Osnabrück/Hannover (epd). Nach der Bestätigung des Todesurteils gegen den in Hannover aufgewachsenen Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd durch ein Gericht im Iran kritisiert seine Tochter Gazelle die Bundesregierung und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne). „Ich habe seit tausend Tagen davor gewarnt, dass das passiert. Dass mein Vater jetzt hingerichtet werden soll, ist das Resultat der Untätigkeit unserer Regierung“, sagte sie der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Donnerstag). Sie ergänzte: „Wo waren denn die ernsthaften Konsequenzen, von denen Frau Baerbock gesprochen hat, als ein deutscher Staatsbürger entführt und in einem Schauprozess zum Tode verurteilt wurde?“
Wenn das Todesurteil gegen ihren Vater nicht verhindert werden könne, könne sich niemand vor dem iranischen Regime sicher fühlen. „Wenn mein Vater nicht gerettet wird, echte Maßnahmen ergriffen werden, um sein Leben zu retten, dann können wir alle aufhören, von Menschenrechten zu sprechen“, sagte sie.
Jamshid Sharmahd wurde im Sommer 2020 vom iranischen Geheimdienst in Dubai festgenommen. Seitdem sitzt er im Iran im Gefängnis. Am 21. Februar verurteilte ihn das Revolutionsgericht zum Tode. Am Mittwoch wurde der Richterspruch laut Medienberichten und Angaben von Amnesty International bestätigt. Amnesty hatte scharf dagegen protestiert. Dem Verurteilten drohe eine unmittelbare Hinrichtung, mahnte die Organisation. Sie rief die Bundesregierung erneut zu mehr Druck auf Teheran und zu eindeutigen und wahrnehmbaren diplomatischen Konsequenzen auf.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte das Todesurteil gegen Sharmahd als „absolut inakzeptabel“ kritisiert. Der Deutsch-Iraner habe „zu keinem Zeitpunkt nur den Ansatz eines fairen Prozesses“ gehabt.
Der in Teheran geborene Sharmahd kam im Alter von sieben Jahren nach Deutschland und wuchs in Peine und Hannover auf. Nach der islamischen Revolution 1979 verließ er den Iran endgültig. In Hannover betrieb er ein Computergeschäft. Seit 1995 ist er deutscher Staatsbürger mit doppelter Staatsbürgerschaft. 2003 wanderte der Familienvater in die USA aus und baute dort ein Software-Unternehmen auf. Gleichzeitig setzte er sich für iranische Oppositionsgruppen ein.