Hannover (epd). Angesichts steigender Schülerzahlen bleibt der Fachkräftemangel in Niedersachsen eine Herausforderung für die Schulen. „Wir befinden uns auf einem langen Weg. Das ist kein Sprint, das ist ein Marathon“, sagte Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) am Mittwoch bei der Vorstellung der Zahlen. Für rund 841.000 Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen im Land beginnt am Donnerstag wieder der Unterricht. Die Zahl ist Hamburg zufolge von gut 812.400 im Vorjahr deutlich gestiegen. Die oppositionelle CDU forderte die Ministerin auf, mehr zu unternehmen. Der Landesschülerrat sieht Unterrichtsausfälle voraus.
Rund 82.000 Kinder werden der Statistik zufolge am Sonnabend eingeschult. Im Vorjahr waren es noch 80.000. Aufgrund steigender Geburtenzahlen sei auch in den kommenden Jahren mit anwachsenden Zahlen zu rechnen, sagte Hamburg. Geflüchtete Schülerinnen und Schüler kämen noch hinzu.
Zum ersten Schulhalbjahr würden vorerst 1.425 neue Lehrkräfte an den allgemeinbildenden Schulen ihren Dienst aufnehmen, darunter 83 Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger. „Wir stellen die nächsten Wochen weiter mit Hochdruck ein“, betonte die Ministerin. Von den ausgeschriebenen Stellen sind bisher zwischen 88 Prozent an den Gymnasien und 74 Prozent an Haupt- und Realschulen besetzt. Die Bewerberlage an den Haupt- und Realschulen, Oberschulen und Förderschulen sowie einigen ländlichen Grundschulen bleibe problematisch, räumte Hamburg ein.
Als wichtigsten Schritt zur Gewinnung von mehr Fachkräften nannte Hamburg die geplante Anhebung der Einstiegsgehälter für Lehrkräfte an Grund-, Haupt- und Realschulen sowie von Fachpraxislehrkräften an Berufsbildenden Schulen zum Schuljahr 2024/2025. Davon profitierten rund 34.670 Lehrerinnen und Lehrer.
Dialogforen hätten den Auftakt zu einer Suche nach langfristigen Strategien gemacht, sagte sie weiter. Zudem setzt sie auf multiprofessionelle Teams und will neben Lehrkräften zusätzliches Personal für die Schulen gewinnen. So würden zum Beispiel für zehn Millionen Euro 60 Schulsozialarbeiterinnen und -sozialarbeiter, 36 Schulpsychologinnen und -psychologen eingestellt sowie weitere pädagogisch Mitarbeitende. 100 zusätzliche Fachkräfte sollten für Förderschulen und allgemeinbildenden Schulen bereitgestellt werden.
Die CDU-Fraktion warf Hamburg dagegen Untätigkeit vor. Der bildungspolitische Sprecher, Christian Fühner, verwies auf Vorschläge seiner Partei. Dazu gehöre eine höhere Vergütung von Mehrarbeit, um Lehrkräfte zum zusätzlichen Unterricht zu motivieren. Außerdem könnten die Budgets der Schulen pro hinzugewonnener Arbeitsstunde erhöht werden. Ein attraktives berufsbegleitendes Studium für Quereinsteiger und eine schnellere Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse könnten ebenfalls hilfreich sein.
Die kommissarische Vorsitzende des Landesschülerrates, Louisa Basner, warnte vor noch mehr Unterrichtsausfällen. Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte und die Bildungsgewerkschaft GEW hatten vorgerechnet, dass landesweit 11.000 Schulbeschäftigte fehlten, davon 8.000 Lehrkräfte. Außerdem strebten weniger junge Menschen den Beruf der Lehrerin oder des Lehrers an. Der Philologenverband Niedersachsen forderte am Mittwoch, die Ministerin müsse sich eindeutig hinter die bestehende Schulstruktur stellen, um die Attraktivität des Berufes zu erhalten.
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