Mit 89 Jahren ist am Dienstag der einstige hannoversche Landesbischof Horst Hirschler gestorben. Vertreter aus Kirchen und Politik würdigten ihn als menschennah, kämpferisch und meinungsstark. Sein Wirken sei über die Kirche hinaus prägend gewesen.
Hannover/Loccum (epd). Der frühere hannoversche Landesbischof Horst Hirschler ist tot. Der lutherische Theologe starb am Dienstagabend im Alter von 89 Jahren nach schwerer Krankheit im Kreis seiner Familie in seinem Haus in Loccum bei Nienburg, wie die hannoversche Landeskirche am Mittwoch mitteilte. Vertreter aus Kirche und Politik würdigten Hirschler als humorvoll, menschennah und meinungsstark. Hirschler stand von 1988 bis 1999 an der Spitze der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland, der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.
Landesbischof Ralf Meister bezeichnete Hirschler als einen „großen Erzähler des christlichen Glaubens“. Er habe die Botschaft Christi „mit überzeugender Tat und klaren Worten“ verkündigt, sei dem kämpferischen Streit nicht ausgewichen und habe die lutherische Theologie anschaulich ausgelegt. „Seine Menschennähe, sein Humor und sein Ideenreichtum waren für ihn genauso wie sein Mut zu unkonventionellen Entscheidungen Ausdruck seiner Treue in der Nachfolge Christi“, sagte Meister.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) würdigte Hirschler als einen „der bedeutendsten Repräsentanten der evangelischen Kirche in Niedersachsen in den letzten Jahrzehnten“. Mit seinem großen theologischen Wissen habe er „so manchen zum Glauben geführt oder darin bestärkt“. Horst Hirschler hatte über eine unnachahmliche Art verfügt, anderen Menschen seinen Glauben sehr überzeugend in klaren Worten zu vermitteln.
Der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Niedersächischen Landtag, Sebastian Lechner, nannte Hirschler einen Mann von „festem Glauben und universeller Bildung“. Seine Stimme habe viele Menschen durch die ARD-Sendung „Das Wort zum Sonntag“ erreicht. Zahlreiche Ehrungen zeugen von einer hohen Anerkennung, die ihm zuteil geworden sei. „Doch sein wahres Erbe besteht in den Herzen der Menschen, die er begleitete.“
Auch die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, betonte Hirschlers Menschennähe: „Er war bekannt als fesselnder Prediger, der packend und anrührend vom Evangelium erzählen konnte und dabei die Herzen der Menschen berührte“, sagte die westfälische Präses. Sie unterstrich zudem den Einsatz Hirschlers für den ökumenischen Dialog: „Beharrlich rang er darum, die trennenden Hindernisse im Miteinander der Konfessionen gemeinsam zu überwinden.“
Die Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich, hob Hirschlers Einsatz für die EKD hervor: „Horst Hirschler hat sich mit großer Leidenschaft für unsere Kirche eingesetzt. Er engagierte sich auf vielfältige Weise, und das weit über seinen Ruhestand hinaus. Seine Stimme wird uns als Kirche fehlen.“
Von 1991 bis 1997 gehörte Hirschler dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an und war Vizepräsident des Lutherischen Weltbundes. Zuvor, von 1974 bis 1988, war er Mitglied der EKD-Synode. Zudem war er von 1993 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1999 Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD).
Im Jahr 2000 wurde er Abt des Klosters Loccum bei Nienburg, wo heute angehende evangelische Pastorinnen und Pastoren ausgebildet werden. Dieses Ehrenamt hatte er bis 2020 inne. In seinen letzten Lebensjahren litt der Theologe an einer schweren Krebserkrankung.
Horst Hirschler, geboren 1933 in Stuttgart, lernte zunächst in Hildesheim Elektriker, bevor er auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur machte und Theologie studierte. Nach Stationen als Jugendpastor in Hannover und als Gemeindepastor in Lüneburg wurde er 1970 Studiendirektor am Predigerseminar Loccum und sieben Jahre später Regionalbischof im Sprengel Göttingen.
Die evangelisch-reformierte Kirchenpräsidentin, Susanne Bei der Wieden aus Leer betonte, sie habe Hirschler als einen Theologen kennengelernt, der nicht elitär wirken wollte. „Ihm gelang es, die Lebensleistung der Menschen zu sehen und zu würdigen, die für ihren Lebensunterhalt hart arbeiten müssen.“ Der Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit, unterstrich, Begegnungen mit Horst Hirschler seien „Momente lebendigen Austauschs“ gewesen. Dabei habe er ihn als „streitbar und bodenständig“ erlebt.
Hirschler wurde 1992 mit der Ehrendoktorwürde der Kirchlichen Hochschule Leipzig und als Ehrensenator der Universität Göttingen ausgezeichnet. Das Land Niedersachsen ehrte ihn 2004 mit der Niedersächsischen Landesmedaille, der höchsten Auszeichnung des Bundeslandes. Vor zehn Jahren leitete Hirschler das Festjahr zum 850-jährigen Bestehen des Klosters Loccum.
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