Hannover (epd). Die Telefonhotline „Nummer gegen Kummer“ ist nach Erfahrungen der Diplom-Pädagogin Anna Zacharias kein Saisongeschäft. Das Hilfsangebot werde oft in Zusammenhang gebracht mit Zeugnissen oder Abi-Prüfungen, dabei gehe es in vielen Anrufen gar nicht um Schule, sagte sie dem Evangelischer Kirchenfunk Niedersachsen-Bremen. Zacharias ist Mitglied des Betreibervereins. Bei den Heranwachsenden gehe es um Liebe, Sexualität und Partnerschaft, „aber stark zugenommen hat vor allen Dingen in den letzten Jahren auch der Themenbereich 'psychische Probleme und Gesundheit'.“
Auch Themen wie die Beziehung zu den Eltern oder Einsamkeit würden die Ratsuchenden seit der Corona-Pandemie verstärkt beschäftigen, ergänzte Zacharias. Denn obwohl Kontakte durch Social Media extrem schnell möglich seien, könnten genau dort auch Probleme entstehen. So würden sich viele Jugendliche mit Freunden oder „Stars und Sternchen“ in den Sozialen Medien vergleichen und feststellen, dass sie bei dem dort präsentierten „tollen Leben“ nicht mithalten könnten. „Das führt dann letztendlich auch wieder zu Einsamkeit.“
Mehr als 120.000 Beratungen für Kinder, Jugendliche und Eltern habe es im vergangenen Jahr bundesweit gegeben. Allein in Niedersachsen hat die Nummer gegen Kummer nach eigenen Angaben an 10 Standorten rund 300 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hilfe sei zwar auch per Chat möglich, aber viele junge Menschen riefen trotzdem lieber an. „Die haben eine Frage oder ein Problem und wollen das sofort beantwortet wissen“, sagte Zacharias. Kinder und Jugendliche täten sich zudem schwer, ihre Emotionen zu verschriftlichen. „Dann ist das Telefon das einfachere Medium für sie.“