Hannover (epd). Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) und Landespolizeipräsident Axel Brockmann haben vor einer zunehmenden Internetkriminalität gewarnt. „Cybercrime ist zu einer ernsthaften Gefahr geworden, die uns alle betrifft“, sagte die Ministerin am Donnerstagabend bei der erstmaligen Präsentation des „Lagebild Cybercrime“ in Hannover.
2022 habe die Polizei in Niedersachsen 12.197 Cybercrime-Fälle registriert, sagte Behrens. Das bedeute ein Anstieg um 45 Prozent in den vergangenen fünf Jahren. So habe es erheblich mehr Angriffe auf das Onlinebanking gegeben, die zu einer Schadenssumme von insgesamt 13,5 Millionen Euro geführt hätten. 2021 seien es noch 10,5 Millionen Euro gewesen.
Laut einer Dunkelfeldstudie des Landeskriminalamtes seien jedoch lediglich 19,5 Prozent aller computerbezogenen Straftaten überhaupt angezeigt worden. Behrens sagte: „Soziale Medien und digitale Technologien haben unseren Alltag fest im Griff. Das bringt zweifelsohne viele Vorteile mit sich, wir dürfen aber auch die Schattenseiten nicht ignorieren.“
Die neuen Gefahrenpotentiale reichen Behrens zufolge von Cybersabotage über Cyberaktivismus bis hin zu Cyberspionage oder sogar Cyberterrorismus. Beliebte Ziele seien Betreiber von Einrichtungen, die zur kritischen Infrastruktur zählten, aber auch die Landes- und Kommunalverwaltungen. „Präventiver Schutz vor Cyberangriffen hat hierbei die höchste Priorität. Dazu brauchen wir moderne Technik, wirksame organisatorische Maßnahmen und eine kontinuierliche Sensibilisierung der Beschäftigten.“
Auch die Kinder- und Jugendpornografie fällt unter die Internetkriminalität. In Niedersachsen seien im vergangenen Jahr 5.488 Fälle festgestellt worden, hieß es. Der Großteil davon entfiel mit 4.702 Fällen auf die Kinderpornografie. Das sei eine Steigerung um rund 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Anstieg sei das Resultat einer deutlicheren Sensibilisierung der Bevölkerung sowie der Netzwerkbetreiber gegenüber Kinder- und Jugendgefährdung.
Ermittlungserfolge in diesem Bereich führten häufig zu weiteren Tatverdächtigen, erläuterte Landespolizeipräsident Brockmann: „Es erinnert ein wenig an die Hydra. Für jeden Kopf, den wir abschlagen, wachsen zwei neue nach.“ Cybercrime sei eines der sich am dynamischsten verändernden Kriminalitätsphänomene. Täter passten sich flexibel an technische und gesellschaftliche Entwicklungen an. Dies stelle eine große Bedrohung für den Staat, die Zivilgesellschaft und die Wirtschaft dar.