Die Energiepreispauschale hat den Kirchen unverhoffte Steuermehreinnahmen verschafft. Bereits im August hatten sich die Landeskirchen in Niedersachsen und Bremen darauf geeinigt, das Geld für Menschen in Not auszugeben. Nun haben sie Bilanz gezogen.
Hannover/Bremen (epd). Die sechs evangelischen Landeskirchen in Niedersachsen und Bremen haben eine positive Bilanz ihrer gemeinsamen Hilfsaktion „Wärmewinter“ gezogen. Aus ungeplanten Mehreinnahmen aus der Kirchensteuer auf die Energiepauschale sind seit Beginn der kalten Jahreszeit mehr als 4,6 Millionen Euro in diakonische Projekte für Menschen geflossen, die unter den gestiegenen Energiekosten besonders leiden, wie die Landeskirchen und die Diakonie in Niedersachsen am Donnerstag mitteilten. Die Angebote seien gut angenommen worden und hätten das soziale Netz im Nordwesten gestärkt, lautete der Tenor.
Zum breiten Spektrum der „Wärmewinter“-Angebote zwischen Küste und Harz zählten den Angaben zufolge etwa Vesperkirchen, Wärmestuben, kostenlose Mahlzeiten, Kinoabende und Kreativ-Treffs. An einigen Orten wurden mit den Steuermehreinnahmen auch Gutscheine für Energie und Lebensmittel, Einzefallhilfen für Notfälle und der Ausbau der Schuldnerberatung finanziert. In Bremen etwa gehörten der Kältebus der Johanniter und Indoor-Spielplätze zum Angebot. In Lüneburg ermöglichte die Kirche beispielsweise Gratis-Haarschnitte und kostenlose Tierarzt-Dienste.
„Der Wärmewinter hat wichtige Impulse der christlichen Nächstenliebe gesetzt“, sagte der Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen, Hans-Joachim Lenke. Die Aktion habe gezeigt, dass die Menschen dezentrale Orte der Begegnung mit niedrigschwelligen Hilfs- und Beratungsangebote bräuchten. Der Diakoniereferent der braunschweigischen Landeskirche, Thomas Hofer, ergänzte, dass die Kirche mit der Aktion ihre Verantwortung für Menschen in Not wahrnehme. „Wir sind Kirche für Andere und nicht für uns selbst.“
Am gleichen Tag hatten in Hannover auch die Diakonie und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ihre bundesweite Bilanz zur Aktion vorgestellt. „Durch diesen Winter hat ein warmer Wind der Verbundenheit und der Solidarität geweht“, sagte die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus. Diakonie-Präsident Lilie betonte, auch im Frühjahr seien weiter Hilfen nötig und viele Angebote würden weitergeführt. Er forderte eine verlässliche staatliche Finanzierung für die Sozialarbeit. „Der soziale Frieden setzt voraus, dass die Versprechen des Sozialstaats eingelöst werden.“
Die evangelischen und katholischen Kirchen in Niedersachsen und Bremen hatten sich auf Empfehlung von EKD und Deutscher Bischofskonferenz im August geeinigt, die Steuermehreinnahmen für diakonische und karitative Angebote einzusetzen. In der größten der 20 EKD-Gliedkirchen, der hannoverschen Landeskirche, betragen die Mehreinnahmen nach vorläufigen Schätzungen rund 5 Millionen Euro. Eine Hälfte wurde bereits ausgegeben, die zweite soll in den kommenden Monaten laufenden Projekten zugutekommen. Zahlen für alle Landeskirchen konnte die EKD am Donnerstag nicht nennen.