Hannover (epd). Kinder sollten aus Sicht des Medienexperten Moritz Becker durchaus schon ab der ersten Klasse an die Nutzung von Handys und des Internets herangeführt werden. „Eltern sollten offen und unverkrampft mit ihren Kindern an das Thema herangehen“, sagte Becker, der mit dem hannoverschen „smiley e.V.“ Schulen und Eltern in Medienfragen berät, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wenn sie ihrem Nachwuchs einen verantwortungsvollen Umgang beibringen wollten, könnten sie ihm keine Welt ohne Handy und Social-Media vorgaukeln.
Vor diesem Hintergrund hält Becker nichts von starren Alters- oder Klassengrenzen, ab denen ein Handy als sinnvoll erachtet wird. „Wenn ein Erstklässler gerade schreiben gelernt hat, möchte er das auch zeigen. Warum sollte er nicht Oma oder Opa per WhatsApp schreiben?“ Auf diese Weise könnten Kinder in sicherem Umfeld Selbstvertrauen aufbauen. „Dazu braucht das Kind nicht mal ein eigenes Handy. Es reicht im Haushalt ein 'Familienhandy', auf das es Zugriff hat.“
Ein solcher Start in die digitale Welt habe zudem den Vorteil, dass die Kinder auch erlebten, wie ihre Nachrichten eventuell missverstanden werden können. „Es ist sicher besser, wenn vielleicht der Opa sich telefonisch erkundigt, was das Kind ihm für Quatsch geschickt hat, als dass ein Klassenchat in der fünften Klasse aus dem Ruder läuft.“
Sehr oft werde er gefragt, wann ein Kind alt genug sei für sein erstes eigenes Handy, sagte Becker. „Ich frage dann gerne zurück, wann ein Kind alt genug ist, um alleine zum Schwimmen zu gehen.“ Eltern sollten sich in beiden Fragen nicht an Altersgrenzen, sondern am Können ihrer Kinder orientieren, rät der Experte. Letztlich sei es bei Handys nicht anders als beim Baden, dem Umgang mit Streichhölzern oder scharfen Messern. „Nur wer übt und die Regeln vermittelt bekommt, kann sicher werden.“
Wichtig sei bei eigenen Handys für Kinder und Eltern stets das gegenseitige Vertrauen. „Sperren und Filter können zwar Unfälle vermeiden, aber wenn es ein Kind darauf anlegt, bestimmte Inhalte zu erreichen oder Sperren zu umgehen, wird es das schaffen - im Zweifel mit dem Handy eines Klassenkameraden“, betonte Becker. „Die Eltern müssen für ihre Kinder da sein, so dass diese den Mut haben, mit ihnen gemeinsam auch problematische Chats, Bilder oder Videos zu besprechen.“
epd lnb bjs mir