassende Information zum Judentum stark gemacht.
Er habe die Erinnerungskultur ebenso im Fokus gehabt, wie die Präventionsarbeit, erläuterte Klein. Enste, der zeitweise auch Co-Vorsitzender der gemeinsamen Bund-Länder-Kommission der Antisemitismusbeauftragten war, zähle zu den Vorreitern der Nationalen Strategie gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben, die die Bundesregierung im November 2022 vorgelegt hatte.
Der Preis in Form eines von dem Goldschmied Detlev Wegner künstlerisch gestalteten Granatapfels wurde Enste in der Marktkirche in Hannover übergeben. Zu den Rednern zählten dabei auch die Vorsitzenden der Verbände jüdischer Gemeinden in Niedersachsen, Rebecca Seidler und Michael Fürst.
Enste hatte das damals neu geschaffene Ehrenamt des Antisemitismusbeauftragten vom 1. November 2019 gut drei Jahre lang bekleidet. Der Verwaltungsjurist und frühere Richter wurde 1991 Sprecher des niedersächsischen Landtages und leitete knapp zwei Jahrzehnte die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Parlamentes. Von 2010 bis 2013 war er Sprecher der niedersächsischen Landesregierung.
Der Verein „Begegnung - Christen und Juden. Niedersachsen“ wurde 1982 gegründet. Sein Ziel ist es nach eigenen Angaben, insbesondere Menschen in den Kirchen Kenntnisse über das Judentum und über eine erneuerte Theologie zu vermitteln. Zudem will er allen Formen des Antisemitismus entgegentreten. Der Verein fördert Projekte, die der Versöhnung von Juden, Christen und Muslimen dienen. Seit 2007 vergibt er den „Blickwechsel-Preis“.