Hannover (epd). Mehr Teamarbeit könnte nach Ansicht des hannoverschen Bildungswissenschaftlers Rolf Werning zur Attraktivität des Lehrerberufes beitragen. Angesichts des Lehrermangels in Niedersachsen sollten sowohl das Arbeitszeitgesetz für Lehrkräfte als auch deren Ausbildung auf den Prüfstand kommen, sagte der Professor für Sonderpädagogik an der Leibniz Universität Hannover im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Am Mittwoch will Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) die Zahlen zum neuen Schuljahr vorstellen.
„Das Lehramtsstudium hat von seinem Charme viel verloren. Vor zehn Jahren waren wir noch der nachgefragteste Studiengang der Leibniz Universität“, sagte er. „Wir sollten uns fragen, wie sich die Arbeit an den Schulen verändern muss.“ Es gebe bereits Schulen, die mit Unterrichts-Teams gute Erfahrungen gemacht hätten, in denen Lehrerinnen und Lehrer die Stunden gemeinsam planten und einander unterstützten. „Dort ist die Motivation höher und auch die Innovationsbereitschaft.“
Auch um Quereinsteiger gut einzubinden, seien Teams hilfreich. Deshalb sei es nötig, das Lehrerarbeitszeitgesetz zu ändern, damit Kooperationszeiten genauso wie Unterrichtszeiten berücksichtigt werden. „Die klassische Form, in der Lehrkräfte arbeiten und die häufig zu isoliert abläuft, wird unter den herrschenden Bedingungen immer schwieriger werden.“
Werning hält zudem eine Neuausrichtung der Lehrerausbildung für nötig, die nicht mehr streng nach Schulformen wie Lehramt für Gymnasien, Lehramt für Grund-, Haupt- und Realschulen sowie Förderschulen getrennt ist. Gebraucht würden Lehrer, die generell Kinder unterrichten wollten, und nicht nur unter bestimmten Voraussetzungen. In Berlin gebe es ein Stufenmodell mit den Lehrämtern für Grundschulen, für weiterführende Schulen und für berufsbildende Schulen. Im Sinne einer inklusiven Bildung werde dort kein eigener Studiengang mehr für Sonderpädagogik angeboten. „Sonderpädagogik ist ein Schwerpunktfach, das kann man in jedem der drei Studiengänge wählen.“